Einmal im Jahr, immer zum Ende der Saison, wartet das meiner Meinung nach schönste Turnier des Jahres: das Querfeldein-Turnier. Für uns langweilige Normal-Golfer, die wir uns das ganze Jahr durch Kleidungsvorschriften und vom Rasenmäher vorgegebene Bahnen maßregeln lassen, ist es die einzige Chance, einmal den Rebellen raushängen zu lassen. Natürlich spielen wir nicht wie die coolen Jungs auf Waschmaschinen, Mülleimer oder Baumstümpfe – das wäre für uns Traditionalisten dann doch zu viel Veränderung auf einmal. Stattdessen spielen wir die Grüns einfach von anderen Abschlägen an.
In diesem Jahr hatte ich das Vergnügen, mit einem Freund in unserem Verein die Planung des Turniers zu übernehmen – und somit einen Kurs auszuarbeiten, der die folgenden Kriterien erfüllen sollte:
- 18 verschiedene Grüns müssen angespielt werden
- Zwei Starttees sowie das finale Grün sollen in der Nähe des Clubhauses liegen
- Die öffentliche Straße darf nicht überspielt werden
- Der Kurs muss so angelegt werden, dass die Sicherheit aller Spieler gewährleistet ist
- Um allen Spielern eine Chance zu geben, sollten die zu überquerenden Bäume nicht über 10 Meter hoch sein
- jedes Grün sollte aus einem Winkel angespielt werden, den man normalerweise nicht hat
- Die Löcher sollten sich von denen der vorigen Querfeldeinturniere unterscheiden
Eine Aufgabe, die sich als anspruchsvoller und schwieriger erwies, als ich es mir im Vorfeld hätte erträumen lassen. Es hat nämlich seinen Grund, warum Golfplatzarchitekten ihr Routing so wählen, wie wir es vorfinden. Als größtes Problem erweisen sich nämlich die Grüns, die in den äußersten Ecken eines Golfplatzes liegen. Diese so einzufangen, dass man anschließend mit kurzem Laufweg ans nächste Tee gelangt – ohne vom nachfolgenden Flight in ein Übungsschießen auf den laufenden Keiler verwickelt zu werden – ist eine Kunst für sich. So wurde uns dann auch schnell klar, warum diese exponierten Stellen des Platzes bisher bei jedem Querfeldeinturnier gleich gespielt wurden.
Nach mehrstündigem Hin- und Hergeschiebe unseres Routings, das an dieses Video erinnerte, wurde uns noch etwas weiteres klar: warum sich bis eine Woche vor dem Turnier noch kein Freiwilliger für die Ausrichtung zur Verfügung gestellt hatte. Schließlich kam uns die Idee, den Platz nicht als Einheit zu betrachten, sondern als vier verschiedene, von der Straße vorgegebene Planquadrate. In jedem der Felder suchten wir uns eine Bahn aus, die wir unbedingt drin haben wollten, richteten darauf dann das Mini-Routing für die Planquadrate aus und fertig war die Laube.
Aus einem 6000 Meter langen Par 72 hatten wir einen 4000 Meter langen Par-68-Kurs gemacht – eine unvermeidbare Kürzung, wenn man den Sicherheitsaspekt beachten will. Ob das Ganze dann aber wirklich so funktioniert, wie man es sich ausbaldowert hat, steht auf einem anderen Blatt. Denn der Versuch, unseren geplanten Kurs probe zu spielen, führte bei der Mehrzahl der Mitglieder zu Gesten, die im Straßenverkehr mit 4000 Euro Bußgeld und beim Fußball mit dem Ausschluß aus der Nationalmannschaft geahndet werden.
Die Bewährungsprobe folgte also am Turniertag – und auch wenn im Nachhinein nicht alles perfekt war, gab es ungewohnt viel Lob von den 96 (!) Teilnehmern. Ob es am guten Wetter lag, oder daran, dass wir erstmals Längenangaben zu den Löchern mitlieferten? (Golfshot GPS sei dank) Und ob die Worte “Super Kurs” auch wirklich “Super Kurs” bedeuteten, oder eher mit “Bin ich froh, dass ihr Euch mit dem Mist blamiert habt und nicht ich” zu übersetzen waren? Keine Ahnung. Ich weiß nur, dass es einen riesigen Spaß macht, ein solches Turnier zu organisieren. Und als schönen Nebeneffekt lernt man einiges darüber, was sich Golfarchitekten bei der Planung eines Lochs gedacht haben. Wer also die Chance bekommt, so etwas im eigenen Club zu organisieren, sollte mit beiden Händen zugreifen.