Abschied von einem treuen Freund

Mit Golfbällen ist es fast wie mit Menschen. Die meisten von ihnen kennt man nicht lange genug um irgendwelche emotionalen Bindungen zu entwickeln. Besonders für jemanden wie mich, der immer mal wieder Schwungfehler einbaut, wäre vermutlich das Wort Rundenabschnittsgefährte eine treffendere Bezeichnung für das Spielgerät.

Und so habe ich mir auch nichts besonderes dabei gedacht, als ich am vergangenen Sonntag zum Monatspreis erstmals einen neuen Lakeball mit der Ansage “Bridgestone 2 mit schwarzem Balken” aufs Tee legte. “Ist ja nicht so schlimm”, meinte einer der Flightpartner mitleidig, der dank Geschäftsführerschaft in einem großen Kaufhaus mit Golfabteilung natürlich nur die teuersten Bälle benutzt. Doch wer zuletzt lacht, lacht bekanntlich am besten und so flog der kleine Bridgestone carry über seinen Ball, zeigte ihm in zehn Meter Höhe die lange Nase und landete 50 Meter weiter mitten auf dem Fairway. Und so nahm die längste Linksgolfer-Golfball-Beziehung meines Lebens seinen Lauf.

Bereits nach den ersten 18 Loch unserer Arbeitsbekanntschaft war die Freude groß, nach den zweiten 18 Loch am letzten Mittwoch (die auch noch in eine Unterspielung mündeten) überlegte ich im Überschwang der Gefühle kurzfristig ihm einen Kosenamen zu geben. Nicht dass ich nicht mit meinen Bällen reden würde. Kennt man ja aus dem Fernsehen. Und wenn selbst die Profis versuchen ihre Bälle mittels Sprachsteuerung zu kontrollieren, kann es ja nicht schaden, das auch selber zu versuchen. Allerdings würde ich die Bezeichnungen Penner oder Mistding nach ausgelippten Putts jetzt nicht direkt als Kosename bezeichnen.

Und so verbannte ich dann doch schnell den Gedanken, meine Zuneigung zu Bridget meinem Bridgestone auf dieser Art Ausdruck zu verleihen. Außerdem hatte bei mir noch nie ein Ball mehr als 37 Loch gehalten und man kann nicht ewig den zahlreichen Wasserhindernissen, Wäldchen und meterhohen Roughstreifen unseres Platzes entgehen. Das Ende unserer Beziehung war also abzusehen. Doch das sah mein Partner in Crime anders. Wie ferngesteuert fand er auch in der dritten Runde sein Ziel. Einzig am 10. Loch zog es ihn kurzzeitig an sein Lieblingsversteck. Die Hecke hatte er bereits am Vortag einmal heimgesucht und mich damit einen von drei Strichen gekostet. Doch dieses Mal hatte er sich lediglich eine Lichtung ausgesucht, ließ sich zum Bogey herausspielen und entschuldigte sich für seinen kurzen Rebellionsversuch mit zwei Sandy Pars auf den Folgelöchern und erneuten 36 Punkten.

Womit wir beim heutigen Tag wären und den Versuch meinen neuen besten Freund eine vierte Runde lang zu spielen. Mit einem 250 Meter Drive und einem Par auf dem längsten Loch des Platzes ließ er noch einmal all seine Qualitäten aufblitzen und auch an Loch 2 sah es noch gut aus, bis er sich beim Schlag ins Grün kurzfristig entschloss gen Bunker abzubiegen. Und hier hatte dann auch das letzte Stündlein für meinen treuen Gefährten geschlagen. Ein blitzsauber getoppter Bunkerschlag katapultierte den Ball übers Grün in einen kleinen Tümpel der dank des Regens der letzten Tage gerade genug trübes Wasser hatte, um mein geliebtes Spielgerät für immer zu verschlucken.

Nach einer kurzen Gedenkminute für meinen treuen Begleiter holte ich im Überschwang der Gefühle einen Pro-V1 aus der Tasche. Schließlich hatte ich ja jetzt gelernt den Ball im Spiel zu halten, da kann man schon mal ein wertvolleres Exemplar hervorzaubern. Doch neun Loch später hatte das Ersatzgerät genug und verabschiedete sich ebenfalls in einen Teich. Sieht ganz so aus als hätte wieder die Zeit der Rundenabschnittsgefährten für mich begonnen.

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