Es ist wieder so weit: Die schönste Zeit des Jahres hat begonnen. Der Januar ist der Monat in dem ich mir jedes Jahr noch einreden kann, dass meine Prognosen noch alle die Chance haben wahr zu werden. Natürlich werden sie das 2014 auch nicht, schließlich wird hier nicht vorausgesagt, dass Tiger Woods 2014 mindestens ein Birdie machen wird. Nein, die Prognosen sollen schon ein wenig wagemutiger sein und zumindest auf den ersten Blick als unrealistisch erscheinen. Wenn am Ende mahr als vier davon in Erfüllung gehen, wäre dies schon ein großer Erfolg. Denn die Prognosen 2013 sind daran leider gescheitert. Die Bilanz:
Mehr als erfüllt
- Ein Amerikaner wird Rookie of the Year auf der PGA Tour (Jordan Spieth legte eine der beeindruckendsten Rookie-Saisons aller Zeiten hin)
- Steve Stricker bleibt in den Top 30 der Welt (er verbesserte sich sogar von 13 auf 8)
Eingetroffen
- Die Geldranglisten von PGA und ET gehen an unterschiedliche Spieler (Henrik Stenson gewann zwar den FedEx-Cup, die Geldrangliste holte aber Tiger Woods)
Gute Entschuldigung
- Tiger Woods holt mehr Majors als Rory McIlroy (die Fahne in Augusta war schlecht gesteckt)
- Kein Amateur schafft den Cut beim Masters (siehe oben)
Knapp daneben
- Colin Montgomerie wird Europas Ryder Cup Kapitän (es brauchte schon eine Pro-McGinley-Kampagne der Stars um das zu verhindern)
- Golf wird wieder von Olympia gestrichen (wie Gil Hanse selber zugab, hing der Bau des Platzes auf der Kippe)
- Zwei Deutsche nehmen am Solheim Cup teil (nur Caro Masson schaffte es)
- Marcel Siem kommt ins Feld des Accenture und landet vor Kaymer (er kam ins Feld, flog aber haarscharf gegen Luke Donald in Runde 1 raus)
Voll daneben
- Deutschland holt zwei Majors (es waren null)
- Kristoffer Broberg kommt in die Top 50 der Welt (er ist 216.)
1. Eitel Sonnenschein beim Ryder Cup
2010 fiel der Ryder Cup buchstäblich ins Wasser. Die European Tour hat nichts daraus gelernt und auf der Suche nach dem schnöden Mammon den diesjährigen Cup ins schottische Gleneagles vergeben. Nun ist bekannt, dass September/Oktober die regenreichsten Monate des Jahres in Schottland sind: traditionell gilt mehr als die Hälfte der Tage als Regentage. Und dennoch wird der diesjährige Ryder Cup bei wunderschönstem, sonnigem Herbstwetter ausgetragen.
2. Martin Kaymer gewinnt mindestens zwei Turniere
Viele haben den Glauben an Martin Kaymer verloren. Aber ich denke mit der Trennung von Pete Cowen hat der Mettmanner endlich eingesehen, dass er sich zwei Jahre lang verrannt hat und gerade noch rechtzeitig die Notbremse gezogen. Das Resultat werden wir noch in diesem Jahr sehen: Kaymer holt mindestens zwei Turniere.
3. Jordan Spieth kommt in die Top 10 der Welt
Oft fallen junge Sportler nach einer überragenden Debütsaison in ein tiefes Loch. Die Amerikaner haben dafür sogar ein Wort erfunden: Sophomore Slump. Doch Jordan Spieth hat nicht nur Talent, er ist auch geerdet genug um seinen Erfolg aus 2013 zu verarbeiten. Statt abzustürzen macht er genauso weiter, qualifiziert sich als zweitjüngster Amerikaner nach Horton Smith für den Ryder Cup und findet sich in den Top 10 der Weltrangliste wieder.
4. Südkoreas Dominanz der Frauenmajors endet
Jeder weiß über die Dominanz der Südkoreanerinnen im Frauengolf Bescheid. Die letzten zwei Jahre gewannen sie jeweils drei Majortitel und in der Weltrangliste belegen sie neun der ersten 18 Plätze. Doch 2014 wird ein Ende dieser Dominanz sehen: ein anderes Land wird mehr Majortitel einheimsen.
