Wie im vergangenen Jahr werde ich auch 2010 eine kleine Vorschaureihe auf das Masters geben (wer die Sachen von 2009 nachlesen will, einfach auf das Topic “Masters” klicken). Den Auftakt macht eine kleine Platzvorstellung von Augusta National. Eigentlich eine undankbare Sache, schließlich verfasst jede Golfzeitschrift vor dem Traditionsturnier ihre eigene Kursvorschau, und die offizielle Masters-Seite hat ebenfalls einen schick gestalteten Platzrundgang im Angebot. Da sämtliche Bilder mit einem copyright versehen sind, ist es einem Normalsterblichen ohnehin nicht möglich mit einem schicken Birdiebook aufzutrumpfen. Also habe ich mich für eine Alternative entschieden: eine statistische Betrachtung der 18 Löcher. Wie lang ist jedes einzelne Loch, wie lang war es 1934 beim ersten Masters (Loch 17 ist dabei eine Schätzung), wie schwierig spielt es sich, was war das beste Ergebnis, und wer hat sich mit dem höchsten Score in die Turniergeschichte eingetragen?
Loch 1 (Süße Duftblüte): Par 4, 445 yards
Viele Plätze geben den Spielern ein einfaches Loch zum Eingewöhnen. Nicht so Augusta National. Loch 1 ist über die Zeit gesehen das sechstschwerste Loch des Platzes und spielt sich im Schnitt fast einen Viertelschlag über Par (4.23), wohl auch weil es seit der Eröffnung des Platzes um insgesamt 45 Yards verlängert wurde. Dennoch sind auch hier schon Eagles gefallen, das bemerkenswerteste – und bisher letzte – gelang Scott Verplank 1987 aus dem Fairwaybunker. Auf der anderen Seite des Spektrums steht vier mal die 8 zu Buche. Zuletzt zerstörte sich Jeev Milka Singh 2007 bereits auf dem ersten Loch die Runde.
Loch 2 (Lila Hartriegel): Par 5, 575 yards
Ursprünglich nur 525 Yards lang ist dies das einzige Loch von Augusta National auf dem bisher noch nie eine 2 auf der Scorekarte verzeichnet wurde. Dabei ist es das drittleichteste Loch auf dem Platz und spielt sich mit 4.81 Schlägen im Schnitt unter Par. Ein hoher Score auf diesem Loch ist selten, umso übler muss sich David Duval gefühlt haben als er 2006 hier als zweiter Spieler nach Sam Byrd (1948) ein Doppel-Par (10 Schläge) spielte.
Loch 3 (Plattpfirsisch): Par 4, 350 yards
Seit der Eröffnung nahezu unverändert bietet das kürzeste Par 4 des Platzes durchaus eine Birdiechance. Dies zeigt sich auch daran, dass es insgesamt schon neun Eagles an diesem Loch gab, zuletzt gelang Larry Mize im Jahr 2000 eines. Doch obwohl es historisch gesehen das fünfteinfachste Loch ist, bewegt sich der durchschnittliche Score über Par und liegt bei exakt 4.1 Schlägen. Eine 8 wurde hier aber erst einmal erzielt: 1980 von Douglas B. Clarke.
Loch 4 (Zierapfel); Par 3, 240 yards
1992 gelang Jeff Sluman etwas was weder vor noch nach ihm je ein anderer Spieler erreichte: Ein Hole-in-One auf dem längsten Par 3 von Augusta National. Das dies eher die Ausnahme ist, beweist alleine schon die Tatsache, dass das Loch im Schwierigkeitsgrad genauso wie auf der Runde platziert ist, auf Platz 4. Ein Durchschnittsscore von 3.29 lässt jeden Profi aufatmen, der hier mit Even Par durchgekommen ist. Nicht zuletzt weil das Loch in den letzten 76 Jahren um insgesamt 50 yards verlängert wurde. Vier Spieler mussten gar eine 7 auf der Scorekarte eintragen: Dave Eichelberger (1965), Jim Colbert (1972), Nathaniel Crosby (1982) und Doug Ford (2000).
