Dieses Wochenende steht ganz im Zeichen von Jack Nicklaus. Als Gastgeber seines Memorial Tournaments dreht sich alles um den Golden Bear. In diesem Jahr noch mehr als zuvor, denn in 14 Tagen jährt sich ein historischer Moment zum 50. Mal: Nicklaus’ erster Sieg als Profi, der gleichbedeutend mit seinem ersten Majorsieg war. Bei der U.S. Open in Oakmont überraschte der damals noch pummelige Blonde die Konkurrenz und besiegte den Übergolfer Arnold Palmer im Playoff.
17 weitere Major-Siege kamen über die Jahre hinzu und machten Nicklaus zum bis heute der erfolgreichste Sammler von großen Titeln überhaupt. Hinzu sammelte der heute 72-Jährige 55 weitere Siege auf der PGA Tour, 8 Major-Titel bei den Senioren, zwei U.S. Amateur-Titel und zahlreiche weitere Trophäen weltweit. Doch was wäre – ein schlimmer Gedanke, ich weiß – wenn es den Golfer Jack Nicklaus nie gegeben hätte? Was, wenn er eine Basketball-Karriere eingeschlagen hätte? Wie würde die Golfgeschichte dann aussehen, wer hätte am meisten profitiert, und wer wäre ohne Jack Nicklaus vielleicht selber zur Legende geworden?
10. Tiger Woods
Tiger Woods hat natürlich niemals aktiv gegen Jack Nicklaus gespielt (abgesehen von einigen Majors für die Nicklaus einen Startplatz auf Lebenszeit hatte), aber dennoch wäre er einer der großen Profiteure gewesen. Denn Woods’ größter Antrieb ist es, die Rekorde von Jack Nicklaus zu brechen. Ohne den Golden Bear wäre Tiger bereits jetzt der Golfer mit den meisten Major-Siegen aller Zeiten, nämlich 14 – vor Walter Hagen (11) und Arnold Palmer (10) – und könnte sich zumindest diese Diskussion ersparen. Allerdings hätte Woods ohne Nicklaus heute auch vier PGA-Tour-Siege weniger auf dem Konto, da Jack Nicholson Nicklaus nie Muirfield Village gebaut und das Memorial Tournament dort abgehalten hätte – und dort ist Woods Rekordsieger.
9. Raymond Floyd
Mit seinen vier Major-Siegen gehört Raymond Floyd ohnehin zu den Großen seiner Zunft. Aber ohne Jack Nicklaus hätte er etwas erreichen können, was neben Nicklaus nur noch Gary Player, Ben Hogan, Tiger Woods, Gene Sarazen und Bobby Jones gelang: der Career Grand Slam, also den mindestens einmaligen Gewinn aller Major-Turniere. Floyd hatte bereits die PGA Championship 1969 und das Masters 1976 gewonnen und sollte sich 1986 auch noch die U.S. Open holen. Im Jahr 1978 wollte er nach zwei Top-8-Platzierungen in den Jahren zuvor sich nun endlich die Open Championship holen. Mit einer 68 in der Schlussrunde brachte er sich in Position, doch Nicklaus war am Ende zwei Schläge besser. Ob er tatsächlich gewonnen hätte, ist zwar fraglich, da noch drei andere schlaggleich waren, aber es war Floyds beste Chance auf den Open-Titel und Nicklaus verbaute sie ihm ebenso wie den Sieg beim Crosby Pro-Am wo Floyd im Playoff das Nachsehen hatte.
8. Frank Beard
Der Amerikaner Frank Beard ist ein eher unbekannter Name, schließlich gewann er nie ein Major – und daran trägt Jack Nicklaus keine Schuld. Aber immerhin gewann Beard 1969 die Geldrangliste der PGA Tour und qualifizierte sich für zwei Ryder Cup Teams. Seine Bilanz von 11 PGA-Tour-Siegen hätte allerdings noch besser aussehen können, wenn Nicklaus ihm nicht in die Quere gekommen wäre. Bei der American Golf Classic 1968 nahm es den Anfang als er im Playoff das Nachsehen hatte (aber auch ohne Nicklaus dort an Lee Elder gescheitert wäre). Im Oktober 1969 musste sich Beard bei der Sahara Invitational Nicklaus um vier Schläge geschlagen geben, bei der Byron Nelson Golf Classic 1971 um zwei. Und schließlich verlor er 1972 auch noch im Finale der U.S. Professional Match Play Championship mit 2&1 gegen den Golden Bear. Ohne diese drei Niederlagen hätte Beard beispielsweise mehr PGA Tour Siege als David Duval, Mark Calcavecchia oder Paul Azinger.
7. Billy Casper
Billy Casper ist eine Legende. Mit 51 PGA-Tour-Siegen belegt er Platz sieben in der ewigen Bestenliste. Ohne Nicklaus wären es 55 gewesen – vor allen Dingen aber vier statt drei Majors. 1971 bei der PGA Championship – die er nie gewinnen konnte – musste sich Casper nur Nicklaus geschlagen geben. Zudem hätte Casper nach dem Masters damit in einer Saison zwei Majorturniere gewonnen. Wann immer die beiden sich duellierten, schien Nicklaus das bessere Ende für sich zu haben. 1967 beim Bing Crosby National Pro-Am, 1969 bei der Kaiser International Open und schließlich 1975 bei der World Open Golf Championship als Nicklaus sich im Playoff durchsetzte. Nur ganz am Anfang, bei der Doral Open Invitational 1964, konnte Casper den aufstrebenden, jungen Herrn Nicklaus noch hinter sich lassen.
