Martin Kaymers große Krise

Martin Kaymer steckt in der Krise. Mal wieder. Weil der deutsche Golfstar seit dreizehn Wochen keine Top-Ten-Platzierung einfuhr und von seinen letzten sechs Starts drei Mal nicht das Wochenende sah, in der Weltrangliste von Rang 8 auf Platz 12 abstürzte und in einem unbedachten Moment das Wort Schwungkrise in den Mund nahm, steht die aktuelle Nummer 12 der Weltrangliste vermeintlich am Scheideweg seiner Karriere. Die Trennung von seinem Caddie Justin Grenfell-Hoyle wird fast schon als Panikreaktion interpretiert, die Teilnahme am Ryder Cup in Frage gestellt. So zumindest tut es Petra Himmel in der aktuellen “golf spielen”-Beilage der Süddeutschen Zeitung.

Mit dem Krisengerede ist es so eine Sache. Bayern München hatte sie im Herbst 2009 – und beendete die Saison als eine der erfolgreichsten der Vereinsgeschichte. Martin Kaymer hatte sie auch schon. Mal dachte man, er könne nicht putten, dann hatte er eine Par-3-Krise, und auch schon eine USA-Schwäche wurde ihm unterstellt. Von mir. Diese konterte er dann gleich mit einem dritten Platz bei der CA Championship, aber zumindest gab und gibt es harte Fakten, die diese Theorie untermauerten. Für seine momentane, angebliche Krise gibt es diese nicht.

Denn wie jeder weiß, der die internationalen Turnierserien aufmerksam verfolgt, gibt es Turniere, die einzelnen Spielern besser liegen und Plätze, die nicht auf sie zugeschnitten sind. Im Falle von Martin Kaymer beispielsweise sind es die Plätze in Abu Dhabi und Dubai, die ihm auf den Leib geschneidert sind. Ebenso passen die kontinentaleuropäischen Turniere im Sommer zu ihm. Bei den Turnieren in den USA hingegen lässt er regelmäßig Federn. Und zufälligerweise sind gerade diese es, die von März bis Juni immer auf seinem Spielkalender stehen. Seine vermeintliche Krise könnte vielleicht einfach daher rühren, dass er mit den zuletzt gespielten Plätze einfach noch nicht warm geworden ist. Um dies zu illustrieren, habe ich einmal seine Platzierungen aus diesem Jahr (Platz 75 illustriert einen verpassten Cut) mit den 2009er-Ergebnissen bei eben diesen Turnieren gegenübergestellt.

Wie Sie sehen, sehen Sie nichts. Kaymers 2010 gleicht seinem 2009 bisher fast wie ein Spiegelbild. Die einzig nennenswerte Veränderung ist sein verpasster Cut bei der BMW PGA Championship. Doch dieser Platz war für die aktuelle Saison komplett modifiziert worden, daher sind die Ergebnisse nur bedingt vergleichbar. Und in den Wochen danach zeigte er mit Platz 28 beim Madrid Masters und – trotz Quintuple-Bogey – Platz 12 bei der Wales Open (beide Turniere waren 2009 nicht auf seinem Kalender), dass jetzt langsam wieder seine Zeit beginnt. Selbst wenn er diese Woche bei der U.S. Open erneut den Cut verpassen sollte, wäre dies noch immer kein Alarmsignal. Auch bei diesem Turnier hat er bisher nie gut ausgesehen – und die wechselnden Austragungsorte machen einen Vergleich schwer. Erst wenn er bei der BMW Open, der Open de France und der Scottish Open unter ferner liefen ankommen sollte, ist es überhaupt angebracht von einer Krise zu reden. Und dann bitte auch nur ganz leise.

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