Es gibt zwei Sorten von Golfurlaubern: Die einen sind darauf aus, möglichst viele und möglichst gute Plätze zu spielen. Die anderen wollen eine schöne Zeit in einem schönen Hotel verbringen und zwischendurch auch mal Golf spielen – idealerweise all inclusive. Wir von Spieltgolf gehören eindeutig zur ersten Fraktion. Die Torrance und Kittocks Plätze des Fairmont St. Andrews wenden sich hingegen eindeutig an die zweite Fraktion.
Zugegeben: das Fairmont St. Andrews ist ein herausragendes Hotel. Die Zimmer sind top und ein Frühstück wie hier findet sich in Großbritannien selten. Und wer will, bekommt hier unlimited golf zu einem sehr fairen Preis. Das Problem dabei: von dem auf einem Hügel gelegenen Hotel und seinen beiden Plätzen Kittocks und Torrance blickt man auf St. Andrews. Und man bildet sich ein, dass man von dort die Menschen auf den Golfplätzen in der Stadt die Spieler hier oben auslachen sieht. Denn niemand, der den Jubilee, den New Course oder gar den Old Course spielt, möchte freiwillig tauschen.
Der im Oktober 2001 eröffnete Torrance Course entstand unter Mitarbeit zweier Golf-Legenden: Der siebenfache Majorsieger Gene Sarazen war vor seinem Tod in die Planungsphase involviert und Ex-Ryder-Cup-Kapitän Sam Torrance ist Namenspate. Aber die Schweißarbeit erledigte der Amerikaner Denis Griffiths, der heute für Scott MacPherson Design arbeitet. Das von den Backtees 6611 Meter lange Par 72 spielt sich um das Hotel herum und liegt daher weiter von der Nordsee entfernt, als der Kittocks-Schwesterplatz. Doch das ist nicht der einzige Grund, warum es die schwächere 18-Loch-Schleife ist.
Ein Teil davon ist nicht einmal die Schuld der Architekten, denn aus logistischen Gründen entschieden sich die Betreiber 2008 einige Löcher zwischen den beiden Plätzen auszutauschen. Zwei näher am Wasser gelegene Bahnen wurden zur 17 und 18 des Kittocks Platzes, dafür bekam der Torrance im Gegenzug die Löcher 3 und 4 vom Schwesterplatz hinzu. Ein schlechter Tausch obwohl die 3 und die 4 spielstrategisch gar nicht übel sind. Die 3 ist ein mittellanges Par 5, das sich meist mit Rückenwind spielt, wodurch man in Verlockung gerät, mit dem Zweiten anzugreifen – allerdings windet sich vor dem Grün ein Burn durch das Fairway. Und die von weiß unter 300 Meter kurze 4 bietet ebenfalls gute strategische Entscheidungen.
Überhaupt sind die Front 9 die stärkere Hälfte des Platzes. Ein Highlight ist die 7. Das selbst von den Backtees gerade mal 292 Meter kurze Par 4 ist clever angelegt. Denn vom Tee sieht man erst einmal nur eine Landschaft aus beinahe mannstiefen Bunkern in Drivelänge. Daraus ergeben sich verschiedene Optionen: entweder mit einem Eisen vorlegen und einen semi-blinden Schlag aus 80 Metern machen, die Bunker links attackieren (was eigentlich nicht genug Reward für das Risiko bietet) oder rechts an den Bunkern vorbeispielen und einen freien, kurzen Schlag ins Grün haben. Das Problem: die Linie führt über einige Hecken und zu weit rechts droht ein verlorener Ball.
Die Grüns der 11, 13 und 15 bieten dazu noch einen visuellen Reiz, weil im Hintergrund die Skyline von St. Andrews liegt, aber davon abgesehen bieten die Back 9 wenige Löcher an die man sich noch Wochen später erinnert. Es sind solide, vollkommen anständige Golflöcher. In einem Ort wie St. Andrews braucht es allerdings mehr, um aus der Masse herauszustechen.
Gespielt am: 21.4.2017