Ein Platz, an dem sich die Gemüter scheiden
Reisegolfer
6
Linksgolfer
4
Leserwertung0 Bewertungen
0
Pluspunkte
Eine Herausforderung für sportlich Ambitionierte
Unvergessliches Erlebnis
Einige spektakuläre Löcher
Negativpunkte
Selten war ein Platz künstlicher
Absurdes Greenfee für Deutschland
Der Name hat mehr Links als der Platz
5

Winston Links. Der Platz ist ja seit der Eröffnung in aller Munde in Golferkreisen. Die Familie Pon hat hier richtig investiert. Zusätzlich zu den schon seit 2002 bestehenden beiden Plätzen (OPEN und KRANICH) hat im Juli 2011 der neue Linkskurs eröffnet. Hier hat man 1,2 Millionen Kubikmeter Erde bewegt, um dem Spieler eine Art Linksgolfgefühl zu geben. Wer diesen Blog schon mal gelesen hat weiß ja, dass ich Golfplätze mag, aber Linkskurse liebe. Und daher war ich nach meiner Ansicht auch genau der richtige Tester.

Im Juli konnten wir dann endlich den Gutschein einlösen, den wir im Juni letzten Jahres geschenkt bekommen haben. Der erste Eindruck, nachdem man das Gelände mit seinem Auto nach längerer Fahrt durch meist enge, kurvenreiche Strassen befährt, ist: “Mmmh. Was ist das denn? Ist das Mecklenburg-Vorpommern?”. Linker Hand sieht man von der Zufahrt aus nur spitze Sandhügel. Nun ja. Es sieht trotzdem beeindruckend aus. Wir wurden nett empfangen und nach kurzem einspielen begann die Runde.

Erster Eindruck vom Tee 1 war sehr positiv. Schöner Anblick und es hatte wirklich etwas von einem Linkskurs. Die Fairways waren wellig und nicht immer breit. Die Landezone für den perfekten Schlag war breit genug. Aber nicht jeder Schlag bei jedem Normalgolfer ist perfekt, wie wir ja alle wissen. Trotzdem schön. Die ersten 9 machten mir viel Spass. Es war eine gute Mischung von linksähnlichen Löchern mit machbarer Länge. Einige Male spielte man auch an einem Wald entlang. Was es ja auch einige Male auf echten Linkskursen gibt. Man sollte nur nicht allzu viel streuen bei seinen Schlägen. Das spart lange Sucherei. Ich durfte zweimal lange suchen. Glücklicherweise war auf dem Kurs ausser uns beiden nicht viel los (ist der Platz zu teuer?).

Die zweiten 9 fand ich persönlich etwas besser. Da hatte man für meinen Geschmack etwas mehr Links-Gefühl. Mir gefielen die Löcher 10 und 15 ausgesprochen gut (auch wenn ich dort nicht immer gut gescored habe).

Tja. Was soll ich sagen. Wer gerne mal einen Linkskurs spielen möchte und wem die Reise an die Niederländische Küste oder auf die Britischen Inseln zu lang ist, der sollte unbedingt mal ein Wochenende in Vorbeck buchen. Es gibt gute Pauschalen (wir waren in dem sehr nett eingerichteten Haus Vorbeck direkt neben der Anlage) und die zwei anderen Plätze sind auch schön. In den Pauschalen ist übrigens immer eine Runde auf dem tollen 9-Loch Kurs enthalten. Den kann ich jedem ans Herz legen. Linksgefühl mit Par 3 Löchern.

Natürlich ist auch hier nicht alles perfekt. Für mich mit meiner Linkskurs Leidenschaft waren die in die Landschaft gesetzten Dünen zu spitz und zu künstlich… Richtige Dünen sind mehr vom Wind abgerundet… Aber trotzdem

Der Linksgolfer sagt:

Der Begriff Links im Namen eines Golfplatzes weckt Sehnsüchte. Sofort kommen Erinnerungen an die großartigen Austragungsorte der Open Championship wie St. Andrews oder Carnoustie, die auf dem klassischen Linksland gebaut sind – der sandige Boden, der die Verbindung (engl: Link) des Strandes mit dem eigentlichen Festland ist. Unglücklicherweise ist das Wort Links aber kein geschützter Begriff. Tatsächlich hat es sich umgangssprachlich sogar eingebürgert, den Begriff synonym für einen Golfplatz zu benutzen. Theoretisch könnte also jemand einen Golfplatz in Florida mit einem Dutzend Seen und zahlreichen Bäume bauen und ihn Links nennen (was natürlich auch schon einige getan habe, siehe Tatum Ridge oder Bay Tree National. Die erste Frage, die sich bei einem Besuch des WinstonLinks im bei Schwerin gelegenen WinstonGolf Resort stellt, ist daher ob wir es überhaupt mit einem waschechten Linksplatz zu tun haben, wie er auch in Schottland oder Irland existieren könnte.

