Die ungewöhnlichsten Disqualifikationen der Golfgeschichte

Bei der BMW International Open in Köln trug sich am Donnerstag ein unangenehmer Zwischenfall ab. Mathias Vinson, der argentinische Caddie von Jose-Manuel Lara, war im Stau steckengeblieben und musste die letzten Kilometer zum Gut Lärchenhof laufend verbringen. In der Hektik unterlief ihm der Albtraum jedes Caddies: er vergaß die Schläger seines Arbeitgebers zu zählen und ging mit 15 statt den erlaubten 14 in der Tasche auf die Runde.

Als ihm sein Fauxpas auf dem zweiten Fairway auffiel, überkam Vinson ein Anfall mentaler Diarrhö. Er simulierte ein dringendes menschliches Bedürfnis und verschwand in den Büschen – mitsamt Tasche. Als er wieder zurückkam, hatte sich Vinson tatsächlich erleichtert. Und zwar um den zusätzlichen Schläger. Weil den Mitspielern Damien McGrane und Peter Hedblom die Sache argentinisch spanisch vorkam, konfrontierten sie Vinson, der sofort gestand wie ein Terrorist nach einem Verhör durch Jack Bauer.

Laut Regelbuch sind die Konsequenzen für jedes gespielte Loch zwei Strafschläge – im Falle von Lara würden aus einer 69 damit eine 73. Doch aufgrund der versuchten Vertuschung schwang European-Tour-Oberschiedsrichter John Paramor die große Keule und disqualifizierte Lara (der an dem ganzen Vorfall unschuldig war, aber für die Tat seines Angestellten büßen musste) aufgrund eines schwerwiegenden Etikette-Verstoßes. Außerdem muss sich der Spanier einen neuen Caddie suchen, da Vinson von der European Tour auf unbestimmte Zeit gesperrt wurde.

Es ist mit Sicherheit die ungewöhnlichste Disqualifikation für einen Spieler in der letzten Zeit – die meisten entstehen aus einer falsch eingetragenen Scorekarte oder einer vergessenen Unterschrift. Dennoch gibt es in der Golfgeschichte viele weitere seltsame Disqualifikationen. Hier zehn der Besten:

Rafael Cabrera-Bello, 2010 South African Open

Erinnert sich noch jemand an die “Tin Cup”-Szene, in der Kevin Costner von seinem Caddie den letzten Ball gereicht bekommt mit dem Hinweis, dass er disqualifiziert wird, wenn er diesen auch noch verballert? Genau dies wurde dem Spanier zum Verhängnis. Exakt 11 Bälle hatte sein Caddie eingepackt, die Cabrera-Bello während seiner 46 Schläge auf den Front 9 in der südafrikanischen Landschaft verteilte. An Loch 11 war es dann soweit und er verlor auch noch seine letzte Kugel. Ein Amateurgolfer hätte sich nun einfach einen Ball von seinem Mitspieler pumpen können, aber auf der European Tour gilt die One-Ball-Rule, nach der die gesamte Runde mit dem gleichen Fabrikat gespielt werden muss. Da keiner seiner Mitspieler den gleichen Ball spielte und auch sonst kein passender Ball auf die Schnelle aufgetrieben werden konnte, musste sich Cabrera-Bello disqualifizieren.

Bob Murphy, 1995 Burnet Senior Classic

Erst vor Beginn der Finalrunde wurde Murphy für ein Vergehen disqualifiziert, dass er in der ersten Runde begangen hatte. Als er nach einer Wetterunterbrechung auf den Platz zurückkehrte, hatte Murphy auf dem Fairway aus Langeweile einen Ball hin- und hergeputtet. Sein Spielpartner Mike Joyce fragte einen Schiedsrichter so ganz nebenbei, ob es legal sei, so etwas zu tun. Als er ein Nein als Antwort bekam, informierte Joyce Murphy nicht etwa gleich darüber, sondern wartete bis zum Sonntag. Der Amerikaner ging sofort zur Turnierleitung und ließ sich disqualifizieren.

