Loch 15 vom Tee

Japan ist für mich als Reiseziel schon recht exotisch. Auch wenn es sich um eine hochentwickelte Industrienation handelt, die einigen westlichen Ländern vor allem in technischer Hinsicht voraus ist, ist dort doch vieles anders als wir es gewohnt sind. Im Rahmen der Weltreise hatten wir für den Abschluss ein paar Tage in Japan gewählt. Da wir nur 8 Tage vor Ort hatten, entschieden wir uns für das touristische Japan-Schnellprogramm. Ein paar Tage Tokio, den Fuji und zum Abschluss Kyoto, die alte Kaiserstadt. Wir waren voller Eindrücke, erlebten viel für uns Ungewöhnliches und waren positiv überrascht von der Freundlichkeit und Gastfreundlichkeit, die wir erleben durften.

Als Reisegolfer musste ich natürlich auch eine Runde in Japan spielen. Da ich aber nicht irgendeinen gewöhnlichen Platz spielen wollte, wenn ich schon mal dort war, erwies es sich aber als nicht so einfach, dies auch zu organisieren. In den World Top 100 von Golf Digest von 2014 waren zwei japanische Plätz. Hirono war der höherplatzierte in der Nähe von Kyoto und dort eine Startzeit zu bekommen erwies sich dieses Mal als unmöglich. Vielleicht nächstes Mal… Der andere Kurs ist der Kawana – Fuji Course. Derzeit auf Platz 51 gelegen, kann ihn theoretisch jeder spielen, der mindestens eine Nacht in dem dazugehörigen Hotel bucht. Dies hatte ich nach einigen e-mails geschafft. Die Anlage (Kawana hat noch den Oshima Kurs) befindet sich südwestlich von Tokio auf der der Izu Halbinsel und war in weniger als 2 Stunden mit dem Zug zu erreichen. Den Shinkansen ab Hauptbahnhof Tokio, Atami umsteigen und dann 5 Minuten Taxi in Kawana zum Resort.

In dem Hotel angekommen merkten wir nach einer Zeit, dass wir die einzigen westlichen Gäste waren. Das ist nicht weiter schlimm. Aber für uns ist es schon irgendwie ungewohnt. Zudem war in der Hotelanlage einiges anders als wir es bisher kannten. In Tokio fiel uns z.B. beim erstmaligen Betreten eines Hotelzimmers auf, dass es eine Kommode mit halb geöffneter Schublade gab. Unsere erste Idee war, dass man beim Vorbereiten des Zimmers einfach vergessen hatte die Schublade zu schliessen. Aber nein. Das war nicht der Grund. In der Schublade befand sich der Yukata. Eine Art dünner Bademantel, manchmal auch Sommerkimono genannt. In Kawana gab es zusätzlich auch noch einen Hausanzug. Unsere Überraschung war gross und wir konnten ein Lächeln nicht unterdrücken, als wir auf dem Balkon sahen, dass alle unsere japanischen Zimmernachbarn den bräunlichen Hausanzug an hatten und dort eine Zigarette rauchten. An der Zimmertür waren dann noch Warnschilder angebracht, dass man doch bitte nicht mit dem Hausanzug ins Hotel gehen möchte.

Das Hotel hatte etwas “vergangenen” Charme. Es wurde 1928 eröffnet und Lobby, die Clubräume und die Restaurants haben sich seitdem anscheinend kaum verändert. Nach dem Krieg wurde es lange von den US-Amerikanischen Besatzern genutzt und es wurde bei wohlhabenden Amerikanern ein beliebtes exotisches Reiseziel. Unter anderem führte die Hochzeitsreise von Marylin Monroe und Joe DiMaggio 1954 nach Kawana.

Beim Abendessen waren wir etwas geschockt, dass es nur ein französisches (!) Restaurant gab, bei dem das günstigste Menü knapp 40 € kostete. Wir haben dann einfach gefragt, ob es auch auch japanische Küche gibt. Ja. Das gibt es auch. Stand nur nicht auf der Karte. Oder wir konnten es nicht lesen. Auf jeden Fall war das Überraschungsmenü dann einiges günstiger und wir hatten ein leckeres Abendessen.

