Es gibt Löcher, die brennen sich für immer in die Gehirnwindungen. Die 16 von Bandon Dunes gehört definitiv dazu. Vom Tee sieht man rechts den Ozean, davor eine Steilklippe mit freigelegtem Fels. Dann beginnt der untere Teil des Fairways, es folgt ein Hügel und das obere Fairway. Und vor all dem eine ehrfurchteinflößende Schlucht, über die es zu driven gilt. Dass diese Bahn der Schlüssel zum Erfolg von Bandon Dunes sein würde, war David McLay Kidd bereits 1999 klar, als sein Debütkurs öffnete. Und er machte alles richtig.
In der biennalen Liste der besten Golfplätze der USA stieg Bandon Dunes 2011 bis auf den 5. Rang und wäre der Platz nicht so gut angekommen, würde die Golflandschaft in Nordamerika heute vermutlich ganz anders aussehen. Es gäbe keine 5 Plätze in Bandon, kein Sand Valley in Wisconsin, kein Cabot in Kanada. In den Bestenlisten ist Bandon Dunes mittlerweile zwar vom Schwesterplatz Pacific Dunes überholt worden. Und dennoch: unterhält man sich mit Golfern vor Ort, fällt es jedem schwer, die vier 18-Loch-Plätze in eine Reihenfolge zu bringen. Es ist, als würde man Eltern bitten, ihre vier Kinder nach Beliebtheit einzustufen.
Was auf jeden Fall für Bandon Dunes spricht, ist der kurze Weg. Als einziger Platz des Resorts startet und endet er an der Lodge, dem Haupt-Hotel, sowie den meisten Pubs und Restaurants. Man kann also ohne Shuttle-Fahrt zum ersten Tee gehen. Dort wartet zugleich auch das interessanteste Auftaktloch des Resorts. Das in einem leichten Dogleg nach rechts verlaufende Par 4 endet auf einem wunderbar von Bunkern verteidigten, erhöhten Grün. Doch der richtige Spaß beginnt erst mit dem Weg zum Ozean.
Loch 4 führt uns mit einem scharfen Dogleg nach rechts dort hin. Ist man im Knick angekommen, entfaltet sich ein traumhafter Blick auf ein Grün, das direkt im Meer zu enden scheint. Die nächsten zwei Löcher ziehen sich am Wasser gen Norden entlang und bieten ganz unterschiedliche Anforderungen. Bahn 4 ist ein langes Par 4, bei dem man sich erst einmal fragt, wohin der Drive zu platzieren ist. Links wartet Wasser, zentral sind Rough-Hügel im Weg und von der sicheren rechte Seite ist der Schlag ins Grün blind. Der ideale Schlag geht daher carry über die Hügel (etwa 180 Meter). Von dort muss man noch einen aufregenden Schlag in das von einem Dünenkorridor eingebettete Grün bewältigen.
Die 6, ein kurzes Par 3, ist ähnlich aufregend. Bei starkem Wind ein echter Test, ist es bei ruhigeren Windverhältnissen eine Birdie-Chance. Üblicherweise weht es hier übrigens morgens weniger als nachmittags weswegen ein cleverer 36-Loch-Plan mit Bandon oder Pacific beginnt und Old Mac oder Trails endet. Nach der S-förmigen 7 und der von ansprechenden Bunkern durchquerten 8, ist die 9 noch einmal eine Birdie-Chance. Mit 510 Metern von den Backtees ist es kein kurzes Par 5, aber der Wind hilft für gewöhnlich. Und das hindernisfreie Grün ermöglicht eine Annäherung selbst aus größeren Distanzen.
Die Back 9 beginnen schließlich mit einem Mix aus Hit and Miss. Loch 10 ist ein hochinteressantes Par 4 bei dem man den Drive extrem weit nach links zielen muss, um einen freien Blick in das von einer hohen Düne verteidigte Grün zu haben. Und die etwas bergab führende 12, ein Par 3, hat zwar nur einen kleinen Bunker als Verteidigung. Aber dessen Fußabdruck ist überraschend groß. Der Blick auf das Meer im Hintergrund und der von vorne kommene Wind führt zu vielen kurz gelassenen Schlägen, die wie von Geisterhand in den Bunker rollen. Die 13 und 14 haben mich hingegen kalt gelassen, obwohl Letztere das Lieblingsloch von David MacLay Kidd ist.
Mit der 15 startet dann aber das Crescendo am Wasser. Das anspruchsvolles Par 3 (182 Meter von den Back-, 141m von den Membertees) spielt erneut auf den Ozean zu und sorgt mit seiner False Front dafür, dass alleine schon ein getroffenes Grün ein großer Erfolg ist. Doch egal wie schlecht der Score auf der 15 ist: Wenn man auf dem Tee der 16 steht, ist alles wieder vergessen. Das kurze Par 4 (330m/315m) bietet einen Blick, der sich auf ewig ins Golferhirn einbrennt. Longhitter versuchen bei Rückenwind anzugreifen, aber es reicht vollkommen aus, das obere Plateau zu erklimmen und ein Wedge zu spielen. Auch die 17, die links an einer Schlucht entlang führt, ist noch einmal ein bemerkenswertes Loch. Das Finale zum Clubhaus hingegen geriet eher enttäuschend.
Wie also würde ich am Ende meines Bandon-Trips die Plätze ganz persönlich einordnen? Wenn es rein nach Fun geht, ist Bandon Preserve die unangefochtene Nummer 1. Doch unter den vier Vollblütern geht meine 1 an Pacific Dunes. Er hat die größte Ausgewogenheit und ein unvergessliches Finish. Dahinter hängt vieles von der Tagesform ab. Bandon Dunes hat mit der 16 das beste Loch des Resorts. Old MacDonald hat eine großartige Back 9. Und Bandon Trails hat einen ganz wunderbaren Flow in den Löchern. Für heute ist das Ranking: Pacific Dunes / Bandon Dunes / Bandon Trails / Old MacDonald. Aber morgen kann es schon wieder ganz anders aussehen.
Gespielt am: 12.10.2018