Sie ist da. Die Strategie zur Rettung des hiesigen Golfsports ist eingetrudelt. Der DGV hat sie unter dem kernigen Titel „Das Programm 2018 – gemeinsam für die Zukunft des Golfsports in Deutschland“ auf golf.de veröffentlicht. Auf 21 Seiten schildert der Verband in einem PDF seine Vision für die kommenden Jahre:
„Alle sportbegeisterten Menschen sollen die Faszination des Golfsports erleben!“
Daraus hat der DGV tatsächlich ein paar Ziele entwickelt:
- Mehr Golf spielende Golfspieler („Aktive Golfer statt bloße Zählung in Statistiken“)
- Wirtschaftlich starke Golfanlagen („Nur gesunde Golfanlagen können Motor der Entwicklung sein“)
- Höhere gesellschaftliche Akzeptanz des Golfsports („Golf soll weiter in die Mitte der Gesellschaft rücken“)
- Herausragende Erfolge im Leistungssport sowie hohe Attraktivität im Breitensport („Der Sport als Klammer für alle Beteiligten“)
Treue Leser rechnen an dieser Stelle mit einer Brandrede meinerseits. Diese fällt heute allerdings ausnahmsweise aus: Der DGV hat gute Arbeit geleistet.
Die Zustandsanalyse des deutschen Golfsports mit seinen Stärken und Schwächen kann sich sehen lassen. Interessant sind vor allem die Rückschlüsse, die der DGV aus ihnen zieht – und wie vorsichtig diese den Mitgliedern vermittelt werden. Es gibt Sätze in dem Programm, die wenn ich sie richtig interpretiere, auf dem nächsten Verbandstag im April Wellen schlagen könnten.
Beispiele gefällig? Sehr gerne.
„Das DGV-Präsidium überprüft aktuell, ob … durch die Förderung stadtnaher Golfübungsanlagen und deren Errichtung eine Signalwirkung zur Präsenz des Golfsports in der Öffentlichkeit ausgehen kann. Gleichzeitig wird beraten, ob künftig auch mit einer geeigneten Anbindung kleiner Golfanlagen und Golfübungsanlagen an die Verbandsstrukturen ein Signal für den erleichterten Zugang zum Golfsport gesetzt werden kann.“
Ich lese daraus: Der DGV überlegt, eigene Anlagen zu errichten bzw. sich an diesen zu beteiligen.
Diesen Schritt halte ich für längst überfällig. Golfanlagenbetreiber könnten solche Plätze allerdings als Konkurrenz verteufeln.
Next.
„Nicht wenige Golfanlagen tun sich mit einem eigenen Angebots-Portfolio schwer, in dem es die Vollmitgliedschaft auf der einen und die Greenfeemitgliedschaft auf der anderen Seite gibt, nicht zuletzt wegen eines möglichen Kannibalisierungseffektes auf der eigenen Anlage. Wenn aber alle Anstrengungen in einem sich ständig wandelnden Markt unternommen werden sollen, nicht nur das etablierte Golf unter dem Dach eines starken Verbandes zu vereinen, sondern „Golf in Deutschland“ insgesamt zu vertreten, steht die Frage im Raum, ob nicht auch künftig die DGV-Mitglieder mit ihrem Verband gerade dadurch Stärke und Handlungsfähigkeit bewahren, dass eine neue Generation von Sporttreibenden auch über die VcG an die gewachsenen Verbandsstrukturen angebunden wird.“
Ich lese daraus: Die Clubs sollen endlich mal die Scheuklappen ablegen und flexible Modelle wie die reine Greenfee-Mitgliedschaft anbieten.
Weltklasse. Wo soll ich unterschreiben?
Interessant ist dann der folgende kurze Satz:
„Zur Rolle der VcG in einem „Zukunftsmarkt Golf“ möchte das DGV-Präsidium gern mit den DGV-Mitgliedern im Laufe des Jahres 2014 in den Dialog eintreten.“
Ich lese daraus: Die Zukunft der VcG steht zur Debatte – und die Vereinigung wird zum Abschuss freigegeben.
