Der 2008 eröffnete Bom Sucesso im portugiesischen Vau hat zwei namhaften Architekten seine Existenz zu verdanken. Die Firma von Donald Steel wurde mit dem Bau beauftragt und der Hauptverantwortliche war kein Geringerer als Martin Ebert, heutzutage als Lieblingsdoktor der R&A bekannt. Doch es ist eine Sache, legendäre Plätze für ein großes Event wie die Open feinzutunen. Eine ganz andere ist es, einen Platz aus dem Nichts zu stampfen – ganz besonders, wenn es den Auftraggebern nicht in erster Linie um Golf ging.
Der Hauptgrund für die Existenz von Bom Sucesso ist, wie bei so vielen Plätzen Portugals, der Verkauf von Immobilien gewesen. Durch die Lage an einem Golfplatz sollte sich die Attraktivität der Wohnungen erhöhen. Denn sie sind der primäre Grund für diese Anlage. Die “bedeutendste Dauerausstellung moderner Architektur” versprach das Prospekt einst. Aber wie es so ist: etwas, was mal modern war, kann schon wenige Jahre später aus der Zeit gefallen sein. Obwohl die gesamte Anlage erst 13 Jahre auf dem Buckel hat, wirken einige Häuser als seien sie jahrzehntealte sozialistische Bauten.
Die Flachdachhäuser, deren rot angestrichener Putz längst verwittert ist, sahen zu großen Teilen unbewohnt aus. Möglicherweise war dies der Jahreszeit geschuldet, allerdings passte es ins Bild eines Golfplatzes, der seine besten Zeiten augenscheinlich bereits hinter sich hat. Und so ist es bezeichnend, dass ich beim Rückblick auf Bom Sucesso mir nur die Häuser, aber nicht die Löcher vor das geistige Auge rufen kann. “Kompetenz, Genialität und Kreativität” würden hier geboten, versprach das Prospekt 2004 möglichen Investoren. Unglücklicherweise wurden diese Forderungen nur an die Häuslebauer und nicht an die Plätzlebauer gestellt.
Mehr Schein als Sein
Der 6228 bis 4842 Meter lange Platz ist in zwei 9 Loch Schleifen arrangiert, die einmal links und einmal rechts des Parkplatzes beginnen. Während sich die Front 9 mit drei Par 5s und zwei Par 3s durch die Wohnanlage ziehen, bewegen sich die mit zwei Par 3s und nur einem Par 5 ausgestatteten Back 9 auf und ab durch freieres Gelände. Qualitativ halten sich beide Schleifen allerdings die Waage. Sowohl der Auftakt als auch das Ende bilden dabei die Schwachstellen des Platzes. Die 1 und 9, beides Par 4s, verlaufen recht uninspiriert nebeneinander her. Die 10 ist ein Allerwelts Par 3 bergab, und die 18 ist eine Fehlkonstruktion. Der Abschlag in eine Senke sieht erst einmal eindrucksvoll aus, danach muss man den Ball aber zwischen Aus und Hotel über zwei Gräben 180 Meter auf das Grün befördern. Man merkt, dass den Architekten hier das Land ausgegangen ist.
Insgesamt gibt es viele Bahnen, die darauf angelegt sind, vom Tee Eindruck zu schinden. Die Par 5s der 2 und der 4 sehen dank erhöhter Abschläge erst einmal attraktiv aus, haben aber wenig Substanz. Die willkürlich verstreuten Bunker der 4 und der Teich im Dogleg der 2 sind mehr Augenfutter als Hirnfutter. Die stärksten Bahnen der Front 9 sind somit die Löcher 7 und 8. Die 7 ist ein leicht bergauf führendes Par 5 mit einem attraktiven Grün. Die 8 ist ein kurzes 291 bis 202 Meter kurzes Par 4 bei dem der Drive blind an einer Ausgrenze entlang führt.
Starkes Finish
Der beste Abschnitt von Bom Sucesso beginnt dann mit der 12. Das 356 bis 264 Meter lange Par 4 verläuft im Dogleg nach links so, dass auf zu weit rechts oder zu lang geschlagene Bälle Wasser lauert. Vor allen Dingen aber ist das Grün stark designt. Die linke Ecke ist hinter einem Hügel versteckt und zentral lauert ein kleiner Bunker auf zu kurz geschlagene Bälle. Es folgt das beste Par 3, das auf 172 bis 101 Metern bergab führt und ein schön onduliertes Grün besitzt. Die 14 führt um einen prominenten Hügel herum, den man sich auch weiter vorne gewünscht hätte, um eine der Bausünden zu verstecken. Und die 17, das einzige Par 5 der Back 9, führt von einem traumhaften Panoramaausblick in einem anspruchsvollen Dogleg nach links 525 bis 414 Meter bergab.
Alles in allem fehlt es in Bom Sucesso an den echten Highlights, die einen Besuch zum Muss machen. Die vereinzelt gelungenen Bahndesigns werden leider von der grauenhaften Bebauung in den Hintergrund gedrängt. Oder wie es die European Tour nennt: “modern architecture merges into the natural beauty of the Óbidos lagoon”. Dass es dann doch aber nur für die erste Stufe der Qualifying School hier gereicht hat, zeigt wohl, dass man selbst dort nicht das größte Vertrauen in die Anlage hat.
Gespielt am: 19.12.2021