Loch 5 (Magnolie): Par 4, 455 yards
1995 muss Jack Nicklaus einen Magneten im Loch dieser Bahn versteckt haben. Sowohl in der ersten als auch in der dritten Runde gelang dem Altmeister hier ein Eagle, dabei fielen in der ganzen Masters-Geschichte gerade mal sieben Stück an dieser Bahn. Schließlich zählt das seit 1934 gerade mal um 15 yards verlängerte Loch nicht gerade zu den einfachen. Historisch gesehen liegt es mit einem Schlagdurchschnitt von 4.27 auf Platz 5 und produzierte bereits vier Achten, die letzte liegt allerdings schon 46 Jahre zurück.
Loch 6 (Wacholder): Par 3, 180 yards
Gegenüber seiner ursprünglichen Vermessung spielt sich das Loch heute 5 yards kürzer. Dennoch sind Hole-in-Ones hier eine Seltenheit. Vier gelangen in der Geschichte des Masters, zuletzt lochte 2004 Chris DiMarco mit seinem Abschlag an. Auf Rang 13 platziert gehört es zu den leichteren Löchern des Kurses – auch wenn der Durchschnittsscore von 3.14 auch noch anspruchsvoll genug ist. Übrigens steht auch hier Arnold Palmer in den Rekordbüchern – in einer eher überraschenden Kategorie. 1997 spielte er 67-jährig mit einer 7 einen der zwei Höchstscores an dieser Bahn. Auch den anderen spielte ein Masters-Sieger: Jose-Maria Olazabal 1991.
Loch 7 (Pampas): Par 4, 450 yards
Mit einer Verlängerung von insgesamt 110 Yards seit 1934 gehört Loch 7 zu den am meisten veränderten Löchern. Dennoch zählt es mit einem durchschnittlichen Ergebnis von 4.15 Schlägen zu den leichtern Bahnen des Platzes, historisch gesehen liegt es auf Platz 11. Vor allen Dingen der diesjährige Mitfavorit Ernie Els verbindet gute Erinnerungen mit diesem Loch. Gleich zwei Mal, 1997 und 2003 lochte er vom Fairway mit dem zweiten Schlag ein. Insgesamt fielen hier schon zehn Eagles, demgegenüber stehen zwei Achter, die letzte spielte ein gewisser Richard L. von Tacky jr. im Jahr 1981.
Loch 8 (Gelber Jasmin): Par 5, 570 yards
Als viertleichtestes Loch gehört Nr.8 zu den wenigen Bahnen an denen ein Birdie eigentlich Pflicht ist. 74 Birdies und 4 Eagles fielen hier im vergangenen Jahr, historisch gesehen liegt der Schlagdurchschnitt der Bahn, die ursprünglich exakt 500 yards lang war, bei 4.84. Nach unten gedrückt wurde er von Bruce Devlin, der 1967 aus 248 yards zu einem Albatross einlochte. Demgegenüber steht eine 12 von Frank Walsh – ein Negativrekord, der bereits seit 1935 (!) Bestand hat.
Loch 9 (Prunus caroliniana): Par 4, 460 yards
Das seit 1934 um 40 Yards verlängerte Loch zählt mit einem Durchschnittsscore von 4.15 zur leichteren Hälfte des Kurses und liegt gemeinsam mit Loch 7 auf Platz 11 der Schwierigkeitsskala. Das sollte man allerdings nicht Greg Norman erzählen, denn an diesem Loch begann 1996 in der Schlussrunde sein monumentaler Kollaps mit dem er das sicher geglaubte Masters noch aus der Hand gab. Noch schlimmer erging es Clay Ogden, der als einer von drei Spielern im Jahr 2006 eine acht vermerken musste. Dem gegenüber stehen vier Eagles, zuletzt lochte im Jahr 2000 Danny Green von außen ein.
