Das Comeback des Jahres

Manchmal können Profis doch noch etwas von Amateuren lernen. Wenn wir ein Turnier beendet haben, sitzen wir gerne noch ein paar Stündchen zusammen, trinken das eine oder andere Glas und warten auf die Siegerehrung. Die Profis hingegen können nie schnell genug die Biege machen – manchmal sogar etwas zu schnell.

Im letzten Jahr machte Alex Cejka Schlagzeilen, als er nach offensichtlich verpasstem Cut bei der Zurich Classic von New Orleans den Heimflug antrat. Kaum in Las Vegas gelandet, erfuhr er, dass der Cut aufgrund der Witterung nicht angewendet wurde. Um sein Preisgeld und vor allem die Ranglistenpunkte nicht zu verlieren, musste er am nächsten Morgen wieder am Tee stehen. Also schnappte er sich den ersten Flug, der grob in die Himmelsrichung ging, mietete ein Auto und fuhr die ganze Nacht hindurch. Eine Stunde vor Abschlag erreichte er den Golfclub, lieh sich Schläger und Klamotten – uns spielte seine beste Runde der Woche. Doch am letzten Wochenende wurde jemand fast noch schlimmer auf dem falschen Fuß erwischt als Cejka, wie ESPNs Jason Sobel in seinem Wochenrückblick berichtet.

Der 15-jährige Shun Yat Jason Hak, der letzten November als jüngster Spieler der European-Tour-Geschichte einen Cut schaffte, verpasste beinahe einen Sieg, weil er zu früh abreiste. Es geschah in der von der American Junior Golf Association veranstalteten Cliffs Championship, bei der Hak nach der ersten Runde mit zehn Schlägen Rückstand auf den Führenden den geteilten 34. (bei 54 Teilnehmern im Alter zwischen 12 und 18) belegte. Doch in der zweiten und finalen Runde am Sonntag spielte sich Hak regelrecht in einen Rausch. Er absolvierte die ersten neun Löcher in fünf unter Par und konnte auf der Back 9 trotz zweier Bogeys sogar noch nachlegen: Mit einer 64 spielte er einen beeindruckenden Platzrekord. Doch das eigentliche Drama begann erst Stunden später.

In der Überzeugung, irgendeiner der 33 vor ihm platzierten Spieler würde seinen Vorsprung locker verteidigen, trat Shun Yat Hak mit seiner Familie die Heimreise von North Carolina nach Florida an. Sie hatten bereits ein Viertel des Weges zurückgelegt als das Telefon klingelte. Am anderen Ende der Leitung war der Turnierdirektor, der den Haks mitteilte, dass ihr Sohn womöglich noch für ein Play-Off gebraucht wird. Chancenlos noch rechtzeitig wieder zurückzukommen, fand sich Hak damit ab, dass er automatisch den zweiten Platz belegen würde, wie er Sobel in einem Telefon-Interview erzählte. Doch das Schicksal meinte es gut mit dem gebürtigen Hongkong-Chinesen. Denn kurz darauf rief die Turnierleitung erneut an und teilte dem Teenager mit, dass keiner der anderen Spieler an sein Gesamtergebnis herangekommen war, und Hak mit einem sensationellen Comeback seinen zweiten AJGA-Titel des Jahres gewonnen hatte. Auf die Frage wie er denn gefeiert habe, antwortete der Jugendliche fast schon so verschmitzt wie ein Pro. “Wir haben an einem guten Restaurant angehalten. Ich habe das Steak bekommen.”

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