Next.
„Der Versuch der Anbindung (bisher) nicht organisierter Golfspieler an die Golfanlagen mithilfe eines neu zu schaffenden Instruments (wie z. B. einer in Fachkreisen immer wieder diskutierten, sehr günstigen Golfkarte/Golflizenz) könnte zu nicht vorhersehbaren Wanderungsbewegungen innerhalb eines Clubs/einer Betreiberanlage und zwischen verschiedenen Clubs/Betreiberanlagen führen. Nicht von der Hand zu weisen wäre wohl auch ein Einfluss auf das Preisniveau länger laufender Mitgliedschaften und Spielrechte (Erosion der Preise). Die Schaffung einer sehr günstigen Golfkarte zum Golfspiel als zentrales Instrument würde zudem erkennbar zwei Grundsätzen künftigen Handelns widersprechen: Der Beachtung der unterschiedlichen Positionierungen der Golfanlagen in Deutschland und dem insoweit geltenden Subsidiaritätsprinzip beim Verbandshandeln. Die Etablierung einer sehr günstigen Golfkarte als zentrales Instrument müsste zudem die in sie gesetzten Quantitätserwartungen bei der Golfergewinnung auf Golfanlagen besonders schnell und umfassend erfüllen, um einen Ausgleich zu einem sich entwickelnden niedrigeren Preisniveau und vermehrter Aufgabe von üblichen Mitgliedschaften/Spielrechten zu schaffen.“
Ich lese daraus: Golf soll allgemein teuer bleiben.
Diesen Entschluss halte ich für falsch. Die Clubbetreiber wird es freuen.
Next.
„Es soll zukünftig vermehrt Aufgabe der Golfanlagen mit ihrem Verband sein, die zumeist wenig Golf spielenden nicht organisierten Nutzer von Golfanlagen zu aktivieren und für diese, soweit dies möglich ist, attraktive Angebote zu unterbreiten. Mit flexiblen Angeboten der Golfanlagen und dem Angebot der VcG stehen schon heute zwei Wege zur Verfügung, mit denen Erfolg versprechend das Ziel verfolgt werden kann, Personen, die ihren Golfsport außerhalb herkömmlicher Organisationsstrukturen ausüben möchten, dennoch „so gut es geht“ und je nach deren Bedürfnissen (die maßgebliche Leitlinie sein müssen) in die organisierte Golfgemeinschaft zu integrieren.“
Ich lese daraus: Welcome Graugolfer! Auch Leute ohne DGV-Ausweis bringen Cash in die Kasse.
Mein Reden.
Next.
„Die z. B. in Deutschland zumeist als notwendig erachtete Platzerlaubnis wird von Golfinteressierten in einer aktuellen Befragung nicht als vorrangige Hürde für den Einstieg in den Golfsport gesehen. Allerdings nimmt der Wunsch nach einem Einstieg in den Golfsport ohne „Golfführerschein mit Prüfung“ erkennbar zu. …Es ist Ziel des Programms 2018, den Verantwortlichen vor Ort durch eine Aufklärung und Anpassung zur Idee einer Platzreife deutlich zu machen, dass es allein von der individuellen Entscheidung der Führung einer Golfanlage abhängt, wie (z. B. mit oder ohne Prüfung) die Integration von Golfeinsteigern in den Spielbetrieb erfolgt.“
Ich lese daraus: Die Platzreife ist vielleicht doch nicht so eine tolle Idee.
Sag ich doch schon lange.
Next.
„Es wird Aufgabe aller Beteiligten sein, durch eine wirklich ernsthafte Integration von Neun-Löcher-Spielangeboten die Botschaft an die golfinteressierte Öffentlichkeit zu richten, dass Golf, sogar vorgabenwirksam, auch nur zweieinhalb Stunden eines Tages in Anspruch nehmen mag. Hier gilt es, einen Bewusstseinswandel anzustoßen.“
Ich lese daraus: Veranstaltet mehr 9-Loch-Turniere, ihr Idioten.
Früher (als der DGV vor ein paar Jahren diese Art der Wettspiele eingeführt hat) war ich dagegen, jetzt kann ich dem nur zustimmen.
