Warum ich bisher noch nie den Hotchkin Course in Woodhall Spa gespielt hatte, kann ich nicht genau sagen. Es lag sicher zum Teil daran, dass der Ort irgendwie im Niemandsland liegt. Lincolnshire ist ein Ziel, zu dem man gezielt fahren muss. Im Vorbeifahren ist das aufgrund schlechter Verbindungen nicht zu machen. Ein Mixed Foursome, der “Lincolnshire Mixed Swing”, gab uns im September die Gelegenheit, endlich mal diesen Kurs zu spielen.
Woodhall Spa war der dritte und finale Platz unseres dreitägigen Turniers in England. Und Woodhall Spa war der Platz, auf den ich mich am meisten freute. In vielen Publikationen hatte ich zuvor gelesen, dass dies einer der Top 5 Inlandplätze in Grossbritannien sein sollte. Der Parkplatz war voll, das Wetter anständig und ich gespannt, ob meine Vorfreude berechtigt war.
Die Runde beginnt an Loch 1 recht verhalten. Nicht allzu lang und die Hindernisse halten sich auch in Grenzen. Mit Loch 2 zeigt der Platz erstmals seine Zähne. Das Grün ist sehr gut von drei Bunkern geschützt. Und wo keine Bunker sind, hat man sich rechts hinten mit tiefer Heide auseinanderzusetzen. Loch 3 gewährt dann den ersten guten Blick über die Heide, mit der man hier immer konfrontiert ist. Vom Abschlag aus sieht man nur Kraut. Laut Birdiebook musste dahninter aber irgendwo Fairway sein. Also einfach gerade und weit schlagen und hoffen, dass der Ball dann hinter dem Wall aus Heide vor dem Fairway auftaucht. Tat er dann zum Glück auch. Neben dem Grün taucht dann das Wahrzeichen des Platzes auf. Ein historischer Backsteinturm, der auf fast allen Fotos zu dem Platz auftaucht.
Loch 5 ist dann ein Par 3, welches lange im Gedächtnis bleibt. Vom Abschlag aus denken viele Spieler bei dem knapp 125 m kurzen Loch wahrscheinlich “Hauptsache ich treffe das Grün”. Angesichts der tiefen Bunker und der Heide um das Grün verständlich. Ich habe selten so tiefe Bunker um ein Grün auf einem Inlandplatz gesehen. Dadurch macht das Loch auch visuell was her.
Das Problem bei diesem 1905 von Harry Vardon und J. H Taylor (zusammen 11 Claret Jugs) gebauten Golfplatz ist für mich, dass es schwierig ist, bestimmte Löcher hervorzuheben. Fast die ganze Runde kam ich aus dem Staunen kaum heraus. Ein wunderschönes Loch folgte aufs nächste. Durch die großartigen Hindernisse ist der Platz alles andere als einfach zu spielen. Eine defensive Strategie hilft hier ungemein. Die einzelnen Löcher lassen sich viel besser auf der “Flyover”-Seite des Platzes anschauen.
Zusätzlich zu den vorher beschriebenen Löchern auf den ersten 9 blieb für mich die 10 in Erinnerung. Eines der besten kurzen Par 4 Dogleg Löcher, die ich bisher gespielt habe. Die Par 3 Löcher waren allesamt klasse. Und die 17 ist ein großartiges Par 4 m it strategischem Anspruch und unglaublichen Bunkern um das Grün herum. Ach ja. Das Abschlussloch ist natürlich alles andere als einfach.
Der Platz wird zur Zeit in verschiedenen Schritten von Tom Doak und seinem Team restauriert. Einige Löcher werden also in Zukunft etwas anders aussehen. Für mich ein Grund, den Platz nach der Restauration – die Anfang 2019 beendet sein wird – noch einmal zu spielen.
Woodhall Spa hat mich vollständig begeistert. Das Routing, die Hindernisse und die Grüns. Alles großartig. Es gibt aber auch andere Meinungen. Meine Freunde, die uns auf dem Turnier über drei Tage in Lincolnshire begleitet hatten, fanden Woodhall Spa viel zu schwer und unfair. Teilweise stimme ich dem auch zu, denn man muss an einigen Löchern schon ganz schön weit abschlagen, um das Fairway zu erreichen. Wer etwas älter ist und nachlassende Kraft hat, der bekommt an einigen Löchern Probleme. Und man darf sich hier kaum Fehler erlauben. Jeder Schlag, der nicht präzise genug ist, kann bestraft werden. Ich selber habe auch kein gutes Ergebnis abgeliefert. Trotzdem gehört der Kurs zu den besten 20 Plätzen, die ich bisher spielen durfte. Zudem ist das Greenfee im Vergleich zu den Topplätzen um London auch recht moderat.
Gespielt am: 13.09.2017
Hinweis: Der Platz wurde zwischen 2016 und 2019 von Tom Dock renoviert und soll seitdem noch besser geworden sein.