Am nächsten Morgen ging es dann auf den Fuji Course. Unsere Startzeit war um 09:31 und war warteten, wie erbeten, pünktlich um 09.00 Uhr an der Bushaltestelle vor dem Hotel. Dort sollte ein Bus zum Clubhaus fahren. Als nach 5 Minuten kein Bus kam, gingen wir die 150 Meter zum Clubhaus (war um die Ecke hinter Bäumen, wie wir dann herausfanden) zu Fuss… Die Anmeldung beim einzigen englischsprachigen Mitarbeiter war dann etwas komplizierter. Nach einigem hin und her bekamen wir eine kleine Ledermappe mit der Scorekarte, einem Schlüssel für den Kleiderschrank und einer Nummer drauf. Diese Nummer schien wichtig zu sein. Ich hatte aber nicht ganz verstanden, welchen Sinn sie hatte. Dann lernten wir Yuko und Yuki kennen. Unsere beiden weiblichen Caddies. Die beiden waren mit einem kleinem Elektrowagen ausgerüstet, auf den bis zu 4 Bags passten. Auf diesem waren dann schon unsere Leihschläger. Ihre Englischkenntnisse waren für eine Runde Golf ausreichend. Beide beherrschten Zahlen bis 250 für die Angabe der Entfernungen zu Grün oder Bunker und die Aussage “good shot!”. Eigentlich reichte das. Unterhalten haben sich die beiden sowieso nur mit sich selbst. Nach 9 Loch hätten wir auch einen in Japan oft obligatorischen Lunch haben können. Wir hatten aber keine Lust, erst mit dem Bus zurück zu Hotel zu fahren und dann nach einer Stunde wieder von vorne zu beginnen. Also beschränkten wir uns auf Getränke und ein Sandwich im Halfwayhaus.

Der Platz selber ist eine Wucht. Für meinen Geschmack und verglichen mit dem, was ich bisher gesehen habe, ist es ein Weltklasse-Platz. Hier ist dem Designer Charles H. Alison (Partner von Harry Colt) während seiner Japanreise Anfang der 3oer Jahre ein Meisterstück in unglaublich schöner Umgebung gelungen. Am Pazifik gelegen hat man von fast allen Löchern das Meer im Blick. Kiefernwälder säumen den Kurs und es kommen immer wieder Felsen ins Spiel. Von Loch 11 bis Loch 15 bekommt man dann auch den Mount Fuji zu Gesicht (falls er nicht grad in Wolken eingehüllt ist). Der Platz bietet unheimlich viel Abwechslung. Die Grüns sind fast alle erhöht (Markenzeichen von Alison) und kleiner als auf modernen Kursen. Die Bunker sind oft sehr groß und alle gut platziert. Bunker, die in Japan nach dieser Art auch später vom einheimischen Golfplatzarchitekten so gebaut wurden, werden übrigens immer noch nach dem Designer “Alisons” genannt. Die Fairways sind sehr stark onduliert und erfordern Konzentration beim Stand. Heute würde man so etwas kaum noch bauen. Die schönsten Löcher waren für mich:

  • Loch 1: Leichtes Dogleg Par rechts Richtung Pazifik
  • Loch 2: relativ enges Par 4 den Pazifik entlang
  • Loch 7: Sehr schönes kurzes Par 4 mit extremen Ondulierungen und tollem Grün
  • Loch 15: Eines der schönsten kurzen Par 5, die ich kenne. Nicht nur wegen des Blicks vom Abschlag auf den Pazifik

Eigentlich waren alle Löcher toll. Nur die 11 fiel für meinen Geschmack etwas ab. Ist zwar hübsch anzusehen mit dem Leuchtturm am Ende, aber ohne dies und den Blick auf den Pazifik, war es eher etwas langweilig. Ein anderes besonderes Feature sind die Geistercarts, die es an 2 Löchern gibt. Das war auch für uns neu und lustig. Früher soll es an der 5 sogar eine Rolltreppe gegeben haben, um den grossen Höhenunterschied zum Abschlag zu überbrücken. Die gab es aber anscheinend nicht mehr. Es war also eine tolle Golfrunde mit vielen neuen Erfahrungen und einem Weltklasseplatz.

Nach der Runde gab es dann einen Tee im Clubhaus. Yuki und Yuko verabschiedeten sich und wir liessen unser Erlebnis noch einmal Revue passieren. Die Ledermappe mit der Nummer nutze man übrigens zur Bezahlung seiner Bestellungen während der Runde und im Clubhaus. Nachher wurde noch ein Zettel unterschrieben, bei dem ich leider nur die Zahlen lesen konnte. Abends gab es dann übrigens Essen bei Italiener mit einem japanischen Koch neben dem Grün der 18, mit dem die Verständigung auf lächelnde Verbeugungen beschränkt war. Das Essen war trotzdem gut und auch viel billiger als am Abend zuvor im Hotel. Ein rundherum gelungener Golftag war also zu Ende und auch unsere Reise neigte sich dem Ende entgegen. Noch 2 Tage Kyoto und 6 Wochen Weltreise mit 9 mal Golf war beendet. Wir könnten sofort wieder starten…

Fazit: Weltklasseplatz mit interessanten Hotel

Website des Hotels (und des Kurses)

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