Auch in der Wüste liefern Coore/Crenshaw ab
Linksgolfer
6.5
Pluspunkte
Strategisches klug designt
Kurze Wege
Facettenreiche Par 4s
Negativpunkte
Von 11-13 etwas schwach
6.5

We-Ko-Pa Saguaro war für mich auf der Arizona-Reise ein Absoluter Muss-Platz. In Scottsdale gibt es zwar etliche bekannte Plätze: der TPC Scottsdale, auf dem die Phoenix Open stattfindet, der etwas außerhalb gelegene Golf Club at Dove Mountain, wo früher das Accenture Matchplay stattfand, und natürlich der Videospiel-Liebling Troon North. Doch für Architektur-Fans bietet We-Ko-Pa Saguaro das größte Interesse.

So ist er beim Ranking von top100golfcourses.co.uk der beste öffentliche Platz Arizonas und bei golf.com und Golf Digest liegt er auf Platz zwei – da der erste Rang bei beiden jedoch unterschiedlich ist, kann man ihn durchaus als Konsens-Liebling bezeichnen.

Nun muss die Konsensmeinung nicht immer die Richtige sein. In diesem Fall kann man sich ihr aber vorbehaltlos anschließen. Denn was (mal wieder) Bill Coore und Ben Crenshaw in die 25 Kilometer nordöstlich von Scottsdale gelegenen Berge gezaubert haben, ist richtig gut und übertrifft den von meinem Kollegen geschätzten Cholla Platz noch einmal deutlich. Beide Kurse gehören der Fort McDowell Yavapai Nation und sind – wie sollte es auch anders sein – an ein Resort mit Casino angeschlossen.

Ich hatte aus Zeit- und Kostengründen den ehrgeizigen Plan gefasst, beide Plätze an einem Tag zu spielen. Doch dieser Plan schien schon früh vorbei zu sein, denn der Nachtfrost hatte zugeschlagen und sorgte dafür, dass sich die Startzeiten um eine Stunde auf 9.10 Uhr verschob – und um 17.15 Uhr ist es im Dezember bereits zu dunkel, um zu spielen. Doch zum Glück hatte mich das Schicksal mit drei Kanadiern gepaart, die exakt den gleichen Plan wie ich hatten. Während sie allerdings mit Cart unterwegs waren, entschied ich mich zu laufen, um dem Spirit von We-Ko-Pa Saguaro gerecht zu werden. Und obwohl das sehr wellige Gelände einige Steigungen bietet, lädt das Design dank seiner kurzen Wege geradezu dazu ein.

Mit 6370 Meter gehört er zu den kürzeren Plätzen in Scottsdale (zum Vergleich der Cholla ist von den Backtees 235 Meter länger). Das mag manch einer langweilig finden, tatsächlich führt es aber dazu, dass man am Tee öfter vor der Überlegung steht, den Driver zu zücken oder stecken zu lassen: vier Par 4s liegen im beinahe drivebaren Bereich. Das erste kommt bereits mit dem zweiten Loch. Mit 307/273/263/195 Metern von den vier verschiedenen Teesets ist es verlockend anzugreifen, zumal es vor dem Grün keinen Bunker gibt. Doch wer keine Kontrolle über den Driver hat, findet sich schnell in der Wüste und zwischen Kakteen wieder, zumal das sehr subtil ondulierte Fairway von links nach rechts abfällt.

Wenn ein insgesamt normallanger Platz viele kurze Löcher hat, ist die logische Konsequenz, dass es auch viele lange Löcher gibt – und das beste Beispiel dafür ist die 4. Von den Backtees 577 Metern und selbst von den nächsten beiden Teesets noch über 540 Meter lang, ist es eine echte sportliche Herausforderung – und ein richtig cooles Golfloch. Wer schon einmal eine unserer Coore-Crenshaw-Rezensionen gelesen hat, weiß, dass wir immer auf die Qualität der Par 5s hinweisen und dieses Loch ist ein perfektes Beispiel. Der Drive wird einen langgezogenen Hügel hinaufgespielt und von dort geht es dann bergab Richtung Grün – eine Art Mini-Wüsten-Version der 5 des New South Wales Golf Clubs in Sydney.