Als Definition dient dabei nicht die Begriffsauslegung des British Golf Museum, die sogar einigen der Open-Austragungsorte den Links-Status nehmen würde, sondern die von George Peper und Malcolm Campbell in ihrem Buch True Links entwickelten Kriterien: Demnach muss ein echter Linksplatz

  • in Nähe zum Meer liegen
  • auf sandigem Untergrund gebaut sein
  • das ganze Jahr über schnelle, harte Fairways und Grüns bieten
  • windanfällig sein
  • baumarm sein
  • und einen natürlichen Charakter haben

Und nach diesen Kriterien ist der WinstonLinks zwar eine nette Abwechslung gegenüber den in Deutschland üblichen Parkland-Kursen, ein echter Linksplatz ist er jedoch nicht. Bei der Distanz zum Meer (zur Ostsee sind es Luftlinie 40 Kilometer) könnte man mit ganz viel Wohlwollen noch ein Auge zudrücken. Wenn man allerdings hinzunimmt, dass man an fast allen Löchern im Hintergrund auf Wälder blickt und die Fairways und Grüns (noch?) keine schnellen Linkseigenschaften besitzen, hat der WinstonLinks ernsthafte Probleme seinen Namen zu rechtfertigen. Doch es ist vor allem der letzte Punkt, der ihm den Todesstoß versetzt. Denn der von David Krause gestaltete Platz ist ein durch und durch künstlich.

Mittels Bulldozern wurden über 1 Million Kubikmeter Erde bewegt, extrem ondulierte Fairways erstellt und bis zu zehn Meter hohe Dünen aufgeschüttet. Wobei Dünen eigentlich nicht richtig ist. Statt die Form der vom Wind abgerundeten Dünen der originalen Linksplätze aufzunehmen, entschloss man sich aus irgendeinem Grund sie spitz zu gestalten. Wenn man diese noch nicht richtig bewachsenen Hügel das erste Mal sieht ist die erste Assoziation daher nicht unbedingt Golfplatz, sondern der Dino-Sunghaufen aus “Jurassic Park”.

Die Dünen sind allerdings nur ein optischer Unterschied zu einem echten Linksplatz. Viel gravierender ist, dass sich der WinstonLinks nicht wie ein echter Linksplatz spielt – zumindest noch nicht. Die Grüns sind sehr langsam und die Fairways zu hoch gemäht als dass sie die charakteristischen Lins-Spieleigenschaften zulassen würden. Dies mag allerdings durchaus noch der Tatsache zu schulden sein, dass der Platz erst Anfang Juli offiziell eröffnet wurde und zur Schonung noch nicht komplett runtergemäht wird. Die schlechtere Alternative wäre, dass der Platz anders als ein echter Links nicht exzellent entwässert und sich daher aufgrund der Regenfälle in den Tagen zuvor langsam spielte.

Doch Links hin oder her. Die wichtigere Frage ist, ob es Spaß macht den Platz zu spielen und das Greenfee gut investiert ist. Satte 120 Euro werden für eine 18-Loch-Runde aufgerufen womit der WinstonLinks einer der teuersten Golfplätze Deutschlands ist. Eine Summe, die u.a. dadurch gerechtfertigt wird, dass man an allen Ecken den Spieler auf den großen Preis hinweist, den der Platz in diesem Jahr gewann. Im Februar wurde der WinstonLinks vom GolfMagazin als bester neuer Golfplatz Deutschlands prämiert. Eine fragwürdige Entscheidung. Nicht weil es einen besseren gibt (darüber kann ich mir kein Urteil erlauben), sondern weil laut einer verbreiteten Pressemitteilung Plätze nominiert werden durften, die “zwischen dem 1. Januar 2009 und dem 31. Dezember 2010 deutschlandweit neu eröffnet wurden”. Warum der am 1. Juli 2011 für den Spielbetrieb freigegebene WinstonLinks also überhaupt nominiert werden konnte, bleibt ein Rätsel, das vermutlich nur die Anzeigenabteilung des Golf Magazins lösen kann. Natürlich gab es schon genügend für die Fachjury zu sehen um einzuschätzen, dass hier etwas besonderes entsteht. Doch wie bitte schön kann man einen Platz ernsthaft bewerten, wenn man ihn nicht im fertigen Zustand gespielt hat. Denn dabei treten doch deutlich einige Defizite im Design von David Krause auf.

Das Gravierendste liegt dabei in der Ausrichtung der Löcher. Die Bahnen 6, 8 und 10 verlangen von den weißen Teeboxen eine Carry-Distanz von 200+ Meter bis das Fairway erreicht wird. Kein prinzipielles Problem, schließlich kann man ja auf die gelben Abschläge ausweichen, von denen es nur zwischen 150 und 180 Meter sind. Und herausfordernde Löcher gehören nun mal zu einem guten Golfplatz. Auffällig ist jedoch, dass all diese Bahnen, sowie die von der Gesamtlänge für alle Teeboxen anspruchsvollsten Löcher (4, 6, 10 und 16) in eine Himmelsrichtung gebaut sind. Genau wie man darauf achten sollte, dass nicht viele aufeinanderfolgende Löcher in die gleiche Richtung laufen, sollte ein Architekt auch die Ausrichtung der schwierigen Löcher wechseln um an allen Tagen eine vergleichbare Herausforderung zu bieten. Das wurde hier leider nicht getan, und so wird der WinstonLinks an den (seltenen) Tagen an denen Südwind herrscht, nahezu unspielbar, während er sich bei Nordwind sicherlich für den gewöhnlichen Amateur 5-6 Schläge leichter spielt. Ein Umstand, den man leicht hätte vermeiden können

