Heute musste ich in der Redaktion herzlich lachen. Die Nachrichtenagentur dpa ging pünktlich zum Wochenende mit einem Golf-Spezial an den Start. Wahrscheinlich hatte das irgendjemand bei denen als Trendthema ausgemacht. Oder sie hatten einfach diese fünf Texte auf Halde, die man schön im Paket raushauen konnte. Wie auch immer. Das Ergebnis ist so unfreiwillig komisch, dass ich noch immer beim Schreiben dieser Zeilen vor Brüllen unter dem Tisch liege. Tragisch ist allerdings die Rolle des Deutschen Golf Verbands bei dieser Lachnummer.
Zumindest für die Überschriften kann der DGV wohl nichts.
Meine Highlights:
“Golfer können auch in anderen Clubs spielen”
“Bei kurviger Flugbahn schreien – Golf-Etikette rettet Leben”
“Schlabberlook ist fehl am Green – Was Golfmode darf und was nicht”
Außer dieser knackigen Zeilen, haben die drei Texte natürlich noch etwas anderes gemein – sie fördern das Image des deutschen Golfsports. Und zwar im negativen Sinn. Das ist umso furchtbarer, da in zwei Artikeln tatsächlich DGV-Vertreter ihren Senf verzapfen.
Zitate gefällig?
Aus “Schlabberlook ist fehl am Green – Was Golfmode darf und was nicht” von Autorin Johanna Uchtmann
“Modisch gegen den Strom zu schwimmen, ist auf dem Golfplatz nicht gern gesehen. Nicht Einheitlichkeit sei das Ziel, sondern «Stil zeigen», sagt Dietrich von Garn vom Deutschen Golf Verband (DGV).”
“Auch Kleidung, die offensichtlich politische oder religiöse Aussagen kommuniziere, sei fehl am Platz. «Das ist nicht im Sinne des Clubfriedens», sagt von Garn.”
“Und selbst blaue Jeans sehe man immer häufiger auf dem Platz. Schließlich seien sie inzwischen keine Arbeitskleidung mehr, sondern oft sehr teure Designermode. «Bluejeans haben einen anderen Stellenwert bekommen.»”
Aus “Golfer können auch in anderen Clubs spielen” von Autorin Hannah Loeffler
“«Wer schon Mitglied in einem Golfclub ist, kann gegen die Bezahlung einer Greenfee in fast jedem anderen Club in und außerhalb Deutschlands spielen», sagt Christian Göttker vom Deutschen Golf Verband.”
“Einige sehr exklusive oder ausgelastete Clubs lassen allerdings nur eigene Mitglieder oder deren Freunde auf ihrer Anlage spielen. Andere Vereine verlangen von ihren Gästen ein bestimmtes Handicap, wenn sie auf der Anlage spielen möchten, damit Anfänger nicht den Betrieb aufhalten.”
Last but not least aus “Bei kurviger Flugbahn schreien – Golf-Etikette rettet Leben” (Autorin: Johanna Uchtmann)
“Ruhe sei ein weiterer Grundsatz auf dem Platz: Gelingt ein grandioser Schlag, ist Understatement angesagt. Freuen sei natürlich okay, aber: «Wenn man einen super Schlag gemacht hat, schreit man nicht vor Freude.»” (Igel-Gesa Müller durfte hier als Expertin herhalten)
Wahrscheinlich glaubt man beim DGV wirklich, dass man mit solchen Artikeln Nachwuchs für den Golfsport generieren kann. Doch ich würde mal mit dem Gegenteil rechnen. In allen Texten werden nur die Vorurteile der nicht-golfspielenden Bevölkerung bestätigt.
Es ist schon ziemlich bitter, dass der DGV gerne jüngere Menschen für unseren Sport (für den die Überalterung in den Clubs eines der größten Probleme ist) gewinnen möchte und dann weiterhin alles tut, um den gängigen Klischees zu entsprechen.
Spießig, restriktiv, teuer, exklusiv, anfängerunfreundlich und freudlos – so stellt man sich gerne in der Öffentlichkeit dar. Aber bitte mit Stil. MFG.