2009 geht als das bisher frustrierendste Jahr meiner noch relativ kurzen Golfkarriere in meine nichtexistierenden Memoiren ein. Nachdem ich in den ersten vier Saisons mein Handicap jeweils um gut 1/3 nach unten drücken konnte, ging in diesem Jahr so gut wie nichts. Bis Juli traf ich keinen Ball und danach fiel ich in jedem Monat mindestens für eine Woche wegen diverser Krankheiten oder Gebrechen aus – so kann man ja auch nicht vorwärts kommen. Nur dank eines guten letzten Turniers liege ich jetzt 0,3 Schläge besser als zu Beginn des Jahres. Aber keine Angst: Ich höre schon auf zu jammern. Statt mit minutiösem Rekapitulieren jeder einzelnen Runde des Jahres zu langweilen, habe ich mich entschlossen meine Saisonbilanz in Schlagworten abzuhandeln:
Schlag des Jahres:
An einem Par 4 mit frontalem Wasserhindernis gelang es mir den Ball aus ca. 160 Metern mit dem Eisen 6 einzulochen. Der sauber getroffene Ball landete kurz vor dem Grün, sprang auf, rollte und verschwand im Loch. “Hätteste mal in die Birdiekasse eingezahlt”, spottete der Vorflight nachdem ich vor der Runde zu geizig für die zwei Euro war. Was sie nicht wussten: Es war nur ein Par. Ich hatte zuvor den zweiten Schlag ins Wasser gehauen.
Fehlschlag des Jahres
Vom Tee nicht einsehbares Dogleg nach rechts: Der Abschlag segelte zu weit und machte ein normales Anspielen des Grüns dank überhängender Äste unmöglich. Der Versuch eines Punchs blieb leider zu weit links – und traf in 60 Metern Entfernung exakt die Glocke, mit der nachfolgenden Flights signalisiert wird, dass sie abschlagen können.
Runde des Jahres
Im August gelang mir die vielleicht konstanteste Runde, die ich bisher gespielt habe. Eine 82 hört sich erst einmal nicht sonderlich spektakulär an, aber mit 8 Pars und 10 Bogeys gelang es mir erstmals 18 Loch lang kein Doppelbogey oder schlechter zu spielen.
Ärgernis des Jahres
Cliquenwirtschaft. Wenn man die richtigen Leute kennt, kann man offensichtlich alles so hindrehen wie man will: Da werden Turniere kurzerhand für nicht vorgabewirksam erklärt, unliebsame Spieler in ein Nettoklassen-Ghetto abgeschoben, Regenschauer regelwidrig ausgesessen und der eigene Handicap-Rank im Club mit Messern zwischen den Zähnen verteidigt. Jungs, ich will doch nur Golf spielen. Was kümmert mich eine Verschlechterung um 0,1 oder das Handicap anderer Spieler?
Gadget des Jahres
Ich besitze erst seit wenigen Wochen ein iPhone, aber bereits jetzt möchte ich es nicht mehr missen. Die Möglichkeiten für Golfer sind dabei vielfältig:
– Elektronische Scorekarte? Check.
– GPS-Gerät mit perfekten Entfernungsangaben auf fremdem und eigenem Platz? Check.
– Abfrage aktueller Ergebnisse der European Tour? Check.
– Live-Bilder von der PGA-Tour? Check.
– Handicap-Nachweis wenn man seine DGV-Karte vegessen hat? Check.
– Golf-Videospiele? Check.
– Nachschauen was der Linksgolfer an neuem Schwachsinn geschrieben hat? Check.
Es ist sicherlich ein teurer Spaß, aber für Golfer eigentlich ein Muss. Dafür verzichte ich pro Jahr gerne auf den Kauf eines neuen Schlägers.
Einbruch des Jahres
Im letzten vorgabewirksamen Turnier des Jahres lag ich nach 14 Loch 5 über Par – oder anders gesagt sieben Schläge besser als mein Handicap – dann folgte der Einbruch: Ein Socket, ein 2-Chip und ein 3-Putt führten dazu, dass es am Ende dann doch nur 38 Nettopunkte wurden. Schade eigentlich. Und danke auch an meine Flightpartner, die mir seit Loch 10 damit in den Ohren lagen, dass ich heute garantiert 44 Punkte spiele – und sich an der 18 in akustischer Reichweite darüber unterhielten wie man so einbrechen kann.
Sand Save(s) des Jahres:
Obwohl ich zwei Mal aus dem Sandbunker gelocht habe in diesem Jahr (einmal sogar mit dem Putter) führt kein Weg am ersten Back-to-Back-Sand Save meines Lebens vorbei. Zuerst gelang es mir einen Standard-Bunkerschlag aus weichem Sand 20 Zentimeter neben der Fahne aufkommen zu lassen, danach fand ich mich im einzigen Topfbunker unseres Platzes in einer ausweglosen Lage wieder: Auf schlammigem, festen Untergrund einen Meter von der zwei Meter hohen Wand entfernt. Mit einem auf gefühlte 90° geöffneten Lobwedge und vollem Schwung ging der Ball vier Meter an die Fahne und der Putt fiel.
Schläger des Jahres:
Ich war in diesem Jahr verhältnismäßig treu zu meinen Schlägern. Einzig ein neues Holz stand auf der Agenda. Seit Jahren suche ich nach einem passenden Fairwayholz, das ich sauber treffen kann. Lange Zeit hatte ich Hölzer komplett aus meinem Bag verbannt und nur auf lange Hybrids gesetzt – bis ich dem neuen Cleveland Launcher über den Weg lief. Es war Liebe auf den ersten Blick. Der klassische Schlägerkopf verleiht in der Ansprechposition viel Vertrauen, bleibt bei Off-Center-Hits ordentlich in der Spur und steigt gut in die Höhe. Wenn Cleveland nun noch ein 13°-Holz für Lefties launchen würden, wäre ich wunschlos glücklich.
Demütigung des Jahres
In der dritten Runde unseres alljährlichen Lochwettspiels lag ich nach 6 Loch bereits 5 Loch vorn – und obwohl ich danach konstantes Bogey-Golf spielte, verlor ich sage und schreibe 6 Loch in Folge – und am Ende das Lochspiel mit 1 down.
Abschlag des Jahres
Ein 278-Meter-Drive bei ganz leichtem Rückenwind auf einem der schwierigsten Driving-Holes unseres Platzes war nicht ganz schlecht.
Unwort des Jahres
Shank, Socket, Lucy Locket, oder ganz einfach: Er, dessen Name nicht genannt werden darf. Der Albtraum-Schlag eines jeden Golfers hatte mich für zwei Wochen fest im Griff. Trauriger Rekord: Acht von den verhassten Dingern in einer Runde. Als ich wieder im Clubhaus war, hatte ich eine SMS von Elton John auf dem Handy. Er bot an, seinen Song “Rocket Man” für mich neu aufzulegen und in “Socket Man” umzutexten.