Panmure Golf Club: im Schatten Carnousties

Ein großartiger Geheimtipp im Schatten von Carnoustie
Linksgolfer
7
Pluspunkte
Die 12 Linksbahnen sind wahnsinnig gut
Strategisch klug designt
Negativpunkte
Die Transferlöcher am Clubhaus sind mau
Brutales Rough
7

Obwohl es den Panmure Golf Club bereits seit 1845 gibt, hat ihm erst der große Ben Hogan weltweite Berühmtheit verschafft. 1953 wagte der Amerikaner zum ersten und einzigen Mal den Sprung über den großen Teich, um die Open Championship in Carnoustie zu spielen. Mit dem Linksgolf (und dem kleineren britischen Golfball) nicht vertraut, reiste er zwei Wochen früher an, und richtete sich bequem in Panmure ein, dessen Clubhaus nur rund 800 Meter Luftlinie vom neunten Grün Carnousties entfernt liegt.

Auf den Club hat er einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Zum einen mythisch: Noch immer erzählt man sich gerne die Geschichte, dass Hogan den Greenkeeper William Falconer bat, dass 17. Grün tiefer zu mähen, um die Open-Bedingungen besser zu simulieren. Der Greenkeeper gab Hogan den Mäher in die Hand und ließ ihn machen. Hogan, ganz seinem Image als Gentleman folgend, schnitt ohne Murren das Grün selber und gab den Mäher frisch gereinigt an Falconer zurück. Zum anderen hinterließ er aber auch auf dem Platz selber einen Abdruck. Hogan empfahl, auf dem ohnehin schon mächtig schwierigen sechsten Loch mit seinem versteckt liegenden Fairway und seinem engen Eingang ins Grün, einen zusätzlichen Grünbunker einzusetzen. Der Club tat ihm den Gefallen und taufte das Loch anschließend “Hogan”.

Dass der Panmure Golf Club trotz dieser reichen Geschichte noch immer weitestgehend unbekannt ist, liegt natürlich auch daran, dass er von seinem Nachbarn Carnoustie überschattet wird. Allerdings ist es auch selbstverschuldet, denn die durchaus wohlhabenden Mitglieder waren bis in die 90er Jahre daran interessiert, ihren Club so privat wie möglich zu halten. Erst in den letzten Jahren hat Panmure langsam damit begonnen, sich der weiten Welt zu öffnen. Doch das hat sich noch nicht rumgesprochen, so dass man hier noch immer relativ ungestört seine Runden drehen kann. Vielleicht liegt ein Grund dafür auch im relativ unspektakulären ersten Eindruck. Denn hinter dem außen eleganten, innen sehr in die Jahre gekommenen Clubhaus (aufgrund früherer Jute-Handelsbeziehungen dem Royal Calcutta Clubhaus nachempfunden) sieht man lediglich einige langweilige Löcher: ohne Dünen, ohne Ondulierungen – irgendwie so gar nicht, was man mit Linksgolf verbindet. Schuld daran trägt die britische Bahn, deren Linie London-Aberdeen direkt am Platz entlangführt.

Als das Clubhaus 1906 errichtet wurde, sollte es so nah wie möglich an der nahegelegenen Buddon Siding Eisenbahnstation entstehen. Doch weil immer weniger Züge dort stoppten (1915 wurde sie ganz für Passagiere geschlossen), wich man in Richtung der Barry Links Station aus. Dummerweise war damit das Clubhaus gut einen Kilometer vom eigentlich auserkorenen, exzellenten Linksland entfernt. Aus diesem Grund gibt es sechs Transportlöcher in Panmure: zwei Par 4s und ein Par 5 vom Clubhaus weg, und drei Par 4s zum Clubhaus hin. Tatsächlich kann man diese Löcher mehr oder weniger vergessen. Aber die 12, die dazwischen kommen, sind schlichtweg fantastisch.

