Nach dem doch eher bescheidenen Erfolg der letzten zwei Jahre war es Zeit für eine Änderung. Die alte, vernebelte Kristallkugel musste weichen und wurde durch die Nostradamus 2012 ersetzt – der Lamborghini unter den Vorhersagegeräten, wie mir der Verkäufer im “Geiz ist Geil”-Markt glaubhaft versicherte. In 12 Monaten werden wir sehen ob der gute Mann Recht hatte oder ob ich im kommenden Jahr meine Tipps zuvor von Astro TV absegnen lassen muss. Als Extra-Bonus gibt es dieses Jahr – wo sie verfügbar waren, die anderen habe ich getippt – die ungefähren Wettquoten für die einzelnen Vorhersagen laut Oddschecker, die übrigens für einen Doppelsieg von McIlroy bei der Open und seiner Freundin in Wimbledon eine verlockende Quote von 150:1 bieten.
Aber zuerst einmal die traurige Pflicht: die Rekapitulation der letztjährigen Prognosen.
Volltreffer:
- Phil Mickelson fliegt aus den Top 10 Welt
- Ein Teenager gewinnt auf der LPGA Tour
Knapp daneben:
- Die PGA Tour feiert ein Comeback
- Louis Oosthuizen verschwindet in der Versenkung
Voll daneben:
- Martin Kaymer kommt beim Masters unter die Top 20
- Henrik Stenson kämpft sich in die Top 50 der Welt zurück, Sergio Garcia nicht
- Ein Engländer gewinnt ein Major
- Ein Deutscher gewinnt auf der European- oder PGA-Tour (hab das L vor PGA vergessen)
- Deutschland bekommt den Zuschlag zum Ryder Cup 2018 (Yes!)
Nicht gewertet wegen Verletzungen:
- Tiger Woods gewinnt Major Nr. 15
- Jamie Lovemark und Andreas Harto werden Rookies of the Year
Martin Kaymer verpasst in Abu Dhabi die Top 5
Wettquote: 2:1
Martin Kaymers letzte vier Auftritte bei der Abu Dhabi Golf Championship: 1., 1., 2. und 1. Selten zuvor in der Geschichte des Golfsports hat ein Spieler einen Platz so sehr beherrscht wie der Deutsche. Eigentlich hätte 2012 damit Schluss sein sollen, doch die Turnierveranstalter verschoben den Umzug auf einen anderen Platz um ein Jahr. Dennoch lehne ich mich aus dem Fenster und behaupte Kaymer wird hier 2012 nicht an seinen Erfolg der letzten vier Jahre anknüpfen.
Tom Doak baut den Olympischen Golfplatz
Wettquote: 4:1
Bei meinen Prognosen für 2011 habe ich nicht geglaubt, dass Golf-Offizielle mit Verstand urteilen können. Das Ryder-Cup-Komitee hat mich mit der Vergabe nach Frankreich eines Besseren belehrt. Zwar habe ich tief im Inneren immer noch die Vermutung, dass die Vergabe des Bauauftrags für den Olympischen Golfplatz in Rio an Jack Nicklaus gehen wird. Aber hoffen wir einmal, dass selbst beim IOC mit Vernunft entschieden wird (ja, ich weiß: ein Paradoxon) und ein hauptberuflicher Architekt den Job erhält, der mit seinem minimalistischen und kosteneffektiven Ansatz Maßstäbe für den gesamten Golfsport setzen könnte.
Ernie Els landet bei der Open Championship in den Top 10
Wettquote: 16:1
Ernie Els hatte ein hundsmiserables Jahr 2011 mit nur einer Top Ten – und die kam bei der Frys.com-Open als die Stars schon alle im Urlaub waren. Alles sieht danach aus, dass sich die Karriere des Südafrikaners gen Ende neigt. Durch seinen Sturz aus den Top 50 der Welt hat der 42-Jährige den automatischen Startplatz bei den Majors verloren – außer bei der Open Championship, die er 2002 gewann. Das passt sich gut, denn in Royal Lytham & St. Annes, wo sie dieses Jahr stattfindet, landete er die letzten zwei Male in den Top 7. Hier könnte er noch einmal seine alte Klasse aufblitzen lassen.
