Um die Favoriten für die diesjährigen Open Championship zu finden, muss man nur auf die Seiten der Buchmacher gehen. Nicht ganz überraschend finden sich ganz oben auch die Namen, die in der Weltrangliste oben stehen. Doch das müssen nicht unbedingt die attraktivsten Wetten sein: Die Siegquote für Tiger Woods ist aufgrund der ganzen Wetteinsätze aus den USA viel zu niedrig (8,5:1) und Luke Donald (17:1) und Rory McIlroy (19:1) zeigten zuletzt nicht die Form um ihnen bedingungslos zu vertrauen. Daher habe ich einmal aus den Spielern die zwölf herausgesucht, die meiner Meinung nach die attraktivsten Quoten bringen können. Allerdings ist gerade bei der Open Championship Vorsicht geboten. Wer in den ersten beiden Runden Pech mit dem Wetter hat, ist schnell einmal weg – und angesichts des bällefressenden Roughs in dieser Woche erhöht sich der Faktor Glück noch einmal um ein Vielfaches.
Lee Westwood (Sieg: 15:1 / Top Five 3,75:1 / Top Ten 2,35:1)
Wird Lee Westwood in dieser Woche endlich sein Stigma des besten Spielers ohne Major los? Vermutlich nicht. Schließlich hat er in zwei Starts in Royal Lytham nicht einmal unter 70 gespielt und war weder 1996 noch 2001 in den Top 40. Doch schaut man sich die Favoriten der Buchmacher an, ist der Engländer noch die wahrscheinlichste Garantie auf den Erfolg einer Top-Ten-Wette. In seinen letzten 11 Major-Starts landete Westwood acht Mal in den Top 10. Kein einziger Spieler kann eine solche Bilanz aufweisen.
Padraig Harrington (Sieg: 17:1 / Top Five 4,5:1 / Top Ten 2,75:1)
Es ist schon ein wenig überraschend, dass Padraig Harrington die viertniedrigste Wettquote von den Buchmachern bekommt – immerhin ist der Ire gerade einmal 59. der Weltrangliste und bei den letzten drei Open nie besser als 65. geworden. Doch die Buchmacher haben Harrington aus dem gleichen Grund vorne, aus dem ich ihn auch als einen der Top-Favoriten diese Woche sehe: seine Links-Erfahrung als zweifacher Open-Champion und eine mögliche Rückkehr zu seiner früheren Form. In seinen letzten fünf Starts war Harrington nie schlechter als 16., darunter auf den Links-Plätzen von Royal Portrush und Castle Stuart, und er ist der einzige Spieler, der in den beiden bisherigen Majors des Jahres unter den ersten 8 war. Hinzu kommt, dass er Royal Lytham aus den Jahren 1996 und 2001 kennt und beide Male immerhin unter den Top 35 war.
Justin Rose (Sieg: 34:1 / Top Five 7:1 / Top Ten 3,5:1)
In seiner gesamten Profikarriere hat Justin Rose noch nie eine Top 10 bei einer Open Championship geholt. Eigentlich ein Alarmsignal, aber als 21-Jähriger ohne einen einzigen Profisieg wurde er in Royal Lytham 2001 immerhin 30. Wenn man bedenkt wie sich seine Karriere besonders in den letzten zwei Jahren entwickelt hat, muss man eigentlich erwarten, dass sich Rose deutlich steigern kann – zumal er 2012 zu den erfolgreichsten Spielern der Welt gehört.
Ernie Els (Sieg: 41:1 / Top Five 9:1 / Top Ten 4,5:1)
Ende des letzten Jahres stellte ich die kühne Prognose auf, dass Ernie Els bei der Open in den Top 10 landet. Damals erntete ich noch eher mitleidiges Lächeln, doch mittlerweile sieht die Sache ein wenig anders aus. Der Südafrikaner hat sich in die Top 50 der Welt zurückgespielt, eine Top 10 bei der U.S. Open im Rücken und von allen Startern die besten Erfahrungen mit Royal Lytham. Acht Open-Runden hat er hier gespielt und nicht einmal ist er mit einem Ergebnis über Par eingekommen – das logische Resultat waren zwei Top-3-Ergebnisse.
Ian Poulter (Sieg: 41:1 / Top Five 9:1 / Top Ten 4,33:1)
Wie Harrington nähert sich auch Ian Poulter langsam wieder seiner früheren Form. Der Engländer will auf jeden Fall noch auf den Ryder-Cup-Zug aufspringen und was bietet sich da besser an, als ein gutes Ergebnis bei der Open? Poulter überzeugte zuletzt mit einem vierten Platz bei der Open de France, kennst sich aber mit Royal Lytham überhaupt nicht aus: Weder nahm er an einer Lytham Trophy teil, noch an der Amateur Championship. Tatsächlich setzte er diesen Montag das erste Mal einen Fuß auf die Anlage. Das könnte ein Nachteil sein, aber laut Poulters eigener Aussage auch ein Vorteil, da er den Platz nur in dem aktuellen, ultra-schweren Zustand kennenlernt und nicht verleitet ist, Schläge zu spielen, die früher einmal funktionieren als das Rough niedriger war. Glauben wir ihm mal.