5. Deutschland bekommt 2015 ein zweites European-Tour-Turnier
Der Golfsport in Europa kränkelt. Immer mehr Turniere wandern in den Nahen Osten oder nach Asien ab. Doch die Krise ist auch eine Chance, da die geringe Nachfrage auch den Preis für die Austragung eines Turniers drückt. Wenn Deutschland wirklich wie gemunkelt 2022 einen Neuanlauf für den Ryder Cup wagen will (über den Sinn dieses Vorhabens decken wir einmal den Mantel des Schweigens), wäre es nur logisch als Zeichen des Goodwills ein weiteres Turnier nach Deutschland zu holen. Deshalb wird bekannt, dass neben der BMW International Open 2015 noch ein weiteres Turnier in Deutschland stattfindet.
6. Hideki Matsuyama gewinnt auf der PGA Tour
Ich bin bekanntermaßen sehr kritisch gegenüber der Konkurrenzfähigkeit von asiatischen Spielern, doch Hideki Matsuyama ist die berühmte Ausnahme von dieser Regel. Seit zwei Jahren schon prognostiziere ich dem 21-Jährigen eine große Karriere und bisher hat er dies locker übertroffen. Beim Presidents Cup gehörte er zu den wenigen Leistungsträgern der Internationalen, bei Majors landete er reihenweise in den Top 10. 2014 wird er öfter als bisher auf der PGA Tour antreten und das zahlt sich mit mindestens einem Turniersieg aus.
7. Ein 50-Jähriger verdient eine Million Dollar auf der PGA Tour
Davis Love III hält einen Rekord, den kaum jemand kennt. Von seinem Rookie-Jahr 1986 bis 2012 – über 27 Saisons – war er nie außerhalb der Top 100 der Geldrangliste. Letztes Jahr endete diese Serie, doch in diesem Jahr will er es noch einmal wissen. Zwar feiert Love im April seinen 50. Geburtstag, doch er hat bereits angekündigt diese Saison lieber auf der PGA Tour als auf der Champions Tour anzutreten. Das letzte Aufbäumen wird ein Erfolg und Love III noch einmal mit einem Millionenpreisgeld ausstatten.
8. Marcel Siem ist am Ende der Saison nicht zweitbester Deutscher der OWGR
Ob er Martin Kaymer überholt oder selber von hinten überholt wird, überlasse ich dem Schicksal
9. Erstmals seit 2000 kein Rookie-Majorsieger
Seit 2001 sind die Männermajors ein Debütantenball. Mindestens eines der großen Vier ging jedes Jahr an einen Debütanten. Das wird sich dieses Jahr ändern: alle vier Majors gehen an Spieler, die schon Erfahrung mit großen Titeln gesammelt haben – was natürlich auch an Prognose Nr. 12 liegt.
10. Die USA holen den ersten Auswärtssieg seit 20 Jahren
1993 war das letzte Jahr, in dem die USA auf europäischem Boden den Ryder Cup holen konnten. Seither hagelte es eine Niederlage nach der nächsten. Doch damit ist 2013 Schluss, schließlich hat Team USA in seiner Verzweiflung einen Glücksbringer reaktiviert: Tom Watson steuerte die Amerikaner 1993 zum einzigen Auswärtssieg seit 1981 – und ist auch 2014 wieder Kapitän.
11. Caroline Masson gewinnt auf der LPGA Tour
Die 24-Jährige hat in ihrer Karriere schon viele Ausrufezeichen gesetzt: Führung bei einem Major, Teilnahme am Solheim Cup, zweite der europäischen Geldrangliste. Nur mit dem Siegen hat es noch nicht so richtig geklappt. Nur ein Sieg bei der South African Women’s Open sprang bisher dabei heraus. Es wäre also überraschend, wenn sie als dritte Deutsche auf der deutlich stärker besetzten LPGA Tour gewinnen könnte. Aber warum sollte sie das nicht? Das Talent dazu hat sie allemal.
12. Tiger Woods gewinnt zwei Majors
Im Moment scheint die Golfwelt 50:50 gespalten ob Tiger Woods überhaupt jemals wieder EIN Major gewinnen wird. Es wäre also schon eine kühne Prognose dem Weltranglisten-Ersten einen Major-Sieg zu prognostizieren. Doch warum kleckern, wenn man auch klotzen kann? Wie ich schon einmal ausführlich begründet habe wird 2014 das letzte Jahr sein in dem die Austragungsorte für Tiger Woods perfekt sind. Und wenn er Nicklaus noch einholen will, muss er dieses Jahr mindestens zwei von ihnen gewinnen. Tut er das nicht, ist seine Chance auf den Major-Rekord endgültig passé.