Paul Azinger, 1991 Doral Ryder Open

Kaum ein Amateur würde sich für das, was Paul Azinger widerfuhr, eine Strafe aufschreiben – und kaum ein Mitspieler würde darauf bestehen, dass er es tut. Doch ein spitzfindiger TV-Zuschauer sah das Vergehen ganz genau und sorgte für die Disqualifikation des späteren Ryder-Cup-Kapitäns. Was war passiert? Azinger fand seinen Ball halb im Wasser wieder, hielt ihn aber noch für spielbar. Als er seinen Stand einnahm, bewegte er versehentlich und unwissentlich einen Kieselstein. Weil der Zuschauer es meldete nachdem Azinger seine Scorekarte unterschrieben hatte, war die Disqualifikation unvermeidlich.

Fred Rowland, 1988 Amateur Championship

Wenn die Natur ruft, kann man sich nicht wehren. Und so musste auch Fred Rowland bei der Amateur Championship in Porthcawl mal ganz dringend aufs Dixi-Klo. Dummerweise wurde sein Austritt zum Fehltritt, als Rowland seine Startzeit deshalb verpasste und disqualifiziert wurde.

David Eisner, 1971 U.S. Amateur Public Links Championship

David Eisner hatte die perfekte Taktik um die Public Links Championship zu gewinnen: einfach alle Gegner disqualifizieren zu lassen. In der ersten Runde schrieb er seinem Mitspieler Larry Castagnoli einen Schlag zu wenig auf. Als dieser das nicht bemerkte, wurde er für das Unterschreiben einer falschen Scorekarte disqualifiziert. Eine Runde später wiederholte Eisner das Spiel mit Fred Lufkin. Dennoch reichte es nicht für Eisner: er hatte halt nicht alle Gegner in seinem Flight.

Naomichi Ozaki, 2012 Token Homemate Cup

Ein Mundschutz wurde dem Japaner zum Verhängnis – oder besser gesagt, die Tatsache, dass er ohne den Mundschutz die Klappe zu weit aufgerissen hat. Ozaki hatte herausgefunden, dass die Benutzung eines Mundschutzes ihm dabei hilft, seine gesamte Muskulatur zu entspannen – und er dadurch jede Menge Länge am Abschlag gewinnt. Als er mit seiner Entdeckung prahlte, befand sich dummerweise auch das Wettkampfkomitee in Hörweite und disqualifizierte Ozaki wegen der Nutzung eines künstlichen Hilfsmittels.

Severiano Ballesteros, 2003 Italian Open

Severiano Ballesteros war vieles: ein Genie, ein Ausnahmegolfer, ein Kämpfer für Europa – und ein Querulant. Er legte sich mit der PGA Tour wegen der Mindeststarts an, und fehlte 1981 wegen eines Disputs über Antrittsgelder beim Ryder Cup. Ein letztes Aufflammen seiner südländischen Leidenschaft kam bei der Italian Open 2003. In der dritten Runde bekam Ballesteros einen Strafschlag aufgedrückt, weil er trotz mehrmaliger Warnungen nicht schneller spielte. Seve weigerte sich, den Strafschlag aufzuschreiben, weil er sich als Opfer einer gegen ihn gerichteten Kampagne der European Tour sah. Resultat war seine Disqualifikation für die Abgabe eines zu niedrigen Ergebnisses.

Craig Stadler, 1987 Andy Williams Open

Es ist eine der bekanntesten Disqualifikationen der Golfgeschichte – und eine der Ungewöhnlichsten. In der dritten Runde der Andy Williams Open feuerte Stadler seinen Abschlag an Loch 14 unter einen Baum. Weil er keinen freien Schwung hatte, aber auch keinen Strafschlag nehmen wollte, versuchte Stadler einen Kunstschlag auf Knien. Um zu Hause keinen Ärger wegen seiner schmutzigen Hose zu bekommen, legte er ein Handtuch drunter. Ein Zuschauer sah das Geschehen am TV und meldete Stadler wegen einer unerlaubten Verbesserung seines Standes. Die Folge: Disqualifikation. Doch Stadler bekam eine Chance zur Rache: Als der Baum 1995 wegen einer Krankheit gefällt werden musste, durfte Stadler die Kettensäge raus holen.

