Der Modry Las Golf Club nahe Stettin wuchert mit einem großen Pfund: Gary Player. Der neunfache Majorsieger gibt als Architekt seinen Namen für die malerisch am Radun See gelegene Anlage. Allerdings weiß man bei einem Gary-Player-Design nie, wieviel Gary Player man bekommt. Manchmal gibt er nur seinen Namen und schaut zwei Mal auf den Lageplan. Manchmal beehrt er das Resort mit seiner Präsenz zur Eröffnung. Und manchmal ist der Südafrikaner mehrfach vor Ort, um nach dem Rechten zu schauen. Dass Modry Las in die letzte Kategorie fällt, ist den Beziehungen von Arthur Gromadzki zu verdanken. Der Neffe von Aniela Rubenstein (Ehefrau des berühmten Pianisten Artur Rubinstein) kaufte nach dem Fall des Eisernen Vorhangs 130 Hektar Land in seinem Heimatort Choszczno – ohne dass er wusste, was er damit anfangen wollte. Ein Freund brachte Golf ins Spiel und Gromadzki konnte durch seine Beziehungen als Investmentmanager in der Schweiz Gary Player kontaktieren.
Modry Las: ein echter Gary Player
Der Black Knight gab sich gleich vier Mal vor Ort die Ehre und war in die Details involviert. Tatsächlich hat die Anlage dadurch ein internationales, fast schon amerikanisches Flair. Es ist offensichtlich, dass hier der Bulldozer eingesetzt wurde, um die Ondulierungen auf den Fairways herzustellen. Doch diese Künstlichkeit verzeiht man dem klugen und landschaftlich perfekt harmonierenden Design gerne. Man muss nicht einmal lange warten, um die ersten Highlights zu bekommen. Nach einem netten Auftaktloch, das im Dogleg nach rechts zu einem höher gelegten Grün führt, ist die Bahn 2 gleich ein Kracher. Das Par 5 führt vom Tee leicht nach oben, um dann steil abzufallen. Die Taktik hier ist lang und nicht zu weit links zu sein. Denn in der Senke ist ein breiter Graben, der nur nach perfektem Drive zu überwinden ist. Wer das nicht schafft, muss ein Wedge spielen und hat einen langen Schlag ins gut verteidigte Grün.
Auch auf den nächsten beiden Löchern ist Genauigkeit vor Länge angesagt. Wer auf der 3 zuweit links ist, wird von Bäumen ausgeblockt und auf der 4 muss beim Schlag ins Grün ein Höhenunterschied eingeplant werden. Wer seinen Drive links ablegt, muss etwas bergauf spielen, von rechts geht es hingegen stark bergab. Nach einem schwächeren Par 3 (128-192 Meter) und einem anspruchsvollen Par 4 (347-422 Meter) folgt mit Bahn 7 ein weiteres Highlight. Das Par 5 (422-540 Meter) ist vom Tee generisch, steuert aber auf ein großartiges Finale zu. Das Halbinsel-Grün ist von Steinen umfasst und durch einen Graben verteidigt. Wer hier Par oder gar Birdie spielen will, sollte allenfalls ein Wedge ins Grün spielen. Mit der 8 (233-334 Meter) folgt die beste Birdie-Chance auf dem Platz und ein recht standardmäßiges Par 3 (111-209 Meter) beendet die Front 9.
Atempause auf den Back 9
Die Back 9 bietet nicht mehr ganz so viele Highlights, vor allen Dingen in der Mitte lullt sie den Spieler etwas ein. Erwähnenswert ist hier die kurze 10 (238-334 Meter), bei der man nur den Fairwaybunkern entgehen muss, um eine gute Birdie Chance zu haben. Vor allem aber die letzte Etappe, die mit dem Signature Hole 15 beginnt, bleibt in Erinnerung. Das Par 3 (106-202 Meter) liegt rechts von einem Marschgebiet und wird auf der trockenen Seite durch einen clever platzierten Bunker verteidigt. Die 16 (433-520 Meter) wiederholt durch das von einer Steinmauer verteidigte Grün das Erkennungszeichen der 7. Und die zum Clubhaus führende 18 ist noch mal ein echtes Juwel. Das Par 5 (407-511 Meter) führt erst einmal stark bergab und dann noch stärker bergauf. Und wer zu aggressiv den kürzesten Weg wählt, wird mit einem blinden Schlag gen Clubhaus bestraft.
Das Clubhaus beherbergt übrigens seit diesem Jahr elf Zimmer für Übernachtungen. Wer hier übernachten will und womöglich in größerer Gruppe unterwegs ist, sollte aber vielleicht lieber eines der günstigeren Cottages nehmen, die teilweise auch Blick auf den Golfplatz bieten. Modry Las ist für Golfpuristen sicher nicht so ein cooles Erlebnis wie Sand Valley. Für deutsche Golfer hat es jedoch einen extremen Standort-Vorteil. Dank der Nähe zu Stettin ist der Platz verkehrstechnisch deutlich besser erschlossen und spart 4-5 Stunden Anfahrt. Und die Greenfeepreise halten sich mit umgerechnet 40-60 Euro trotzdem in Grenzen.
Gespielt am: 2.7.2020