Dustin Johnson wechselt zum langen Putter
Wettquote: 2:1
Keegan Bradley hat mit seinem Majorsieg das Tabu gebrochen. In Zukunft werden wir vermutlich immer mehr Spieler mit langen Puttern sehen. Ein heißer Kandidat: Dustin Johnson. In der neuen Statistik-Kategorie “Strokes Gained” liegt der 27-Jährige auf Platz 171 von 186 – pro Runde lässt er auf den Grüns einen halben Schlag zum Feld liegen. Dessen ist er sich durchaus bewusst, denn bei der Deutsche Bank Championship sagte Johnson auf einer Pressekonferenz, dass es ihn nicht überrascht hat, Phil Mickelson mit einem Belly zu sehen – er selber habe auch schon mal darüber nachgedacht.
Ein Spieler wird mehr als ein Major gewinnen
Wettquote: 5:1
Die Weltspitze im Herren-Golf ist enger geworden. Seit 2008 hat kein Spieler mehr als ein Major in einer Saison gewonnen. Damit ist 2012 Schluss.
Einer der großen Drei beendet seine Major-Durststrecke
Wettquote: 2,5:1
Luke Donald, Lee Westwood und Sergio Garcia gelten als die drei besten Spieler, die noch nie ein Major gewannen. Das wird sich 2012 ändern – zwar nicht für alle von ihnen, aber zumindest für Einen. Sergio Garcia sollte bei der Open in Royal Lytham & St. Annes gute Chancen haben, Lee Westwood bei der U.S. Open und Luke Donald bei der PGA- und Open-Championship.
Phil Mickelson bleibt ohne Sieg auf der PGA Tour
Wettquote: 3,25:1
Nur zwei Mal während seiner 19-jährigen Profikarriere blieb Mickelson ohne Turniersieg, 1999 und 2003. 2012 könnte das dritte Jahr werden.
Die USA holen den Ryder Cup mit dem größten Vorsprung seit 30 Jahren
Wettquote: 13:1
1981 gewannen die USA den Ryder Cup mit neun Punkten Vorsprung. Seither war ihr höchster Sieg mit 5 Punkten im Jahr 2008. In Medinah werden sie dies übertreffen. Hier, wo Tiger Woods die letzten zwei PGA Championships gewann, dürfte das wiedererstarkte US-Team – das immer noch als krasser Außenseiter gilt – groß auftrumpfen.
Bernd Ritthammer verteidigt seine Tourkarte
Wettquote: 4:1
Nachdem Stephan Gross jr. und Florian Fritsch als Rookies Lehrgeld bezahlen mussten, wird es Zeit, dass ein Deutscher die Serie durchbricht. Bernd Ritthammer hat das Zeug dazu. Denn anders als seine beiden Vorgänger kam sein Erfolg bei der Q-School wemiger überraschend. Der 24-Jährige hat sich die letzten Jahre kontinuierlich gesteigert – sowohl bei der Q-School als auch auf der Challenge Tour über die er beinahe in diesem Jahr auch den Sprung auf die European Tour geschafft hätte.
Martin Kaymer nimmt die Mitgliedschaft auf der PGA Tour an
Wettquote: 4:1
19 Spieler aus den Top 20 der Welt werden 2012 Mitglied auf der PGA Tour sein. Der einzige Außenseiter: Martin Kaymer. Die Frage ist wie lange noch? Der Deutsche hat vor Jahren schon gesagt, dass er die PGA-Tour-Mitgliedschaft als weiteren Schritt seiner Entwicklung sieht und irgendwann wahrnehmen möchte. 2013 wird es so weit sein, denn in einem Nicht-Ryder-Cup-Jahr würde dieser Wechsel deutlich mehr Sinn machen als beispielsweise für 2014.