Next.
„Der vom Verband standardisierte Mitgliedsausweis ist in einer Zeit entstanden, in der das Golfangebot weitgehend homogen war. … Baustein des Programms 2018 ist daher eine konsequente bedarfsorientierte Überprüfung des DGV-Ausweises unter Einschluss einer intensiven Information und Diskussion mit den DGV-Mitgliedern noch in 2014. Stichworte dazu sind: Ausweiskennzeichnung, Ausweiskontingentierung, ein Ausweis vs. Ausweissystem, Individualisierung im Layout, Zusatznutzen, neue technische Möglichkeiten, Ausweishandel durch kommerzielle Agenturen.“
Ich lese daraus: Der DGV-Ausweis ist total veraltet. Außerdem macht der DGV bald eine Tochterfirma auf, die den neuen DGV-Ausweis nach dem Relaunch verkauft.
Next.
„Golfanlagen stehen in einem verstärkten Wettbewerb nicht nur untereinander, sondern auch mit vielen weiteren Freizeitaktivitäten. Anknüpfend an eine konsequente Positionierung der Golfanlage in der Region, im Idealfall mit der Herausstellung von Alleinstellungsmerkmalen, ist konsequente Marketing- und Vertriebsarbeit erfolgsrelevant. Dabei stellen sich zwei Hauptprobleme: Bei ehrenamtlicher Führung der Golfanlage kommt es zu einem häufigen Wechsel der Funktionsträger, und in anderen Geschäftsfeldern erworbenes Wissen ist häufig nicht unmittelbar für die Führung einer Golfanlage relevant. Hauptamtliche Funktionsträger sind nicht selten mit ungenügenden Handlungsvollmachten ausgestattet und bringen mitunter kein für die umfassenden Geschäftsfelder des Betriebs einer Golfanlage genügendes Vorwissen mit.“
Ich lese daraus: Die Vereinsmeier sind Nichtskönner und haben in der Führung der Anlagen nichts verloren.
Ich liiieeeeebe diesen Part. /sign
Next. Diesmal zum leidigen Thema Golfimage.
„Nimmt man die unterschiedliche Positionierung insbesondere der Golfanlagen ernst, so prägt gerade deren Profil maßgeblich das Golfimage für den Golfinteressierten vor Ort maßgeblich.“
„Daneben lassen sich übergeordnete bzw. allgemeingültige Imageattribute identifizieren, hinter denen sich, soweit dies erkennbar ist, alle DGV-angehörigen Golfanlagen versammeln können. Dazu gehört die Darstellung des Golfsports als moderne, offene und sympathische Sportart sowie Freizeitaktivität, die Golfinteressierte willkommen heißt.“
Ich lese daraus: Hört mit dem blöden elitären Quatsch auf!
Da kann ich doch nur die Hand heben.
Next. Bleiben wir beim Thema.
„Neben der Verbesserung des Golfimages bei golfinteressierten Nichtgolfern und in der allgemeinen Öffentlichkeit kommt einer zielgerichteten Positionierung des Golfsports in der Politik auf allen Ebenen, z. B. vom Bürgermeister (Golfanlagen) über den Landtagsabgeordneten (Landesgolfverbände) bis zum Bundestagsabgeordneten (DGV), und in Sportpolitik, Wirtschaft und Gesellschaft durch gezielte Interessenvertretung besondere Bedeutung zu.“
Ich lese daraus: Mehr Lobbyarbeit, auch im Kleinen.
Na ja. Ob das wirklich das Golfimage verbessern soll… ich glaube eher nicht.
So. Das waren nur ein paar von mir frei interpretierte Auszüge aus dem Programm 2018, das ich in seiner Gesamtheit für sehr gut halte. Nichtsdestotrotz gibt es dort auch wieder einige Punkte, die konsequent ignoriert werden. Familienfreundlichkeit zum Beispiel. Sei es drum.
Es ist ein Anfang. Spätestens 2018 wissen wir mehr – wenn das Programm denn den Verbandstag überlebt.