Eine bizarre Idee ist es zudem, die oft auf verschiedenen Ebenen angelegten Fairways durch schräge Rough-Flächen zu verbinden. Dass Glück zum Linksgolf gehört ist allgemein bekannt, doch bezieht sich dies in erster Linie auf die glücklichen oder unglücklichen Bounces, die der Ball beim Aufprall auf den welligen Fairways nimmt. Einen Platz so anzulegen, dass ein Mitte Fairway geschlagener und landender Ball in einer schrägen Roughfläche verschwindet ist dagegen gelinde gesagt ungewöhnlich und macht einen ohnehin schwierigen Platz nur noch unnötig schwieriger. Die Handicap-Beschränkung von 28 (Herren) bzw. 36 (Damen) hat also durchaus seine Berechtigung. Doch selbst viele, die diese Grenzen erfüllen, werden frustriert vom 18. Grün gehen. Etwas, was in den kommenden Jahren sicherlich noch zunehmen wird. Bis jetzt sind die Hügel, die die Fairways säumen nur spärlich bewachsen wodurch man 90% seiner Bälle wiederfinden kann. Doch wenn die Natur sich diese Hügel erst einmal zurückerobert hat, muss man schon den einen oder anderen Sleeve Bälle mehr mitnehmen. Vermutlich wird man dann diese Irrläufer überhaupt nicht mehr suchen. Denn die Hügel bergen auch ein Sicherheitsrisiko. Aufgrund ihrer Höhe, der Steilheit und dem nicht sehr stabilen Untergrund besteht durchaus die Gefahr, dass man abrutschen und zehn Meter in die Tiefe purzeln kann. Ein Umstand der die Wahl dieser “Dünenform” noch fragwürdiger erscheinen lässt.

Doch bei aller Kritik ist der WinstonLinks natürlich ein einmaliges Erlebnis. Während man auf vielen Golfplätzen die Bahnen schon wieder vergessen hat bevor man ins Clubhaus geht, erinnert man sich hier noch Tage später lebhaft an die Löcher und die vielen (vielen, vielen) Schläge, die man auf ihnen absolviert hat. Fantastische Bahnen wie das spektakuläre Eröffnungsloch, die 3 (ein Dogleg nach links, das erst tief nach unten und dann wieder hoch geht) oder die 15 (ein leicht bergauf gehendes mittellanges Par 4 mit breitem, von Topfbunkern durchzogenem Fairway) versöhnen für Designschwächen und die 120 Euro Greenfee, die – da darf es keine zwei Meinungen geben – vollkommen überzogen sind. Denn so einzigartig das Golferlebnis auf dem WinstonLinks auch ist: angesichts des betriebenen Aufwandes und des offensichtlich verfügbaren Geldes wäre hier noch so viel mehr möglich gewesen. So bleibt allen, die in Deutschland echtes Linksgolf spielen wollen, auch weiterhin nur die Reise nach Sylt zum Golfclub Budersand.

  1. Motiviert durch das Flight for Friends-Angebot auf der Hansegolf 2014 haben meine Clubkameraden und ich uns auf den Weg zu Winstongolf gemacht. Anfang Juni haben wir dann bei Linkswetter diesen Kurs gespielt. Die Grüns sind inzwischen schnell, die Fairways hart, allerdings sind sehr künstlich wirkenden Hügel noch eher kärglich bewachsen und man findet weiterhin jeden Ball wieder, wenn man gut zu Fuss ist. Man kann sich auf diesem Platz in Situationen spielen, die, was die persönliche Gefährdung durch Abstürze angeht, grenzwertig sind.

    Wie schon erwähnt, herrschte bei unserem Besuch Linkswetter, der Regen prasselte horizontal auf uns ein, zum Glück meistens aus der richtigen Richtung, denn das Fairway bei voller Breitseite zu erreichen, stellt dann eine gewisse Herausforderung dar.
    Ich habe nun im August ein weiteres Mal diesen Platz mit Bekannten aus einem Golfforum besucht und dieses Mal hatten wir wieder diese Wetterkonstellation mit sich ständig wechselnden Regen, Sonne und Wind, und zeitweise alles zusammen. Bei beiden Besuchen kam ich mir ziemlich verloren auf diesem Platz vor, ab und an sieht man mal einen anderen Flight, aber überfüllt würde ich diesen Platz in der Woche nicht nennen. Der Service mit kostenlosem Birdiebuch, Getränken und Teegeschenk ist gut und der happigen Greenfee angemessen. Ich hätte jetzt noch kostenlose Rangebälle erwartet, aber die waren leider im Angebot nicht enthalten.

    Kann ich den Platz empfehlen, muss man ihn gespielt haben? Jein, eine Spielwiese für Erwachsene, keine Frage, man sollte allerdings schon über gewisse Längen verfügen, sonst macht dieser Platz wenig Spaß.

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