Wenn man Linkskurse so mag, wie wir es bei Spieltgolf tun, dann gibt es auf den Britischen Inseln einige Ziele, die man unbedingt mal besucht haben muss und an denen man auch Golf spielen sollte. In Großbritannien war ich schon fast einmal rund um die Insel. Nur in Irland war ich bisher selten. Einer meiner Traumorte dort war immer schon Ballybunion mit seinem Old Course. Laut allen relevanten Listen einer der 50 besten Golfplätze der Welt. Im April hatte ich nun im Rahmen eines Turniers über 4 Tage und 4 Plätze die Gelegenheit dort zu spielen und mir eine Meinung zu bilden, ob der Platz wirklich Weltklasse ist.
Der Ballybunion GC wurde 1893 gegründet und begann mit einem 9-Loch Platz in den Dünen des kleinen Ortes. Immer am Rande des finanziellen Ruins, brachte erst ein pensionierter britischer Army Offizier finanzielle Sicherheit. 1926 baute man den Kurs dann auf 18 Löcher aus. Die Dünenlandschaft bot perfekten Grund für den Kurs. In Vorbereitung eines großen Turniers beauftragte man den damals renommierten Tom Simpson, Vorschläge zur Verbesserung des Platzes abzugeben. Der gute Mann war so beeindruckt von dem Platz, dass er nur drei kleine Änderungen für den Old Course vorschlug.
Die doch etwas abgeschiedene Lage an der Westküste führte dazu, dass es hier kaum große Turniere gab und der Platz eher ein Geheimtipp blieb. Das änderte sich, als 1981 Tom Watson in Vorbereitung auf die OPEN Championship das erste Mal hierher kam und begeistert war. Aus diesem Grund wurden US Amerikaner auf den Platz aufmerksam. Diese sind heute die Basis für den Golftourismus in dieser wundervollen Region Irlands.
Wenn man das erste Mal zum Club fährt, sieht man sehr schnell das Ergebnis der vielen Touristen aus Übersee, denen die Höhe eines Greenfees egal zu sein scheint. Im Zentrum des Kurses “thront” ein sehr großes, modernes Clubhaus. Und rundherum nur hohe Dünen. Das ist schon ein sehr beeindruckender Anblick. Dieser tolle Eindruck hält sich auch, wenn man auf dem Abschlag von Loch 1 steht. Linker Hand die Dünen und rechts ein Friedhof, der dem Loch auch seinem Namen gibt. Tombstone. Nichts für rechtshändige Slicer mit schwachen Nerven.
Die nächsten Löcher ziehen sich entweder durch die Dünen oder am Ort Ballybunion entlang. Jedes dieser Löcher ist auf seine Art herausfordernd, aber nie unfair. Kennzeichnend ist aber, dass man fast immer erhöhte Grüns anspielt. Wenn man sich hier mit der Länge vertut, dann rollt der Ball oft wieder herunter zum Fairway. An Loch 6 geht es das erst Mal zum Meer. Ein Dogleg links mit Auspfählen auf der rechten Seite. Das sieht von weitem leicht aus. Man muss aber immer auf dem (wieder mal) erhöhten Grün landen.
Loch 7 ist wieder mal nichts für Spieler, die vom Abschlag aus nach rechts tendieren. Rechts das Meer und der Strand, der sich knapp 20 Meter unter einem befindet. Auch ich habe hier zweimal Glück gehabt. Meine Bälle landeten immer knapp im Spiel, obwohl rechts mehr als genug Platz war. Nach einem netten Par 3 an der 8 ging es dann zum optisch vielleicht nicht sehr aufregenden Loch 9. Mit knapp 390 Meter (für mich) doch recht lang, hatte es vor allem das Grün in sich. Dieses war schmal und lang. Der erste Teil hatte ein extremes Gefälle und man möchte auch nicht links landen. Ein Loch, bei dem man sich sehr über ein Par freut.
Die zweiten Neun sind dann nur noch in den Dünen und bringen einen auf drei Löchern direkt ans Meer. Den Start mit dem kürzesten Par 4 auf dem Platz fand ich schon klasse. Vom Abschlag aus erkennt man nur einen kleinen Teil des Fairways des Doglegs. Unser norwegischer Mitspieler hat dann mal auch einfach das Grün angegriffen. Er war auch fast erfolgreich. Der Ball lag neben dem Grün und von dort reichte ein Chip und ein Putt zum Birdie. Als bekennender Shorthitter musste ich mich hier mit einem Par begnügen.
Bei den Löchern der zweiten 9 ist es für mich sehr schwer, einzelne aus der großen Auswahl hervorzuheben. Die eben beschriebene 10 ist gut. Die beiden Par 3s (14 und 15) sind nett, und Loch 16 – ein kurzen Dogleg Par 5 -, bei dem man durch eine Dünenlücke das erhöhte, zum Fairway abfallende Grün treffen muss, ist auch klasse. Im Kopf bleibt aber die 18. Der Abschlag geht über das Grün der 17 Richtung Clubhaus. Der nächste Schlag an diesem Par 4 geht etwas nach links in ein von drei Seiten von Dünen eingerahmtes Grün. Jeder von uns hatte seinen Ball im Dünengras und keiner erreichte hier sein Par am Abschlussloch.
Nach der Runde ging es in die Bar des Clubs mit dem großartigen Ausblick auf die 18 und das Meer. Ich mag solche Turniere mit Teilnehmern aus vielen verschiedenen Ländern sehr gerne. Und für gute Gespräche beim Getränk nach der Runde war die Bar mit der tollen Aussicht perfekt. Ach ja. Nach Tag 1 auf dem Old Course lagen wir noch ganz gut im vorderen Mittelfeld. Das sollte sich dann mit dem Cashen Course ändern…
Ist der Platz nun wirklich Weltklasse? Ich denke ja. Auch wenn dem Kurs zur Höchstnote eine durchgehend hohe Qualität bei allen Par 3s fehlte. Zwei von Ihnen (Loch 8 und Loch 14) sind zwar gut, aber nicht herausragend. Obwohl ich die Greenfees auf den berühmten Plätzen in Irland allmählich für etwas übertrieben hoch halte, sollte man den Platz auf seine Playlist nehmen, wenn man im Südwesten Irlands unterwegs ist und tolle Plätze spielen möchte.
Fazit: Großartiger Linkskurs, den man mal gespielt haben muss.
Gespielt am 09.04.2019