Disclaimer: Der Autor dieser Zeilen hat als freier Mitarbeiter Artikel in der “Golf Punk” veröffentlicht. Wer dies als Voreingenommenheit interpretieren möchte: Tun Sie sich keinen Zwang an.
Die Gestaltungsvielfalt bei den Titelbildern hält sich in Golfzeitschriften in Grenzen. In der Regel findet sich ein mehr oder weniger bekannter Golfer, um den die aktuellen Themen des Monats drapiert werden. Nur sehr selten bricht einmal eine Zeitschrift wohltuend aus dem Titelbild-Einerlei aus wie das Golf Magazin im Jahr 2010 mit einem St.Andrews-Cover. Nichtsdestotrotz gibt es innerhalb dieser Monotonie auch immer wieder Cover, die besonders gut oder besonders schlecht gelungen sind. Wir widmen uns an dieser Stelle natürlich den letzteren.
8. Golf Journal: Ausgabe 12/2011
Dass das Golf Journal jemanden aufs Cover hebt ohne offensichtlichen Grund ist nichts Ungewöhnliches. 2011 durften bereits Tiger Woods, Rory McIlroy, Rickie Fowler und Jason Day das Titelbild zieren ohne dass daraus hervorgeht ob – und wenn ja inwiefern – sie in dem Heft vorkommen. Das ist bei so großen Namen vielleicht noch nachvollziehbar, aber dass man in der Dezember-Ausgabe ohne nähere Erläuterung Tom Lewis aufs Cover packt, der selbst unter Golfern nur einem geringen Prozentsatz bekannt sein dürfte, mutet dann doch etwas bizarr an.
7. Golf Magazin: Ausgabe 1/2011
In 3 Schritten zu Tigers Schwung versprach uns dieser Titel im Januar. Heißt das, wenn ich das Heft lese, haue ich ab sofort alle Drives kreuz und quer über den Platz, bekomme keine Bälle mehr aus dem Bunker und schlage mit meinem Holz 3 Mondbälle? Vielleicht nicht die beste Idee während der größten Schwungkrise des einstigen Golf-Dominators mit dessen Schwung zu werben? Scheint aber die Redaktion nicht gestört zu haben, denn im Juni machten sie es – wenn auch kleiner – gleich nochmal. Überhaupt bewiesen die Redakteure im Nachhinein betrachtet kein gutes Händchen in 2011: So warben sie im April mit Martin Kaymers “Masterplan für Augusta”, der bekanntermaßen in einem verpassten Cut resultierte.
6. Golf Punk: Ausgabe September 2011
Es ist mit Sicherheit das ungewöhnlichste Titelbild des Jahres und ich bin mir auch beim 20.Mal ansehen nicht hundertprozentig sicher ob ich es gut oder schlecht finden soll. Auf der einen Seite hat die Illustration von Rickie Fowler, Bubba Watson und Dustin Johnson als Revolverhelden etwas. Auf der anderen Seite wären die drei Young Guns ohne Beistellung des Namens nicht sofort zu erkennen: bei Rickie Fowler hätte etwas mehr Orange geholfen und bei Bubba ein noch deutlich pinkerer Schaft (wenigstens hat der Illustrator einen Linkshänder-Schläger gemalt, anders als ein gewisser Tattoo-Künstler) Grundsätzlich ist so ein mutiges Cover zu begrüßen, aber so ganz überzeugend ist es dann doch nicht.
5. Golf Time: Ausgabe 8/2011
Ja, es ist ein netter Gag, dass Luke Donald in Disney World gewann und den Pokal von seinem Namensvetter aus Entenhausen in Empfang nahm. Ich selbst war nicht immun dagegen. Aber daraus ein Titelbild zu machen nur weil es auch noch ein billig zu habenden Pressebild war? Ist das eine Golfzeitschrift oder ein Lustiges Taschenbuch? Und was soll die absurde Titelzeile Donald & Luke? Heißt das etwa, wir bekommen im Heft Golftipps des Erpels? Oder hat etwa Donald Duck eine Kolumne auf der letzten Seite bekommen? Wobei: das wäre durchaus ein Grund das Heft zu kaufen. Vielleicht also doch ein gelungener Titel.