Loch 10 (Kamelie): Par 4, 495 yards
Die Back Nine beginnen mit dem schwierigsten Loch des Platzes. Mit einem Schlagdurchschnitt von 4.32 spielt sich das Monster-Par4 fast einen Drittelschlag über Platzstandard. Bereits 1934 war es brutal, damals hatte es eine Länge von 430 Yards. Dennoch fielen hier bereits 8 Eagles, zuletzt freute sich 2008 Robert Allenby über einen eingelochten Schlag vom Fairway. Dass das Loch bei aller Schwere dennoch fair ist, zeigt sich dadurch, dass es noch nie einen Score schlechter als 8 hier gegeben hat. Lange Zeit war die 10 das erste Loch des Playoffs, mittlerweile wird es an Loch 18 eröffnet. Dennoch gab es im vergangenen Jahr hier die endgültige Entscheidung.
Loch 11 (Weißer Hartriegel): Par 4, 505 yards
Noch mal etwas länger als das vorherige Loch und im durchschnittlichen Ergebnis nur wenig leichter. Mit 4.29 Schlägen liegt Loch 11 historisch gesehen auf dem dritten Platz und läutet die legendäre Amen Corner ein. Ursprünglich exakt 400 yards lang ist es mittlerweile das einzige Par 4 mit mehr als 500 Yards. Im letzten Jahr lochte hier Amateur Drew Kittleson vom Fairway ein, als sechster Spieler überhaupt gelang ihm ein Eagle. Bevor die Playoff-Löcher geändert wurden, fanden hier viele Masters die Entscheidung. 1987 besiegte Larry Mize mit einem Chip-in Greg Norman, und drei Jahre später schenkte Raymond Floyd Nick Faldo das Grüne Jackett mit einem Schlag ins Wasser.
Loch 12 (Goldflieder): Par 3, 155 yards
Das kürzeste Loch des Platzes hat es in sich. Drehende Winde und der bedrohliche Rae’s Creek haben es zum zweitschwierigsten Loch auf dem Platz werden lassen – und dafür musste es seit 1934 so gut wie nicht verändert werden. 3.3 Schläge brauchen die Profis im Schnitt um es hinter sich zu lassen, und nicht selten haben sich hier schon Spieler das Turnier versaut. Doch niemandem erging es hier schlechter als Tom Weiskopf, der 1980 insgesamt fünf Bälle in Rae’s Creek versenkte und mit einer 13 von der Bahn ging. Dennoch gab es auch schon drei Hole-in-Ones, das letzte ist allerdings schon eine Weile her, es gelang 1988 Curtis Strange.
Loch 13 (Azalee): Par 5, 510 yards
Der Abschluss von Amen Corner ist von der Papierform her eher leicht. Schwierig wird es nur dadurch, dass die Spieler angesichts eines historischen Schlagdurchschnitts von 4.8 mit der Mentalität herangehen, dass ein Birdie Pflicht und ein Eagle erstrebenswert ist. Am zweitleichtesten Loch gab es im vergangenen Jahr 17 Eagles und 108 Birdies. Daher ist es überraschend, dass es bisher nur ein einziges Albatross in der Geschichte des Masters gab: Jeff Maggert gelang es 1994 auf dem damals noch 480 yards langen Loch. Erstaunlich ist jedoch, dass ausgerechnet hier der höchste Score des Masters erzielt wurde. Tommy Nakajima musste 1978 neben Loch 13 eine 13 eintragen.
Loch 14 (Spießtanne): Par 4, 440 yards
Das einzige Loch ohne Bunker (1952 wurde der Fairway-Bunker entfernt) ist mit einem Schlagdurchschnitt von 4.18 dennoch das achtschwierigste Loch des Platzes. Gerade mal 15 Yards seit 1934 verlängert ist das Loch dennoch eine Möglichkeit Schläge aufzuholen. Insgesamt 16 Eagles fielen bisher, zwei davon alleine im vergangenen Jahr. Dabei gelang Dustin Johnson das Kunststück als zweiter Spieler nach Dan Pohl (1982) zwei Eagles in Folge auf der Scorekarte einzutragen. Entsprechend moderat ist auch das schlechteste Ergebnis auf dem Loch. 1993 verzeichnete Nick Price eine 8, den berüchtigten Schneemann.
