Montgomeries Faux Pas
Egal was man von den Captain’s Picks hält, die Art und Weise wie Colin Montgomerie es den Spielern mitgeteilt hat, war voll daneben. Um 19.05 Uhr deutscher Zeit wollte Monti seine Picks verkünden. Um 18.20 Uhr gingen Paul Casey und Padraig Harrington – pikanterweise gemeinsam – auf die Schlussrunde des Barclays. Keiner von beiden hatte zuvor eine Mitteilung bekommen, ob er in Wales dabei ist oder nicht. An Loch 7 bekam Harrington von seiner Ehefrau den Hochdaumen gezeigt – für Casey, der dies mitbekam, ein klares Zeichen, dass er nicht dabei sein würde. Interessant dabei: Casey spielte hervorragend, Harrington brach ein – ob das ein gutes Vorzeichen für den Ryder Cup ist? Nach der Runde erzählten Reporter dann Casey, dass auf seinem Handy eine Nachricht von Montgomerie wartet. So macht man sich Freunde, Colin. Nun gibt es zwei Möglichkeiten, beide sind wenig schmeichelhaft für den europäischen Kapitän. Entweder sind ihm seine Spieler total egal. Oder, er wusste um 18.20 Uhr noch nicht wen er mitnehmen würde. Das bedeutet im Umkehrschluss, dass Montgomerie seine Captain’s Picks von einem Turnier, nein schlimmer noch von einer Runde abhängig gemacht hat. Weil Edoardo Molinari gewann und Luke Donald seine Schlussrunde mit Birdies en masse begann, rutschten sie noch ins Team. Denn ansonsten hätte ja von vornherein klar sein müssen, dass Casey nicht im Team ist. Dass Montgomerie still hielt weil er die Wettquoten nicht beeinflussen wollte, ist zumindest eine erbärmliche Ausrede und würde den sportlichen Wert des Ryder Cups degradieren. Kein Wunder, dass am Ende viele Journalisten, Ex-US-Kapitän Paul Azinger und fatalerweise auch Ian Poulter kritische Worte für die Auswahl fanden.
Lang(er)weilig
Die Champions Tour wird immer mehr zur großen Show des Bernhard Langer. Mit der Boeing Classic gewann Langer bereits sein fünftes Turnier in diesem Jahr, der dritte Sieg innerhalb von sechs Wochen. Zahlen, die man normalerweise nur aus den Glanzzeiten von Tiger Woods kennt. Für Langer auch finanziell ein Segen. Mehr als zwei Millionen US-Dollar hat er in diesem Jahr gewonnen. Um das mal in Relation zu bringen: Von den großen Jungs haben weltweit lediglich 32 Spieler mehr Preisgeld erspielt. Hinter Langer liegen Namen wie Adam Scott, Padraig Harrington, Miguel-Angel Jimenez, Lucas Glover und Stewart Cink. Nicht schlecht für einen alten Mann…
Brothers in Arms
Nachdem Edoardo Molinari durch seinen Sieg bei der Johnny Walker Championship von Colin Montgomerie mit einem Captain’s Pick bedacht wurde, darf er gemeinsam mit Bruder Francesco die europäischen Farben in Wales vertreten. Doch wer glaubt, dies sei ein Novum in der Geschichte des Ryder Cups irrt. Bereits viel Mal traten Brüder gemeinsam an, alle für Großbritannien. Zuletzt waren dies 1963 Geoffrey und Bernard Hunt. Davor spielten 1929 und 1931 Charles und Ernest Whitcombe für die Briten. 1935 hatten sie mit Reg sogar noch einen dritten Bruder dabei. Das war auch das bisher erste und einzige Mal, dass zwei Brüder in einem Vierer gemeinsam spielte: Charles und Ernest besiegten Olin Dutra und Ky Laffoon.
Weg mit den kleinen Koreanerinnen?
