Ein Weltklasseplatz, wenn man ihn nicht von Matten spielen muss
Linksgolfer
9.5
Pluspunkte
Ein Platz mit Charakter
Einige Weltklasselöcher
Anspruchsvoll, aber nie unfair
Negativpunkte
Das Greenfee ist happig
Die Grüns könnten besser sein
Der Teich an der 17
9.5

Royal County Down ist in dieser Woche Gastgeber der European Tour. Zum ersten Mal seit 1939 kehrt die Irish Open ins Örtchen Newcastle zurück. Seit Wochen sind die Eintrittskarten bei den golfverrückten Nordiren ausverkauft, nicht zuletzt weil Rory McIlroy persönlich für ein erlesenes Teilnehmerfeld gesorgt hat. Und wer weiß? So wie in Royal Portrush die erfolgreiche Austragung der Irish Open die perfekte Bewerbung für eine Open Championship war, könnte vielleicht auch Royal County Down irgendwann diese Ehre zuteil werden – bisher fand nur die Senior Open Championship auf diesem edlen Stückchen Land teil.

Der 1890 entstandene Royal County Down Championship Links (nebenan gibt es noch den kurzen Annesley Links, der in dieser Woche zur Driving Range und zum Standort für Tribünen und die Zeltstadt umfunktioniert wird) gilt gemeinsam mit dem Old Course von St. Andrews gemeinhin als Bester Golfplatz der Britischen Inseln. Golf Magazine führt ihn aktuell als sechstbesten Golfplatz der Welt, die Kollegen Golf Digest sehen Royal County Down sogar auf dem vierten Platz. Nicht schlecht für eine Investition von vier Guineen. Diesen Betrag (in heutigem Geld etwa 2000 Pfund) erhielt Old Tom Morris 1889 für das Design des Platzes. Allerdings muss man sagen, dass vom alten Tom heute nur noch der Name übrig geblieben ist – von seinem Design gibt es nur noch wenige Grünkomplexe.

Die zweite Architektenlegende, die im Zusammenhang mit Royal County Down immer wieder genannt wird, ist Harry S. Colt. 1929 wurde er für ein Redesign angeheuert, eliminierte etliche der blinden Schläge und schuf zwei ikonische Löcher: die vier, ein Par 3 mit brillantem Grünkomplex und höher gelegenem Abschlag von dem aus man einen fantastischen Blick über den Platz und auf die Mountains of Mourne genießt, sowie die Bahn 9. Das Par 4 ist einer der Gründe, warum man als Erstbesucher unbedingt einen Caddie buchen sollte. Denn vom Abschlag aus sieht man zwar ein Fairway, das für die meisten Drives jedoch zu kurz ist – und man kann nicht erkennen, wo es weiter geht. Der Grund: dahinter stürzt die Bahn 20 Meter steil in die Tiefe, was allerdings durch ein sehr generöses Fairway ausgeglichen wird.

Auch wenn Colt viele blinde Drives ausradierte, sind einige geblieben. Glücklicherweise, denn sie machen den Charakter des Platzes aus. Die meisten von ihnen gehen noch auf George Combe zurück. Das Mitglied von Royal County Down ist der Architekt, dessen Abdruck am deutlichsten in den Dünen der Dundrum Bay zurückgeblieben ist. Er verlängerte das Design von Old Tom Morris auf 6400 Yards, verlagerte das Routing in die höheren Dünen und gab so erst Royal County Down seinen Charakter. Bezeichnenderweise erhielt der Club sein königliches Gütesiegel dann auch erst 1909, nachdem Combe Hand angelegt hatte.

