Corona bedingt wurde dieses Jahr von mir sehr viel in Deutschland gespielt. Weil ich ja meist nicht einfach blind drauf los fahre, war ein Teil des Mottos dieses Jahr “Historische Plätze in klassischen deutschen Kurorten” Der vorletzte Platz meiner Bädertour im Spätsommer führte mich nach Hessen. Genau gesagt nach Bad Nauheim. Hier wurde wieder einer der 10 ältesten Plätze in Deutschland gespielt.
Der Platz und der Club ist einer der am zentralsten gelegenen, die ich bisher in Deutschland gespielt habe. Gerade schleicht man sich noch durch die Tempo 30 Zone in der Innenstadt, fährt ein paar Kurven in einen Wald hinein und schon ist man am idyllisch gelegenen Golfplatz. Der Club liegt in einem Tal am Fluss Usa. Das hat den Nachteil, dass der Platz gelegentlich mal überflutet ist. In diesem Sommer kam dies aber wohl nicht vor. Und der Parklandplatz ist wirklich eine Oase der Ruhe.
Der Club hat fast 120 Jahre Geschichte hinter sich. Wer den Platz gebaut hat, konnte ich leider nicht herausfinden. Aber um 1930 muss Charles Atkinson MacKenzie, der Bruder von Alister MacKenzie, wohl mal Hand angelegt haben an dem Platz. Genaues konnte ich leider nicht herausfinden. Vielleicht erstellt der Club ja mal ein Historie zum 120-jährigen Jubiläum in 3 Jahren. Da wird man es sicher nachlesen können.
Was dieser historische Club auf jeden Fall zu bieten hat, ist anscheinend eine gute Jugendarbeit. Unter anderem wurde hier Tina Fischer groß. Die erste deutsche Golferin, die ein Turnier der LPGA-Tour gewinnen konnte. Danach dauerte es 10 Jahre bis mit Sandra Gal wieder mal eine Deutsche dort ein Turnier gewann. Auch andere bekannte deutsche Golfer wurden dort ausgebildet. Uli Zilg, der langjährige Bundestrainer oder Christian Althaus, der heute tolle Golfplätze baut. Dazu kommen noch viele hessische Meister.
Nun aber zum Platz in Bad Nauheim. Der sehr schön angelegte 9-Loch Platz ist ein knapp 5300 Meter langer Par 68 Platz. Natürlich werden hier wieder einige die Nase rümpfen wegen der 9 Löcher. Und ja, der Platzrekord von 61 Schlägen wirkte auch niedrig. Aber so einfach ist der Kurs nicht zu spielen. Das schöne bei dem Platz ist für mich, dass man bei allen Par 4 Löchern den Driver auspacken kann. Auch die beiden Par 3 Löcher sind nett. Mehr aber leider nicht. Nachteilig empfand ich die Nähe der Fairways zueinander. Das war teils etwas gefährlich. Wir wurden dreimal fast von Bällen eines anderen Fairways getroffen. Zudem hat der wunderbare Parklandcharakter den Nachteil, dass die Grüns oft nicht genug Licht bekommen. Das merkt man Ihnen etwas an.
Was aber auf jeden Fall im sehr positiv im Kopf bleibt, ist das Clubhaus. Das ist mit das hübscheste, was ich bisher in Deutschland gesehen habe. In den letzten 117 Jahren hat es sich scheinen kaum verändert, wenn man sich alte Fotos betrachtet. Und das Restaurant im Clubhaus beherbergt einen sehr guten Italiener. So darf eine schöne Runde bei perfekten Bedingungen enden.
Gespielt am 19.09.2020