Man bekommt als Golfblogger ja immer so seltsame Angebote. Zum Beispiel: “Wollen Sie nicht über unser schickes Golfresort berichten? Den Text haben wir mitgeschickt.” Oder auch: “Lassen Sie uns Links tauschen!!! Wir betreiben eine Fake-Streaming-Seite.” Bei beidem sage ich doch gerne dankend nein. Immer und immer wieder übrigens.
Jetzt habe ich aber tatsächlich auch mal “Ja” gesagt. Die Münchner Firma Vice Golf fragte an, ob ich nicht ihre Bälle testen wolle. Gute Idee, dachte ich. Dann muss ich mir nicht wieder welche kurz vor knapp vorm nächsten Turnier kaufen. Zwei Tage später war das Paket mit nagelneuen Vice Pro und Vice Pro Neon da und meine Frau fragte mich vorwurfsvoll, was ich denn schon wieder für einen Unsinn online gekauft hätte. “Bälle”, sagte ich. “Kosten aber nix. Ich teste die.” Der Haussegen war gerettet.
Nun aber zum Test, der beim 10. Hamburger Medien Cup im GC Treudelberg von mir abgefeiert wurde. Da ich ein recht oberflächlicher Typ bin, fangen wir einfach mal mit der Optik an.
DIE OPTIK:
Die Bälle kommen in einem wunderschönen Karton mit einem schicken Löwenkopf auf der Rückseite daher. Die 3er-Packungen haben auch die Mieze drauf. Das gefiel meiner nahezu dreijährigen Tochter ungemein, die laut Zeugen knapp eine halbe Stunde ausdauernd mit den Pappteilen spielte. Meine Frau (bekennende Nichtgolferin) fand die Aufmachung auch schick. Dem kann ich eigentlich nichts hinzufügen. Vielleicht nur noch, dass die Vice Pro Neon super im Rough zu finden waren. Aus dem gleichen Grund liebe ich ja auch die Srixon Z-Star in der 90er-Knallfarbe.
5 von 5 Punkten.
DER NAME:
Vice hieß früher mal Flake. Man hat sich aber umbenannt, weil auch der internationale Markt erobert werden soll. Nun ja. Ich kenne einige, die den neuen Namen ziemlich poserhaft finden. Kann ich durchaus verstehen. Ich finde aber, die größeren Poser sind diejenigen, die trotz eher bescheidenen Handicaps nur Titleist Pro V1x spielen. Es bleibt nur zu hoffen, dass die Münchner Firma demnächst nicht vom VICE Magazin verklagt wird.
2 von 5 Punkten.
IM SPIEL MIT HOLZ UND EISEN:
Was soll ich sagen? Mein Slice beim Abschlag wurde durch die Kugeln nicht besser. Trotzdem hat der Ball anständige Längen vom Tee aus fabriziert. Oder ich habe sie fabriziert. Egal. Die Ergebnisse waren in Ordnung.
Insgesamt hatte ich sowohl mit den langen Eisen als auch beim kurzen Spiel mit den Vice-Bällen ein gutes Gefühl. Aber wie soll ich das richtig beurteilen, ich dummer Mann mit Hcp -17,7.
4 von 5 Punkten.
AUF DEM GRÜN:
Butter bei die Fische – hier haben mir die Bälle viel Freude bereitet. Irgendwie waren sie soft genug für meine tumben Ansprüche. Ich konnte die Teile flüssig in die richtige Richtung schubsen und mochte das Feedback vom Ball. Die Putts waren alle recht ordentlich. Und manch ein längerer ging auch ins Loch.
5 von 5 Punkten.
IN DER BRIEFTASCHE:
Ähm. Tja. Mir sind sie zu teuer. Und das obwohl es auf der Vice-Webseite ordentlichen Mengenrabatt gibt. 12 Stück Vice Pro kosten knapp 42 Euro . Wenn man 60 bestellt, müssen rund 137 Euro gelatzt werden. Man würde also weit über einen Euro pro Ball sparen. Für ein 3-Piece-Ball durchaus vertretbar. Sparfüchse wittern hier ein Geschäft, aber ich bin mehr der Typ “Geht ein Mann ins Golf House und kauft 24 Bälle, die im Angebot sind”. In den meisten Fällen läuft es also bei mir auf die Laddies von Precept oder schicke Noodles raus.
3 von 5 Punkten.
FAZIT:
Wir haben beim Medien Cup den zweiten Platz belegt. Also nicht ich und die Bälle, sondern mein Team von Spiegel Online. Damit hat Vice wahrscheinlich nichts zu tun, aber der überraschende Erfolg unserer Chabo-Truppe sollte nicht unerwähnt bleiben. Nun zum echten Fazit. Ich mag die Bälle. Meine Tochter mag die Bälle auch.
4 von 5 Punkten.
Wertung:
1 Punkt – Nur gut als Souvenir.
2 Punkte – Perfekt für das verfickte Wasserhindernis.
3 Punkte – Verdammt, ich hatte doch noch einen besseren irgendwo im Bag.
4 Punkte – Geht ab wie Schmitz’ Katze!
5 Punkte – Next Stop Augusta National.