Rickie Fowler (Sieg: 42:1 / Top Five 9:1 / Top Ten 4,5:1)
Wenn man in diesem Jahr nach Favoriten aus den USA sucht, bekommt man Probleme welche zu finden, die nicht auf den Namen Woods hören. Dustin Johnson und Bubba Watson? Zu wild. Phil Mickelson? Zu unkonstant in diesem Jahr. Steve Stricker? Hat die Sicherheit auf den Grüns verloren. Jason Dufner? Hat noch nie den Cut bei der Open geschafft. Wer bleibt, ist Rickie Fowler. Er hat das vielseitige Spiel um unter widrigen Bedingungen zu bestehen und bewies bei seinen beiden Open Starts (14. und 5.), dass er keine Probleme hat, sich an Großbritannien anzupassen.
Ross Fisher (Sieg: 67:1 / Top Five 12:1 / Top Ten 7:1)
Das letzte Mal als die Open unter ultraschwierigen Bedingungen stattfand war 2009, und dort spielte Ross Fisher lange Zeit um den Titel mit. Nach seiner Teilnahme am Ryder Cup 2010 fiel der Engländer zwar in ein tiefes Loch, doch gerade ist er dabei wieder nach oben zu klettern und fuhr vor der Scottish Open vier Top-Ten-Resultate in Folge ein. Und der 31-Jährige kennt sich zudem mit dem Platz aus: 2004 belegte er bei der Lytham Trophy Platz zwei.
Raphael Jacquelin (Sieg: 126:1 / Top Five 23:1 / Top Ten 11:1)
Der Franzose ist mein heimliche Geheimfavorit für dieses Jahr. Jacquelin kommt mit einer guten Form in das Turnier (3. Platz in Frankreich, 16. Platz in Schottland), war im letzten Jahr Achter bei der Open und mag Lytham: 2001 war er bereits 13. in der Open mit zwei Runden unter 70.
Bester Deutscher
Es klingt absurd und ich nehme es niemandem übel, wenn er jetzt die Männer mit dem weißen Kittel ruft, aber bei einer Quote von 11:1 für ein Top-Ten-Resultat wäre es schon fast dumm, wenn man nicht den einen oder anderen Euro auf den Open-de-France-Sieger setzt. Siem hat aktuell eine richtig gute Form, er ist motiviert und er kennt den Platz – auch wenn seine Teilnahmen an der Lytham Trophy schon zwölf Jahre zurückliegen. Wer die Gewinnchancen erhöhen will, kann auch auf den besten Deutschen wetten. Sollte Siem besser als Kaymer das Turnier beenden, gibt es eine Quote von 3:1. (PS: Die gleiche Quote gibt es auch, wenn man darauf wettet, das Kaymer den Cut verpasst…)
Siegreicher Kontinent
Die Europäer sind für die Buchmacher favorisiert. Sollte einer siegen, gibt es eine Quote von 2:1. Gewinnt ein Amerikaner bekommt man für ein Euro Einsatz 2,75 Euro zurück. Für einen Champion aus dem Rest der Welt gibt es den vierfachen Einsatz. Ein verlockendes Angebot, schließlich beinhaltet dies auch die mit Linksgolf erfahrenen Australier. Wer zwei Euro auf einen Europäer setzt und zur Absicherung die Hälfte auf einen Sieger aus der Rest der Welt, hat gute Chancen.
Bester Senior
Diese Wette ist eigentlich zu simpel um aufzugehen: Sechs Senioren sind im Feld. Tom Lehman hat mit einer Ausnahme – der Beinahe-Sieg von Tom Watson 2009 – seit 2007 das beste Ergebnis von ihnen eingespielt und nun kommt die Open auch noch an einen Ort zurück, an dem er 2001 1996 seinen einzigen Major-Sieg holte. Bei einer Quote von 2,65:1 kann man schon den einen oder anderen Euro darauf setzen.
Mythical 2-Ball
Einige Wettbüros bieten fiktive Matchups zweier Spieler an, u.a. werden Tiger Woods und Lee Westwood oder Martin Kaymer und Charl Schwartzel gegeneinander gestellt. Mein Favorit ist jedoch das Duell Steve Stricker und Fredrik Jacobson, bei dem der Schwede mit einer Quote von 2,1:1 als Außenseiter gilt. Doch Stricker ist längst nicht mehr so stabil wie einst und hatte aufgrund seiner Teilnahme an der John Deere Classic eine kurze Vorbereitungszeit während der Schwede bereits länger in Europa ist und eine gute Form zeigt.