Royal Lytham & St. Annes ist einer von 10 Kursen, die derzeit die Open Championship austragen. Wobei ich mir nicht sicher bin, ob Muirfield derzeit dazu zählt. Seit der neuerlichen Abstimmung mit dem Ergebnis, dass nun auch Damen Mitglied werden können, gehe ich aber davon aus, dass die Open dort wieder ausgetragen werden. Alle Plätze, auf denen das älteste Major Turnier der Welt stattfindet, sind Linkskurse. Aber nur einer davon befindet sich mitten in einem Ort und ist von diesem auch umschlossen. Und das ist Royal Lytham & St. Annes.
Und nicht nur die Lage mitten in einem Ort macht aus dem Kurs etwas Außergewöhnliches. Auch die mehr als 200 Bunker und den Beginn der Runde mit einem Par 3 würde ich nicht als normal bezeichnen. Royal Lytham bietet zudem im Vergleich zu anderen Open Kursen keine hohen Sanddünen, hat keinen Meerblick, wird von einem Schulweg gekreuzt und ist mehrheitlich sehr flach. Trotzdem übt dieser Platz einen gewissen Reiz auf die Spieler aus.
Auch golfhistorisch bot Royal Lytham so einiges in der Vergangenheit. Bobby Jones, 1926 der einzige Open Champion, der Eintritt zahlen musste, um auf den Platz zu kommen. Oder der Schlag vom Parkplatz 1979 beim Sieg von Seve Ballesteros. Immer wieder interessante Geschichten dort.
Wer das erste Mal dort spielt, wird den Kurs möglicherweise auf den ersten Blick unterschätzen. Man sieht viel flaches Gelände und das erste Ziel. Ein knapp 160 Meter langes Par 3, welches von 9 Bunkern geschützt ist. Wo ist das Problem? Diese Bunker sind aber keine mit Sand gefüllten, oft doch recht flachen Gruben, wie wir ihnen oft in unserer Heimat begegnen. Das hier sind zumeist tiefe, kleine Topfbunker. Und diese kleinen, bösen Biester begegnen einem den ganzen Kurs lang in großer Anzahl.
Genau 204 Bunker hat der Platz. Dazu sind die Fairways meist recht eng. Das machte aber an einem schönen Septembertag ohne Turnier, an dem wir dort waren, nicht viel aus. Das Rough war meist nett gemäht. Bei einem großen Turnier kann ich mir schon vorstellen, dass man das Gras dann länger wachsen lässt. Das und der oft vorherrschende Wind können einem schon den schönen Score zerstören. Eine schöne Zusammenfassung der Schwierigkeit des Kurses hat Bernard Darwin einmal geliefert:
‘Hit your ball to the right place and the way to the hole is open to you, but hit your ball to the wrong place and every kind of punishment, whether immediate or ultimate, will ensue’.
Was mich zusätzlich zu der Schwierigkeit des Kursen beeindruckt hat, war die Abwechslung, die der Platz geboten hat. Es wurde uns kaum langweilig. Jedes Loch war irgendwie anders und bot neue Herausforderungen. Im Kopf hängen geblieben sind mir auf jeden Fall
- Loch 8 Par 4 mit einem sehr stark erhöhten Grünkomplex, welches vorher von drei tiefen Bunkern geschützt ist
- Bahn 9 130 Meter Par 3, mit einem Bunkerring ums Grün.
- Loch 17 21 Bunker an einem Dogleg rechts, bei man das Grün erst spät sieht
Zum Abschluss gab es dann noch ein tolles, mittellanges Par 4, bei dem wie üblich die Bunker perfekt platziert sind. Zwei schräge von links nach rechts gehende Bunker in Drivelänge und dahinter für die Longhitter recht und links des engen Fairways auch noch zwei tiefe Bunker. Ein netter Abschluss in Richtung des eindrucksvollen Clubhauses. Im Kopf bleibt ein großartiger Golfplatz, den man sicher noch einmal spielen sollte.
Gespielt am: 30.09.2016