4. Golf Journal: Ausgabe 3/2011 + 10/2011
Spielen Sie Top-Golf lockt uns der Titel der März-Ausgabe des Golf Journals. Entweder war dies ein Riesen-Erfolg bei den Lesern oder das Maximum an texterischem Einfallstum der Titelgrafiker, denn in der Oktober-Ausgabe verspricht man uns schon wieder, dass wir lernen können Top-Golf zu spielen. Was die Gestaltung des Titels angeht ist man beim Golf Journal ohnehin nicht sehr variantenreich – offensichtlich sieht man darin eine Corporate Identity – aber diese texterische Doppelung innerhalb von sieben Ausgaben ist schon etwas einfallslos und passt eigentlich nicht zu dem Heft, das sich ansonsten dadurch auszeichnet, dass es auch mal andere Themen angeht.
3. Golf-Time Ausgabe 3/2011
Erst einmal muss man vorausschicken, dass es sehr lobenswert ist wenn eine Golfzeitschrift mal eine Dame auf das Titelbild hievt. Das haben 2011 weder “Golf Punk” noch “Golf Magazin” oder “Golf Journal” hinbekommen. Doch ist es wirklich die bessere Alternative wenn man Sandra Gal dabei auf ihr Äußeres reduziert? Gut, sie hat einen Driver in der Hand (der Ball aus dem Originalbild wurde ebenso wie der Hintergrund wegretuschiert) was eine Alibi-Verbindung zum Sport herstellt. Aber High Heels, hochgeschobener Rock und suggeriertes tiefes Dekollete mit der dicken Titelschrift “Sexy Sandra” ist wirklich nicht dazu geeignet um Respekt für die sportlichen Leistungen der weiblichen Golfer herzustellen.
2. Golf Magazin: Ausgabe 9/2011
Wie 80% ihrer Titelbilder hat das deutsche Golf Magazin auch dieses von Golf Digest übernommen. Keine gute Idee. Zwar bricht das Cover aus dem oben erwähnten monotonen Titel-Baukasten aus, aber warum denn bitte auf diese Weise? Es gibt kaum etwas weniger ansprechenderes als einen Driver auf einem Titel. Und dann auch noch einen an den schlecht ein Feuerschweif hinten dran retuschiert wurde. Freuen wir uns schon jetzt auf das Belly-Putter-Special (oder Spezial, wie man eindeutscht obwohl der Titel ansonsten vor Anglizismen überquillt) von Golf Digest. Illustriert mit dem Bild eines schmerbäuchigen Mannes, der ein Polo mit einer Zielscheibe trägt, und der Titelzeile “Putten aus dem Bauch heraus”. (PS: Ich melde Copyright an)
1. Golf-Time Ausgabe 1/2011
Das nennt man dann wohl dumm gelaufen: Als diese Ausgabe schließlich in den Clubhäusern am Kiosk auslag, hatte sie sich selbst überflüssig gemacht: Mittlerweile war Martin Kaymer nämlich schon an Lee Westwood vorbeigezogen. Aber das ist nicht der alleinige Grund für die Spitzenposition in diesem Ranking. Denn wer zum Teufel ist auf die Idee gekommen, einen Golfer mit einer weißen Hose vor einem weißen Hintergrund abzubilden? Lee Westwood sieht aus als ob er der Mann ohne Unterleib sei. Vielleicht ist es aber auch nur eine clevere, frühzeitige Kooperation mit dem “Muppets”-Film gewesen und das auf dem Cover ist eine Lee-Westwood-Handpuppe.
Und das meiner Meinung nach beste Titelbild des Jahres:
Golf Magazin: Ausgabe 7/2011
Anlässlich des Todes von Severiano Ballesteros haben viele Golf Magazine mit einem Bild des Spaniers getitelt. Seine berühmte Jubelpose vom Open-Sieg war da natürlich naheliegend, einzig die Golf Punk wählte ein anderes Motiv. Was den Golf Magazin Titel hervorhebt, ist, dass sie ihn in schwarz-weiß gedruckt haben – bei Zeitschrift mittlerweile sehr unüblich. Idealerweise hätte man noch die Themen auf dem Titel reduziert und damit ein so schlicht wie mögliches Cover produziert, denn das Bild und die Lebensdaten von Seve würden für sich sprechen und einen starken Titel machen. Aber da Inhalte verkauft werden wollen, ging es wohl nicht anders.