Eine Frage der Ehre

Eine interessante Geschichte beschäftigt gerade die amerikanische Sport-Öffentlichkeit. Wie Golf Week vor einigen Tagen berichtete verzichtete College-Golfer Grant Whybark bei einem Qualifikationsturnier für die nationale Meisterschaft freiwillig auf den Sieg.

Nachdem Whybark nach 36 Loch schlaggleich mit Seth Doran an der Spitze lag, musste sich im Playoff entscheiden, wer das Ticket zum Finale bekommt. Da seine Schule bereits den Teamwettbewerb in der Tasche hatte, war Whybark ohnehin für das Finale qualifiziert, sein Gegner musste hingegen noch kämpfen. In einem spontanem Moment entschloss sich Whybark das Schicksal in die eigenen Hände zu nehmen, richtete sich gen Driving Range aus und bretterte seinen Abschlag Out of Bounds. Doran gewann mit Par. Alle waren glücklich und die Golfwelt hatte eine erneute Story über den ungewöhnlichen Sportsgeist in ihrer Disziplin. Richtig? Falsch!

Zum einen besucht Doran ein College, das seit ewigen Zeiten verfeindet mit Whybarks College ist. Zum anderen mehrten sich schnell die Stimmen, die meinten Whybark hätte gegen den Spirit of the Game verstoßen und seinen Gegner bevormundet, weil er ihm nicht zutraute auf sportliche Art und Weise den Sieg einzufahren. Tatsächlich haben sie einen Punkt: Whybark hätte genau so gut erst einmal abwarten können wie sich das Playoff-Loch entwickelt und zur Not auf dem Grün immer noch entscheiden können, das Loch zu schmeißen. Doch ihm eine Manipulation des Spielergebnisses zu unterstellen ist fehl am Platze.

Wenn eine Fußballmannschaft am letzten Spieltag sich nicht mehr reinhängt und seinem Gegner zu Klassenerhalt, Europapokalplatz oder Meisterschaft verhilft, schadet sie automatisch einer unbeteiligten dritten Partei. Das Playoff-Ergebnis betraf jedoch nur Whybark und Doran, niemand anderes hat durch das Ergebnis einen Nachteil. Der Einzige, der wirklich davon betroffen ist, ist Doran, der beim Finale allen Kritikern beweisen muss, dass er seinen Platz dort wirklich verdient hat. Andererseits ist er im letzten Schuljahr und dies war seine letzte Chance einmal an der nationalen College-Meisterschaft teilzunehmen – und mit seinem 36-Loch-Score hat er eigentlich ohnehin bewiesen, dass er seinen Startplatz verdient hat.

Was uns zum eigentlich Schuldigen dieses ganzen Dilemmas bringt: die veranstaltende National Association of Intercollegiate Athletics (NAIA). Hätte man von vornherein formuliert, dass der beste, nicht automatisch über das Team qualifizierte, Spieler einen Platz im Finale bekommt, hätte man diese beiden jungen Kerle nicht in eine Gewissensentscheidung gedrängt. Hinzu kommt, dass man beiden erst am Abschlag des Playoff-Lochs gesagt hat, was auf dem Spiel steht, wodurch Whybark sich gezwungen sah eine kurzfristige Entscheidung zu treffen. Es wäre eine Schande wenn Whybark für diesen spontanen Akt des Sportsgeistes jetzt unter Feuer gerät.

Gamezeen is a Zeen theme demo site. Zeen is a next generation WordPress theme. It’s powerful, beautifully designed and comes with everything you need to engage your visitors and increase conversions.

Kategorien