Was für ein Jahr. Ihr fragt Euch sicherlich warum ich mein Tagebuch die letzten Monate nicht mehr weitergeführt habe. Ich möchte an dieser Stelle ein für alle Mal mit den Gerüchten aufräumen, dass es am zu geringen Antrittsgeld gelegen hat. Tatsächlich hat Lindsey sich über die intimen Einblicke in unser Privatleben echauffiert – ich habe dummerweise vergessen, dass sie sehr gut deutsch sprechen und lesen kann. Wann immer ich in den letzten Wochen angefangen habe zu schreiben, hat sie mein Notizbüchlein genommen und in tausend Teile zerrissen. Doch jetzt beginnt wieder die schöne Zeit des Jahres: Lindsey tingelt mit ihren Skiern durch die Weltgeschichte. Und ich bin wieder frei!!! Deshalb gibt es jetzt als Entschädigung meinen kleinen, persönlichen Jahresrückblick auf 2013. Ich wünsche Euch allen eine schöne Weihnachtszeit und einen guten Rutsch.
Januar
So macht man sich bei Nike Freunde: Erster Start, erster Sieg. Business as usual halt. Blöderweise nicht für mich. Russell Henley hat die Dreistigkeit besessen, gleich im ersten Start seiner PGA-Tour-Karriere zu gewinnen. Dabei bekommt jeder Nike-Athlet in seinen Vertrag geschrieben, dass er nicht gewinnen darf, bevor ich nicht meinen ersten Titel des Jahres geholt habe. Zur Strafe bekommt Russell aus Beaverton jetzt nur noch Ausschussware geliefert und spielt garantiert das ganze Jahr um keinen Titel mehr mit. Wie man sich bei Nike in die Hackordnung einzuführen hat, bewies mein Kumpel Rory: Verpasster Cut, Erstrunden-Niederlage, Aufgabe. So etabliert man sich bei uns als Beta-Tierchen, Russell Henley! Und zur Belohnung haben Rory und ich nicht nur einen gemeinsamen Werbespot gedreht, sondern auch gleich noch Bruderschaft getrunken.
Die Stimmung in unserem Weltranglistenersten-Flight in Abu Dhabi hat nur TAFKAMK (The Athlete Formerly Known as Martin Kaymer) versaut. Hätte ich vorher gewusst, dass er und seine Kollegen auf der European Tour keine Ahnung von Regeln haben, hätte ich natürlich einen Schiedsrichter gefragt ob ich einen Freedrop nehmen darf. Aber der feine Herr hat so auf dicke Hose gemacht mit seinen vermeintlichen Regelkenntnissen (Zitat: “Dustin Johnson hat sogar schon mal einen Regelkurs bei mir gebucht”), dass ich ihm blauäugig geglaubt habe und deshalb den Cut verpasste. Gut, passiert halt mal eben. So ein Regelfauxpas wird mir so schnell nicht mehr unterlaufen.
Das Amüsante ist, dass ich trotzdem die Woche 50% mehr verdient habe als ich sieben Tage später für meinen Sieg bei der Farmers Insurance Open kassierte. Es gibt einfach nichts Besseres als die freie Marktwirtschaft. Hollywood hatte ihr Stupid German Money, wir haben unser Yummy Middleeastern CAsh, oder wie wir es auf der Tour kurz und bündig nennen:
http://www.youtube.com/watch?v=gAAzxdBkAdM
Februar
Meine Januar-Bilanz: 2,5 Millionen Dollar Einnahmen für sechs Tage Arbeit. Kein schlechter Tagesverdienst. Allerdings könnte der Stundenlohn deutlich besser sein, wenn die lieben Kollegen nicht mit der Einstellung einer Galapagos-Schildkröte an die Arbeit gehen würden. Zeit, erst einmal vier Wochen Pause einzulegen. Es ist schon ziemlich anstrengend nach 12 Wochen Winterpause gleich zwei Turniere in Folge in unserer Hochleistungssportart zu bestreiten. Man muss schon auf seinen Körper achten und wissen, wann man aufhören sollte. Das hat mich übrigens gerade ein Deutscher gelehrt, Euer Joseph Ratzinger. Dementsprechend habe ich dann auch Chucky 3 Sticks beim Accenture Match Play gewinnen lassen bevor ich mir in der eisigen Kälte von Arizona noch einen Schnupfen hole. 46.000 Dollar für eine Runde Golf sind doch auch nicht schlecht. Außerdem muss ich jetzt erst mal einen neuen Werbespot drehen.
http://www.youtube.com/watch?v=bulLh_-Fal8
März
On their honeymoon, the new husband told his bride, “I have a confession to make. I’m a golf fanatic,” he said. “I think about golf constantly. I’ll be out on the golf course every weekend and every holiday.”
His new bride pondered this for a moment and said, “I should tell you that I’ve concealed something about my own past too. The truth is, “I’m a hooker.”
“No problem,” said her husband, “just widen your stance a little, and overlap your grip.”
Warum ich Euch diesen schlechten Golfwitz erzähle? Ganz einfach: Alle haben mich gefragt, was der Hintergrund zu diesem Bild bei der Siegerehrung des Arnold Palmer Invitational war. Dieser Witz war es. Kennen Sie das nicht auch, wenn Sie bei einem älteren Familienmitglied zum Kaffekränzchen eingeladen sind, er seinen liebsten Altherrenwitz erzählt und sie aus Höflichkeit mitlachen müssen? Ganz genauso war es da auch.
Lindsey Vonn hätte der Witz sicher gefallen, schließlich hat sie absolut kein Humorverständins wie sie vor ein paar Jahren gegenüber der Time bewies, aber es gibt Wichtigeres im Leben. Deshalb kann ich es ja jetzt offiziell machen. Ja, Lindsey Vonn und ich sind ein Paar. Wir haben jetzt einige Wochen einen Testlauf gemacht, und da ich mittlerweile drei meiner letzten fünf Turniere gewonnen habe und Rory wieder vom Weltranglisten-Thron geschubst habe, kann sie erst einmal bleiben.