Nach (halbwegs) überstandener Corona-Pandemie wurde in diesem Jahr auch bei uns wieder reisetechnisch durchgestartet. In 2022 beschränkten wir uns auf Europa (Griechenland, Frankreich, Belgien, Niederlande, Irland, England, Wales, Schweden, Spanien, Portugal, Estland, Italien, Dänemark, Kapverden und Österreich). Herausgekommen ist eine Auswahl von zwölf Plätzen, die wir immer wieder spielen würden und unzählige Bilder an denen wir uns auch Jahre später noch laben können.
Der Reisegolfer 2022
1. Ganton
Bei einer Reise durch Yorkshire hatte ich endlich mal die Gelegenheit, Ganton zu spielen. Ich hatte hohe Erwartungen an den Rydercup Platz von 1949, der auch in einigen Top 100 Listen vertreten ist. Und alle meine Erwartungen wurden erfüllt. Ein Linkskurs im Inland (15 Kilometer von der Nordsee) mit 100 großartigen Bunkern, drei Weltklasse kurze Par 4 und drei wunderbare Abschlusslöcher. Und das alles für die Sundowner Rate von 80 Pfund. Für den Preis bekommt man sonst keine Weltklasse Golfplätze zu spielen.
2. Alwoodley
Der erste Golfplatz, bei dem Alister MacKenzie am Platzdesign beteiligt war, ist Alwoodley etwas nördlich von Leeds. Wohin sein Weg später führte, wissen die meisten. Viele der besten 100 Plätze der Welt wurden von ihm designed. Alwoodley gehört auf jede Bucketlist. Großartige Par 3 Löcher, sandiger Boden, Heideland und sehr klug platzierte Bunker. Dazu herausfordernd und trotzdem fair. Was will man mehr?
3. Valderrama
Bei einem Urlaub an der Costa del Sol hatte ich dieses Jahr die Gelegenheit auch mal Valderrama zu spielen. Es ist nicht der günstigste Platz der Welt, aber dafür bietet er so einiges. Über den Platzzustand brauchen wir nicht zu reden. So etwas gut gepflegtes spielt man recht selten. Und das Trent Jones Design lässt keine Wünsche übrig.
4. Visby
Dass Schweden ein tolles Golfland ist, wissen allmählich immer mehr Golfer. Ob im Süden um Malmö oder um Stockholm herum. Es gibt eine Riesenauswahl an tollen Plätzen. Für mich bisher der Beste ist aber recht weit ab von den Haupttouristenrouten. Man muss schon ein Schiff nutzen oder ein Flugzeug ab Stockholm, um nach Gotland zu kommen. Aber wenn man schon mal auf der schönen Insel ist, sollte man unbedingt auch Visby spielen. Das ist das, was man ein Hidden Gem nennt. Und wenn man seine Runde beendet hat, bei denen man auf 17 Löchern das Meer sehen kann, kann man sich auf die Spuren von Pipi Langstrumpf begeben. Die Filme wurden auf Gotland gedreht.
5. Holstebro
Ich bin wahnsinnig froh, eine Ehefrau zu haben, die meine Leidenschaft für Golfplätze teilt und fast immer mitkommt, wenn ich wieder mal einen neuen Platz erkunden will. Aber nicht immer erzähle ich ihr vorher, wie lange eine Fahrt dauert, um einen Platz zu spielen, der mir empfohlen wurde. Dieses Jahr musste sie für eine Runde in Holstebro in der Mitte Jütlands geduldig sein. Aber die 100 Minuten Fahrt von Esbjerg hatten sich gelohnt. Einer der besten Plätze in Kontinental Europa. Gerade renoviert, bietet der Platz ein großartiges Erlebnis für alle Liebhaber von gutem Platzdesign. Da lohnt sich auch eine längere Anfahrt.
5a. Painswick
Painswick ist eine der besonderen Erfahrungen in 2022. Bei weitem nicht der beste Platz, den man in England spielen kann, bietet er soviel Spaß, dass man schon mal vergessen kann, dass es sehr viele blinde Schläge gibt und viele Fussgänger, die sich kaum um Golfer kümmern. Dafür erlebt man an fast jeder Ecke neue Überraschungen, spielt einige wunderbare Löcher und hat einige großartige Ausblicke auf die Umgebung bin hin nach Gloucester. Ein Abenteuerspielplatz für Golfer. Und das für ein Greenfee von 20 Pfund für 18 Loch.
Der Linksgolfer 2022
1. Royal County Down
Vor einigen Jahren hatte ich bereits die nordirische Perle gespielt, die auf vielen Listen als bester Golfplatz der Welt geführt wurde – und war (auf hohem Niveau) ein wenig enttäuscht. Aufgrund der Umstände meines Besuchs (vor allem das Spiel von Matten) konnte ich in die Euphorie nicht einstimmen. Nach meinem diesjährigen Besuch ist dies anders. Bei strahlendem Sonnenschein, Windstille und fast 20 Grad schlug ich ab. Und da sich das Ganze auch noch am letzten Tag der Shoulder Season abspielte, war sogar das Greenfee äußerst fair. Und so wurde es eine unvergessliche Traumrunde zwischen blühendem Ginster und Raps mit traumhaften Ausblicken und einem neuen Blick auf diese Perle. Zwar ist die 17, deren Dreiecksteich im Fairway mittlerweile durch ein Dreiecksbiotop abgelöst wurde, noch immer nicht ideal und im Finish gibt es noch 1-2 weitere Schwächen, aber dieser Platz gehört einfach auf jede Bucket List.