Auf der 6 und 7 geht es vom Tee bergauf. Auf der 6 oben angekommen, fragt man sich erst einmal, wo denn das Grün ist. Denn die Putting-Oberfläche ist so natürlich in das ondulierte Gelände eingebunden, dass man es beinahe übersieht – zumal die Architekten ganz auf den bewegten Untergrund als Hindernis gesetzt haben und auf Grünbunker verzichteten.

Der Schluss der Front 9 ist wieder exquisit. Die 8 ist wieder eines der exquisiten Par 5s, mit 440-471 Metern für Longhitter erreichbar – wenn sie denn den Fairwaybunkern aus dem Weg gehen, die hier so tief wie nirgendwo auf dem Platz sind. Und die selbst von den Backtees gerade einmal 125 Meter lange 9, das Lieblingsloch von Architekt Bill Coore, ist beileibe kein Pushover. Das 30 Meter tiefe, nierenförmige Grün ist eine echte Herausforderung. Der schmale Eingang wird von Bunkern an beiden Seiten beschützt und das breite hintere Plateau ist nur eine gute Wahl, wenn die Fahne auch dort steht. Denn von hinten nach vorne fällt das Grün so hinunter, dass ein Zwei-Putt kaum möglich ist.

Die Back 9 des “Vier Berge”-Platzes, wie man Saguaro aus dem Xavapai übersetzt, schließt nahtlos an die Qualität an. Die 10 ist erneut ein drivebares Par 4. Von den Herrentees ist es 308/294/280 Meter kurz und geht darüber hinaus noch bergab. Doch kamplos überlassen Coore-Crenshaw dem Spieler nicht das Birdie oder Par. Hinten und links vom erhöhten Grün warten tiefe Bunker, aber der fieseste ist ein kleiner Bunker, der mittig ins Grün hineinschneidet. Wer hier landet, hat keine Chance hinauszukommen, weil man weit über dem Ball steht. Ich spreche aus Erfahrung.

Im Anschluss gönnt sich der Platz eine kleine Pause bis zum nächsten Par 4. Die von den Backtees 492 Meter lange 14 hat ein großartiges geteiltes Fairway mit einer sicheren linken (bei der links verzogene Drives sogar noch von einem Hügel zurückgekickt werden) und einer aggressiven rechten Seite. Allerdings macht dieser Weg nur Sinn, wenn man etwa 250 Meter driven und von dort das Grün attackieren kann. Denn wer von dort nur vorlegen will, bekommt einen schlechten Winkel ins Fairway.

Auf der 15 muss man ebenfalls ein Big Boy sein, schließlich ist das Par 3 von den Backtees 233 Meter und selbst vom vorderen Herrentee noch 191 Meter lang. Ja, es geht bergab und die rechte Seite ist ein sicherer Ablageort, wenn man nicht die Länge besitzt. Dennoch ist ein Par hier ein exzellentes Resultat. Es ist der Auftakt für ein starkes Finale. Das letzte kurze Par 4, die 300 Meter lange 16, führt steil bergauf zu einem erhöhten Grün, das man treffen muss. Ansonsten muss man teuer dafür bezahlen. Die Strategie auf der 18 richtet sich vermutlich danach, wie die Runde bisher lief. Wem eh alles egal ist, der versucht die aggressive Drive-Linie über den Bunker im Fairway. Wer seinen Score verteidigen will, nimmt den Umweg über die rechte Seite und spielt das 464 Meter lange Par 4(!) als Par 5. Denn in diesem Bunker möchte man nicht liegen.

Nach 3 Stunden 55 Minuten hatten wir schließlich die 18 Löcher hinter uns gebracht und waren gut in der Zeit. Jetzt musste nur noch eine Startzeit auf dem Cholla-Kurs gefunden werden.

Gespielt am: 5.12.2016

Zusammenfassung
Gespielt am
Bewerteter Platz
We-Ko-Pa Saguaro
Bewertung
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