Dass es die deutschen Golfmedien nicht so genau mit der deutlichen Trennung von Anzeigen und Redaktion nehmen, ist schon lange kein Geheimnis mehr. Man hat sich sogar daran gewöhnt. Trotzdem finde ich es mehr als befremdlich, wenn sich anscheinend auch “Golf in Hamburg”, die offizielle Mitgliederzeitschrift des Hamburger Golf Verbandes, in diesen Abgrund der Käuflichkeit begibt.
Schon die Ausgabe für April/Mai fiel mir unangenehm auf. Auf dem Titelbild prangte der Masters-Sieger Bubba Watson. Im Prinzip ein netter Coverboy. Jedoch war das Foto nicht nur qualitativ schlecht, sondern zeigte auch den Golfer nur schnellen Schrittes im Profil. Gut sichtbar war vor allem eines: das Logo der Fensterfirma Schüco – die praktischerweise auch das Foto zur Verfügung gestellt hatte und sich weiterhin auf der Heftrückseite eine A4-Anzeige gönnte. Im Heft selber fand sich dann ein kleiner Hinweiskasten mit viel PR-Sprech und wenig Information zum bevorstehenden Schüco Open. Das Einladungsturnier, in dem hauptsächlich Spieler antreten, die von Schüco gesponsert werden, findet Ende Juli bei uns im Hamburger Umland statt.
Ich schluckte zunächst meine Ärger runter. Doch die aktuelle Ausgabe von “Golf in Hamburg”, die jüngst in meinem Briefkasten landete, ließ diesen wieder schwallartig aufsteigen. Zwei Seiten vermeintliche Berichterstattung finden sich hier zu der Firmenveranstaltung, die dank der teilnehmenden Topstars in dieser Größenordnung durchaus gerechtfertigt ist. Der dazugehörige Text ist jedoch ein komplette Frechheit.
Die Doppelseite liest sich wie eine Pressemitteilung des Unternehmens. Von den “Schüco Markenbotschaftern” wird ständig gefaselt. Man erfährt weiterhin, dass Firmenaushängeschild Martin Kaymer der erste dieser wunderbaren Diplomaten war. Der Hauptteil schließt mit der einzigartigen Feststellung: “Sie alle stehen als Markenbotschafter auch für die Philosophie von Schüco: Gemeinsamer Abschlag für den Klimaschutz.”
Natürlich wird noch in einem weiteren kleinen Artikel auf ein Gewinnspiel hingewiesen, das auf der Schüco-Homepage zu finden ist. Und in einen weiteren Absatz wird die lustige Geschichte erzählt wie Martin Kaymer durch die Hamburger Hafencity Golf spielt, vorbei an “markanten Bauwerken -ausgestattet mit moderner Schüco Technologie”.
Das Wort Anzeige wurde zwar auf den Doppelseiten untergebracht, allerdings nur im zweiten Teil mittig über einem kleinen Infokasten zum Turnier samt Logo. Der Hinweis hätte allerdings zweifelsfrei gut sichtbar über den gesamten Erguss gehört.
Warum ich mich eigentlich so aufrege? Ganz einfach. Ich zahle Mitgliedsbeiträge im Hamburger Golf Verband, die eigentlich auch dazu dienen sollten, diese Zeitschrift zu finanzieren – und frei von PR-Texten zu halten. Und das gilt auch für Firmen, die irgendwie mit dem Verband verbandelt sind.
Die deutschen Golfer rühmen sich immer wieder gerne ihrer Etikette und der altehrwürdigen Regeln des Spiels. Schade, dass abseits des Golfplatzes das anscheinend nur einen Scheißdreck Wert ist.