Auf ihn geht auch die vielleicht beste Bahn des Platzes zurück: die 13. Sie erregt bei Touristen weniger Aufsehen, weil der Abschlag in einem Tal und nicht auf der Kuppe einer Düne liegt. Doch wenn der Ginster in seiner ganzen gelben Pracht blüht, ist der Ausblick auch hier wunderschön. Vor allem ist das Dogleg nach rechts aber einfach nur ein großartiges Design. Wer vom Abschlag die bessere, linke Seite wählt, läuft Gefahr in die Dünen zu schlagen. Wer die sicherere Linie auf der rechten Seite des Fairways wählt, hat eine blinde Annäherung ins amphitheaterähnlich Grün, bei der man sich auf einen der gigantischen Richtungspfähle verlassen muss.

Die Pfähle zeigen den Weg ins Grün. Für die blinden Abschläge hat man sich ein anderes Markenzeichen einfallen lassen: einen kleinen weißen Richtungsstein, der dem Spieler die ideale Linie anzeigt, beispielsweise auf den Bahnen 11 oder der zwei, die zudem vom Tee einen schönen Blick über die irische See bietet.

Insgesamt fünf (semi-)blinde Abschläge gibt es. Aus diesem Grund ist Royal County Down auch der ultimative Driving Test. Wie schwer der Platz ist? Sollte bei der Irish Open, wie an diesem Tag, ein Wind von 30 km/h wehen, erwartet Caddie Roger lediglich ein Siegerergebnis von 10 unter Par. Sollten die Profis jedoch einen windstillen Tag erwischen, dürfte Jimmy Bruens 66er-Platzrekord aus dem Jahr 1939 der Vergangenheit angehören. Denn die Grünkomplexe sind nicht anspruchsvoll genug, um den Profis ernsthafte Schwierigkeiten zu bereiten. Tatsächlich sind die eher langweiligen Grüns die vielleicht größte Schwäche des Platzes. Doch hätte man sie ondulierter angelegt, wäre der Platz für den durchschnittlichen Amateur vermutlich nicht bespielbar.

Ein echtes Desaster ist allerdings die Bahn 17. Hier wartet in der Mitte des Fairways ein völlig deplatziert wirkender Teich, der dermaßen dem Charakter des Platzes widerspricht, dass es ein echtes Ärgernis ist. Würde man den Teich zuschütten und stattdessen einen Bunker anlegen, gäbe es an Royal County Down kaum noch etwas zu kritisieren. Denn die Bunker sind eine echte Augenweide. Wie der gesamte Platz wirken sie komplett natürlich, als seien sie schon immer dagewesen. Was auch daran liegt, dass die Bunker nicht freigemäht werden. Auf den Bunkerkanten wuchert das Rough fröhlich vor sich hin, wodurch die Sandhindernisse eine treffende Bezeichung erhalten haben: die bärtigen Bunker.

Der Nachteil eines so organischen Platzes ist, dass die Löcher miteinander verschwimmen. Daher fällt es schwer, nach der Runde sich die Highlights vor das geistige Auge zu führen. So erhält man hat den Eindruck, nur wenige Weltklasse-Löcher gespielt zu haben. Doch das Gegenteil ist der Fall: es gibt kaum ein Loch, das nach unten abfällt. Nur weil das Niveau der Bahnen insgesamt so hoch ist, sticht kaum ein Loch hervor. Warum dann “nur” eine 8 als Wertung? In Vorbereitung auf die Irish Open musste leider nicht nur auf Matten vom Fairways gespielt werden, es waren auch noch die Winter Tees gesteckt. Und diese verändern den Charakter der Bahnen leider völlig. Die Winkel für die blinden Abschläge sind so anders, dass es ein Kinderspiel ist, die Fairways perfekt zu treffen. Ohne einschätzen zu können, wie sich der Platz von den echten Abschlägen spielt, fällt es schwer eine Wertung ab 9 aufwärts zu vergeben. Die muss daher bis zu einem zweiten Besuch warten – und wenn bis dahin vielleicht auch die dreieckige Pfütze auf der 17 weg ist, könnte es vielleicht sogar eine 10 geben.

Disclaimer: Der Bericht entstand im Rahmen einer Einladung, Anreise, Greenfee und Logie wurden gestellt.

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