Wenn es eines gibt, was die Amerikaner lieben, dann sind es Verschwörungstheorien. Und so wurden schnell üble Gerüchte laut, als die Südkoreanerinnen Mi Chung und Shi Hyun Ahn in der ersten Runde der Canadian Women’s Open disqualifiziert wurden. Was war passiert? Auf dem letzten Loch spielten beide den verkehrten Ball, merkten dies nicht rechtzeitig und wurden disqualifiziert weil sie aufgrund der nicht eingerechneten Strafschläge einen zu niedrigen Score einreichten. So weit, so harmlos. Doch dann behauptete LPGA Caddie Larry Smich, der bei dem Vorfall nicht dabei und ohnehin Resentiments gegen die Koreanerinnen hegt, dass die beiden sich in ihrer Muttersprache darauf verständigt hätten die Sache zu vertuschen. Schwer zu beweisen, weshalb die Ermittlungen der LPGA Tour in dieser Sache vermutlich auch ergebnislos verlaufen werden.
Wake Me Up, Before You Go Go
Weil Jim Furyk aufgrund eines Stromausfalls im Hotel seine Startzeit beim Pro-Am verpasste, wurde er für das Barclays disqualifiziert. Eine Entscheidung, die für viel Unruhe unter den Spielern sorgte. Schließlich sind nur die Top-Stars verpflichtet am Pro-Am teilzunehmen. Es gelten also nicht für alle Spieler die gleichen Regeln. Eine Disqualifikation – also die Höchststrafe – scheint daher eine unangemessene Strafe. Stattdessen wurde angeregt, dass die Spieler finanziell und zeitlich einen Ausgleich gegenüber den betroffenen Sponsoren leisten müssten. Entsprechend blamiert reagierte PGA Tour Commissioner Tim Finchem. Die Regel wird für den Rest der Saison ausgesetzt und für 2011 überdacht. Ein schwacher Trost für Furyk.
Der letzte Major Champion des Jahres…
…heißt Peter Uihlein. Der Sohn des Titleist-Chefs Wally Uihlein wurde seiner Führungsposition in der Amateur-Weltrangliste gerecht und gewann die U.S. Amateur – ein unbarmherziger Wettstreit aus einer Zählspielqualifikation über 36 Löcher und einem anschließendem K.O.-Lochwettspiel der besten 64. Im Zählspiel nur auf Platz 33 gelegen tat Uihlein in den Lochwettspielen gerade genug um eine Runde weiter zu kommen: 2 up, 1 up, 2&1 und einmal gar erst in der Verlängerung. Doch ab dem Halbfinale drehte Uihlein richtig auf und ließ seinen Gegners keine Chance. Gegen David Chung gewann er am Ende 4&2. Der 47-jährige Autohändler Jeff Wilson, der den Zählspiel-Abschnitt noch gewonnen hatte, flog gleich in der ersten Runde raus.
Platzverweis
Der Skandal um Tiger Woods führt Journalisten zum Golf, die einen Driver nicht vom Putter unterscheiden können. Und so machte sich die “New York Post”-Kolumnistin Andrea Peyser unbeliebt als sie während des Pro-Ams aufs Fairway spazierte um Woods mit dämlichen Fragen wie “Lieben Sie ihre Frau noch” zu löchern, die er während der Pressekonferenz ignorierte. Sofort verlor Keyser ihre Akkreditierung, worüber sie sich in einer Kolumne echauffierte. In ihrer an unfreiwilliger Komik nicht zu überbietenden Verteidigungsschrift weist sie als Höhepunkt empört den Verdacht von sich, noch nie über Sport berichtet zu haben. “Meine erste Kolumne habe ich über den Sexskandal der New York Mets verfasst”. Gut, dass wir das geklärt hätten.
Michelle Wie
Es gibt endlich mal wieder positive Nachrichten vom ehemaligen Wunderkind. Mit den Canadian Women’s Open gewann Michelle Wie das zweite Profiturnier ihrer Karriere. Angespornt von einem Hole-in-One am ersten Tag übernahm sie die Führung und gab sie bis zum Schluss nicht mehr ab. Besonders bemerkenswert, dass die als nervenschwach verschrieene Wie sich auch nicht davon aus der Ruhe bringen ließ, dass ihr in der letzten Gruppe mit Jiyai Shin eine der besten Spielerinnen der Welt im Nacken saß. Und so brachte sie am Ende das Turnier mit drei Schlägen Vorsprung im Schaukelstuhl nach Hause, sprang in der Weltrangliste auf Platz 7 und zeigte all ihren Kritikern den sportlichen Stinkefinger.