Fuzzy Zoeller, 2003 Royal Caribbean Classic

Wenn man eher zur zweiten Garde auf der PGA Tour gehört, freut man sich über jede Aufmerksamkeit der Medien. Und so war Fuzzy Zoeller überglücklich, als er nach der ersten Runde vom Mediendirektor des Champions-Tour-Events gebeten wurde, ein Werbevideo zu drehen. Darin sollte er der Reporterin eines Fernsehsenders aus Miami die Grundlagen des Sports beibringen. Nachdem er der jungen Dame ein paar Anweisungen gegeben hatte, bat ihn der Kameramann doch ein paar Bälle zu schlagen, damit er ein paar Bilder für die Zwischenschnitte hat. Zoeller tat wie ihm geheißen und jagte drei Bälle vom sechsten Tee in einen angrenzenden See. Als die Champions Tour davon Wind bekam, disqualifizierte sie ihn wegen Üben auf der Runde – dabei hatte sie ihn zuvor doch um diesen Gig gebeten. Zollers Fazit aus diesem Desaster: “Ich sollte einfach nicht immer so nett sein.”

Porky Oliver, 1940 U.S. Open

In der Schlussrunde der U.S. Open 1940 kam Ed “Porky” Oliver einem Majorsieg so nah wie nie in seiner Karriere. Mit einer 71 hatte er sich in ein Playoff mit Lawson Little und Gene Sarazen gespielt – oder zumindest dachte er das. Doch Oliver und fünf andere Spieler wurden wegen eines Fehlstarts disqualifiziert. Aufgrund eines aufziehenden Unwetters waren sie zum Abschlag gerannt, um ihre Runde rechtzeitig durchzubringen. Starter Joe Dey war gerade zu Mittag und die Anweisung eines Marshals nicht zu starten, nahm das Sextett nicht ernst. Sarazen und Little bestanden zwar darauf, dass Oliver am Playoff teilnimmt, doch die USGA blieb hart.

  1. Ich glaube der Caddie bekommt so schnell keinen neuen Job. Wer (Profi) will ihn noch einstellen.

    Rafael Cabrera-Bello, 2010 South African Open: Also hätte der Caddie nach den ersten Neun z.B. einen Zusauchen beauftragen können die richtigen Bälle im Proshop zu kaufen. Das wäre ok gewesen?

    Bob Murphy, 1995 Burnet Senior Classic: Asehole. Ka sowas macht man gleich, damit hat auch kein Profi ein Problem damit. (sollte)

    Paul Azinger, 1991 Doral Ryder Open und Craig Stadler, 1987 Andy Williams Open: finde die DQ’s durch Zuschauer sowie etwas daneben. Wozu gibts eine Spielleitung. z.B. einer aus der Spielleitung sitzt halt die ganze Zeit mit im Übertragungswagen…

    David Eisner, 1971 U.S. Amateur Public Links Championship: Ich hoffe er wurde für mehrere Jahre von Turnieren ausgeschlossen.

    1. Rafael Cabrera-Bello, 2010 South African Open: Also hätte der Caddie nach den ersten Neun z.B. einen Zusauchen beauftragen können die richtigen Bälle im Proshop zu kaufen. Das wäre ok gewesen?

      Ja, das würde gehen. Es ist nicht verboten sich Bälle von außerhalb zu besorgen. Es muss halt nur exakt das gleiche Modell sein. Aber ich glaube damit rechnet keiner. Profis verlieren so selten Bälle, dass 11 ausreichen sollten (es sei denn man haut sie absichtlich weg. Ja, John Daly, ich rede von Dir). Er kann halt nur niemanden wegschicken wenn der Ball weg ist, da es den Spielfluss verlangsamen würde.

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