Dies liegt auch daran, dass man sich jahrelang nicht darum geschert hat, die Löcher glattzubügeln, um irgendwelchen Gästen zu schmeicheln. In Panmure hat jedes einzelne Loch von der 4 bis zur 15 Charakter.

  • Die 4 hat das welligste Fairway, das ich in meinem ganzen Leben gesehen habe.
  • Die 5 trägt das Feature des in einer Senke sitzenden Grüns im Namen: Punchbowl.
  • Die 6 ist das erwähnte Hogan Hole.
  • Die 7 hat für defensive Spieler ein cooles Doppelfairway mit der 6.
  • Die 8 hat einen blinden Abschlag (und hatte bis Oktober 2012 auch einen blinden Schlag ins Grün dank zwei riesiger Hügel, die man leider gegen zwei Topfbunker eingetauscht hat).
  • Die 9 ist ein geniales mittellanges Par 3 mit vielen kleinen Hügeln als optische Verwirrung.
  • Auf der 10, einem Dogleg nach rechts, muss man selber den idealen Winkel wählen, der einem a) den kürzesten Schlag ins Grün bringt, aber b) das Out of Bounds aus dem Spiel nimmt.
  • Die 11 ist ein Par 3, das sich meist mit Rückenwind spielt und sehr von der Pin Position abhängig: steckz sie vorne ist ein Par ist Pflicht. Hinten rechts, und es ist eine kleine Herausforderung.
  • Die 12 kreuzt zwei Mal den Buddon Burn. Vom Tee kommt er nicht ins Spiel, aber der Schlag ins Grün ist nicht ohne, da der Eingang recht schmal ist, der Buddon Burn das Fairway begrenzt und links vom Grün ein mächtiger Hügel wartet.
  • Das Tee der 13 ist der am weitesten entfernte Punkt vom Clubhaus (und gewährt einen schönen Blick über den Monifieth Links, der ebenfalls eine Runde wert zu sein scheint). Von hier aus geht es von einem erhöhten Abschlag entlang der Bahnlinie zurück nach Hause, erneut über den Buddon Burn und auf ein tolles, nach links abfallendes Grün zwischen kleinen Hügeln.
  • Die 14 ist das mit Abstand längste Par 5 des Platzes und wartet rechts mit Out of Bounds und links mit biestigen kleinen Topfbunkern auf.
  • Die 15 ist schließlich ein 200 Meter langes Par 3 bei dem man oft besser dran ist, wenn man den Ball kurz lässt, um den unerbittlichen Grünbunkern zu umgehen.

Danach geht es wieder mit den drei langweiligeren Löchern zurück zum Clubhaus von Panmure, allerdings könnte man niemandem verübeln, wenn er einfach schnell wieder auf die 4 springt, um diese traumhafte Strecke noch einmal zu spielen. Wie gut ist nun ein Platz, der sechs trutschige Löcher und 12 Schmuckstücke hat? Nun, drücken wir es einmal so aus: Wenn mir jemand anbieten würde, ich könnte eine Runde in Panmure oder Carnoustie spielen, müsste ich zumindest einige Minuten überlegen. Dann würde ich mir frühmorgens die teurere Runde in Carnoustie schenken lassen und anschließend schnell nach Panmure weiter fahren und mein Greenfee selber zahlen. Mit 5950 Metern ist Panmure zudem ein recht angenehmer Spaziergang – auch wenn der Platz beileibe kein Leichtgewicht ist. Beim Qualifying für die Open Championship 1999 war der Panmure Golf Club der härteste Test. Vor allem dank des weithin bekannten Barry Roughs, das an einigen Stellen bis zum Bauchnabel steht und so undurchdringlich ist, dass man darin besser keinen Ball sucht. Aber wenn man es doch tut, könnte man vermutlich noch Bälle von Ben Hogan finden.

Gespielt: 22.9.2015

Disclaimer: Dieser Bericht entstand im Rahmen einer Einladung. Anreise, Greenfee und Logie wurden gestellt.

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