6. Tom Weiskopf
Dank seines Siegs bei der Open Championship darf sich Tom Weiskopf Major-Sieger nennen. In den Golfgeschichtsbüchern steht er aber auch für eine andere Leistung: die meisten zweiten Plätze beim Masters. Vier Mal schrammte er knapp am Grünen Jackett vorbei, zwei Mal davon war Jack Nicklaus Schuld. 1972 hielt der große Jack ihn und zwei andere Spieler mit drei Schlägen in Schach, 1975 wurde Weiskopf um einen Schlag besiegt. Hinzu kamen noch weitere zwei große Turniere, in denen Weiskopf das Nachsehen hatte: die Atlanta Classic 1973 und das Heritage 1975. Nicklaus machte es sogar so viel Spaß Tom Weiskopf zu besiegen, dass er ihn 1974 für einen Schaukampf zur Eröffnung seines Platzes Muirfield Village einlud und kräftig vermöbelte. Und als i-Tüpelchen schnappte er Weiskopf 1993 noch die U.S. Senior Open weg.
5. Gary Player
Gary Player hat eigentlich nichts zu bedauern in seiner Profi-Laufbahn: er gewann den Career Grand Slam und sechs Majors bei den Senioren, durchbrach als erster Internationaler die US-Dominanz beim Masters, holte weit über 100 Turniere weltweit, hält diverse Rekorde und ist seit 1974 Mitglied der World Golf Hall of Fame. Und dennoch hätte es ohne Nicklaus noch viel besser ausgesehen, denn in Mark McCormack’s Vorläufer der Weltrangliste war Player nie auf Platz eins geführt: von 1969 bis 1972 spielte er dort die zweite Geige hinter Nicklaus. In insgesamt sechs PGA-Tour-Turnieren, die Jack Nicklaus gewann, belegte Gary Player den zweiten Platz – darunter das Masters 1965, das Nicklaus mit neun Schlägen Vorsprung gewann. Auch bei den Senioren hatte der Südafrikaner in einem Major das Nachsehen gegen Nicklaus. Und sogar nach der aktiven Zeit der beiden behielt Nicklaus seine Dominanz bei: Drei Mal traten sie als Kapitäne beim Presidents Cup gegeneinander an. Zwei Mal siegte Nicklaus’ Riege, ein mal gab es ein Unentschieden.
4. Isao Aoki
2009 ging Y.E. Yang als erster asiatischer Major-Champion in die Golfgeschichte ein. An Isao Aoki hingegen erinnert sich heute kaum jemand mehr, schließlich verbrachte er den Großteil seiner Karriere auf der Japan Tour. Einzig bei den Übertragungen zur Sony Open wird er immer noch mal aus den Archiven gekramt, lochte er doch hier 1983 am letzten Loch vom Fairway ein, um seinen einzigen PGA-Tour-Titel zu holen. Ohne Jack Nicklaus hätte es einer mehr sein können – und was für einer. Bei der U.S. Open 1980 in Baltusrol schoss Aoki eine 274. Nie zuvor hatte jemand bei einer U.S. Open einen niedrigeren Score erzielt. Doch Nicklaus war ausgerechnet in diesem Jahr zwei Schläge besser und verdarb Aoki den Einzug in die Golfgeschichte. 15 Jahre später tat er das Gleiche noch mal als er Aoki bei der Tradition am dritten Playoff-Loch besiegte und dem Japaner damit auch noch ein Senioren-Major aus den Händen riss.
3. Doug Sanders
Doug Sanders war der Lee Westwood seiner Zeit. 20 PGA-Tour-Siege, aber bei den Majors blieb ihm immer nur das Nachsehen. Vier Mal belegte er den zweiten Platz, insgesamt 13 Mal landete er bei Majors in den Top 10. Der Grund dafür in erster Linie: Jack Nicklaus. 1966 und 1970 hatte Sanders bei der Open Championship das Nachsehen, beim zweiten Mal in einem frustrierenden 18-Loch-Playoff, das Sanders mit einem Schlag verlor. Dass der heute 78-Jährige dazu auch noch in drei regulären PGA-Tour-Events das Nachsehen hatte, lässt sich für ihn noch eher verschmerzen.
2. Arnold Palmer
Palmer und Nicklaus war DIE Rivalität zu ihrer Zeit. Und wenn es den Golfer Nicklaus nicht gegeben hätte, wäre damit der Zuschauer der größte Verlierer gewesen. Wobei: damals hätten sich die Fans gefreut, denn Palmer war der absolute Publikumsliebling und nichts und niemanden hasste Arnie’s Army so sehr wie Jack Nicklaus. Verständlich: Hätte Palmer ohne Nicklaus doch drei PGA-Tour-Siege und vor allem zwei U.S. Opens und ein Masters mehr auf dem Konto gehabt. So wäre Palmer dann auch bis heute alleiniger Rekordhalter in Augusta gewesen und mit insgesamt 10 Major-Siegen dritter auf der All-Time-Liste hinter Tiger Woods und Walter Hagen.
1. Bruce Crampton
Bruce wer? Selbst Golf-Experten werden sich bei dem Namen kräftig anstrengen müssen, um irgendwelche Erinnerungen zusammen zu bekommen. Doch ohne Jack Nicklaus würde heute die ganze Welt ehrfürchtig von dem Australier reden. Es waren zwar nur fünf Turniere in denen Crampton das Nachsehen gegen Nicklaus hatte, aber was für welche. Insgesamt vier zweite Plätze bei Majors hatte Crampton in seiner gesamten Karriere – und alle von ihnen gewann am Ende Jack Nicklaus. 1972 hätte Crampton das Masters und die U.S. Open gewinnen können, ein Jahr später die PGA Championship und 1975 noch einmal. Und als letztes großes F*** You schnappte Nicklaus 1991 Crampton auch noch die PGA Seniors’ Championship vor der Nase weg.