Loch 15 (Mittelmeer-Feuerdorn): Par 5, 530 yards
Trotz einer Verlängerung um 45 Yards seit 1934 ist die 15 mit einem Schlagdurchschnitt von 4.79 das einfachste Loch auf dem Platz. 129 Birdies fielen allein im vergangenen Jahr. Berühmt wurde das Loch allerdings bereits 1935 als Gene Sarazen mit seinem als “Shot heard around the World” in die Geschichte eingegangenen Holz 4 zum Albatross einlochte – übrigens bis heute das einzige an der 15. Gefahr birgt lediglich das Wasser vor dem Grün, wo Geoff Ogilvy 2007 zwei Bälle versenkte und sich mit einer 9 aus dem Favoritenkreis verabschiedete. Das war aber bei weitem noch nicht das schlechteste Ergebnis. Drei Mal fiel hier die 11, zuletzt 1998 durch Ignacio Garrido.
Loch 16 (Kanad. Judasbaum): Par 3, 170 yards)
Sage und schreibe 11 Hole-in-Ones (zuletzt: Ian Poulter 2008) fielen hier schon, besonders an Tagen an denen die Fahne in Laufrichtung der Welle gesteckt ist. Der berühmteste Schlag war aber ein Birdie. 2005 chippte Tiger Woods aus auswegloser Situation perfekt in die Welle von wo aus der Ball aufs Loch zulief, zwei Sekunden auf der Kante verharrte und dann fiel. Dennoch ist die seit 1934 um 25 Yards verlängerte Bahn mit durchschnittlich 3.19 Schlägen das neuntschwierigste Loch. Mit einer 11 ist offiziell Herman Barron seit 1950 der Halter des höchsten Scores. In seinem letzten Masters spielte Raymond Floyd 2005 allerdings eine 14. Weil er jedoch seine Scorekarte nicht abgab, ist das Ergebnis nicht verzeichnet.
Loch 17 (Himmelsbambus): Par 4, 440 yards
Die 17 ist berühmt für den Eisenhower Tree, der seinen Namen trägt, weil der Ex-US-Präsident 1956 forderte ihn abzuholzen, da er ständig dagegenschlug. Dieses Problem haben die heutigen Profis nicht, sie kommen mit dem Abschlag locker drüber. Dennoch ist die 17 das zehntschwerste Loch mit einem Schlagdurchschnitt von 4.16. An keinem Par 4 wurden weniger Eagles gespielt, nämlich 3. Zuletzt gelang dies Davis Love III 1998. Seither wurde die Bahn aber um 15 Yards verlängert. Hohe Ergebnisse sind aber eine Seltenheit, keiner spielte schlechter als 7. Zuletzt passierte dies Stuart Appleby 2007 in der dritten Runde – zu diesem Zeitpunkt führte er mit vier Schlägen das Turnier an.
Loch 18 (Amerik. Stechpalme): Par 4, 465 yards
Mit einem Schlagdurchschnitt von 4.23 ist die 18 ein echter Test zum Abschluss. Im Zuge der großen Umbaumaßnahmen von 2002 wurde es um 45 Yards gegenüber 1934 verlängert. Doch auch danach wurden noch Eagles erzielt. 2006 gelang dies Chris DiMarco als fünfter Spieler in der Geschichte des Masters. Ein Jahr später teilte Camilo Villegas mit einer 8 als sechster Spieler das schlechteste Ergebnis auf dem Loch. Viel fataler war allerdings das Doppelbogey von Arnold Palmer 1961. In Führung liegend wurden ihm auf dem Fairway schon Glückwünsche entgegen gerufen, doch nach einem Schlag in den Grünbunker und einem 3-Putt gewann Gary Player.