2. Koninklijke Haagsche Golf Club
Eigentlich wollte ich nur nach Hause. Nach tausenden Kilometern Autofahrt und hunderten gelaufenen Golf-Kilometern durch Frankreich, Belgien und die Niederlande war ich überspielt und erschöpft. Es wäre ein Leichtes gewesen heim zu fahren, da man in Haagsche ohnehin erst 24 Stunden vorher eine Startzeit reservieren kann, aber da das Wetter gut sein sollte, klingelte ich doch einmaln durch. Was für ein Segen! Der auf einem spektakulären Stück Land gelegene Platz voller Ondulierungen und kühner Bahnen ist definitiv der beste Platz den es (für Normalsterbliche) auf dem europäischen Festland zu spielen gibt – auch wenn man dafür beim Greenfee tief in die Tasche greifen muss. Aber was man hier an Ausblicken hat, Hero Shots spielt und kreativ gefordert wird, reicht um die Datenbank an positiven Golferinnerungen für ein Jahr zu füllen.
3. Utrechtse de Pan
Bereits vor Jahren hat mir der Reisegolfer von “de Pan” vorgeschwärmt, doch jeder Versuch dort zu spielen, scheiterte bisher an einem ausgebuchten Platz. In diesem Jahr hat es mit etwas Vorlauf endlich geklappt und es bestätigt sich wieder einmal, dass der Herr Obrock weiß, wovon er spricht. Bereits beim Weg zum Sekretariat, der mitten über die durch eine trennende Düne unterbrochene 10 führt, war mir klar, dass das hier ein besonderer Parkland-Platz ist. Das bestätigte sich dann auch auf der Runde, die mit unglaublich vielen Schlägen zum Nachdenken aufwartete und sich mit spektakulären Bahnen wie der 6, 10 oder 17 auf alle Zeit in die Netzhaut einbrennt.
4. The European Club
Was Preis-Leistung angeht, gehört Pat Ruddys exzentrisches Design in diesem Jahr nicht in meine Top 5, dort hätte eher “Royal Dublin” reingepasst. Aber rein was die Qualität des Platzes angeht, ist der selbst designte Platz Spitzenklasse (wenn man mal vom grässlichen Schlussgrün absieht). Der European Club ist ein Monster, das jeden Aspekt des eigenen Spiels herausfordert und einen am Ende an den eigenen Fähigkeiten zweifeln lässt. Dass die Runde dennoch unfassbar Spaß macht, sagt vieles aus. Selbst wenn man in einem der vielen brutalen Bunker liegt, stellt sich ein Gefühl der Freue ein, weil die Umgebung so reizvoll ist und selbst die mit Eisenbahnschwellen abgestützen Bunker haben eine pittoreske Wirkung. Am Ende ist der European Club vermutlich genau das, was Mark Twain meinte als er über Golf schrieb “A Good Walk Spoiled”: wunderschön, frustrierend und unvergesslich.
5. St. Patrick’s Links Rosapenna
Wer einen Golfclub am Ende der Welt besitzt, muss sich schon was Besonderes einfallen lassen, um Besucher anzulocken. Nachdem Rosapenna bereits mit einigen kleinen, feinen Plätzen zum Geheimtipp für Golfliebhaber geworden ist, mischt man ab sofort bei den ganz großen mit, denn für den “St. Patrick’s Links” haben sich die Besitzer die Dienste von Tom Doak gesichert. Der Amerikaner nahm das, was Jack Nicklaus bei einem ersten Versuch zurückgelassen hatte und gestaltete daraus einen typischen Doak: mächtig, großzügig vom Tee und mit vielen Anforderungen an die Finesse um die Grüns herum. Auch wenn der Platz noch 1-2 Jahre braucht um einzuwachsen und sich zu setzen: es ist bereits jetzt absehbar, dass “St. Patrick’s Links” ein Muss für alle Fans von Linksgolf ist.
5b. Cruit Island
Wenn es rein um den Spaß geht, dann gab es dieses Jahr kaum etwas, was Cruit Island übertroffen hat. Noch einen kleinen Tick weiter am A….. der Welt gelegen, ist dieser 9-Loch-Platz Golf in seiner ursprünglichsten Form. Der Platz ist rau, skurril, vollgestopften mit blinden Abschlägen und Features, die man in keiner Golfarchitektur-Schule lernt. Und gerade deswegen ist er so toll. Bereits die Anfahrt über einen schlängelnde, einspurige Straße quer durch den Platz ist spektakulär. Doch das ist noch gar nichts gegen die Bahn 6, ein Par 3 über mehrere Schluchten, das jeder Golfer in seinem Leben einmal gespielt haben sollte.