Gestern war ich Mitglied im Bearwood Lakes Golfclub! Für einen Tag. Ja, das gibt es auch. Der Club wurde mir wieder mal empfohlen. Dieses Mal vom Headpro des Henley Golfclubs auf die Frage, welches die schönsten Plätze westlich von London sind. Die meisten anderen hatte ich im Rahmen meiner “Abschiedstournee” schon getestet. Diesen Club hatte ich mir für das Finale aufbewahrt. Da wollte ich was wirklich etwas Besonderes spielen. Bearwood Lakes ist eigentlich ein Private Member Club. Aber auf Anfrage werden auch Day Memberships verteilt. Um so eine hatte ich mich bemüht und dann letztendlich auch bekommen. Um es vorwegzunehmen. Der Tag war ein echtes Erlebnis.
Der Club befindet sich in der Nähe von Wokingham und war am vormittag sehr gut zu erreichen. Nachdem wir auf dem Parkplatz angekommen waren, suchten wir erst einmal den Proshop – was nicht so einfach war. Dort sagten wir Rebecca unseren Namen und der “Überfall” begann. Ich kann Rebecca schwer beschreiben. Für uns war sie eine Art Naturphänomen, welches ohne Vorwarnung über einen hereinbricht. Schlank, glatte lange Haare und ein Mund wie ein Maschinengewehr. “A warm welcome. Nice to meet you. Here is your present. This is Martin (or Fred or whatever). Here you could do this, here you could do that.” So wurden wir innerhalb von fünf Minuten durch den Club gehetzt. Danach verschwand sie und wart nimmer wieder gesehen. Es war alles sehr nett. Aber ich konnte kaum Luft holen. Das Wichtigste hatten wir aber verstanden.
Das Gelände, auf dem sich der Club befindet, gehörte mal zum Bearwood College. Eine Privatschule. Bearwood war bis 1921 der Sitz der Familie Walter. Diese waren die Gründer und Eigentümer der Times Zeitung. Aus finanziellen Gründen verkaufte sie zuerst alles an die Schule. In den Neunzigern brauchte dann auch die Schule Geld und ein Großteil des Grundstücks wurde an einen Investor verkauft, der den Bearwood Lakes Golfclub als sehr exklusiven Privatclub gründete. Der Golfplatzarchitekt Martin Hawtree hat 1996 aus einem Wald einen einzigartigen Platz gebaut, der niemals langweilig ist. Schon der Blick vom Clubhaus lässt eine grosse Lust auf die bevorstehende Runde entstehen.
Unsere Runde begann recht gut. Aber wir mussten schon ab Loch 1 warten. An Loch 3 stieß dann Ed zu uns. Ed war Mitglied und sehr nett. Sehr britisch nach meinem Empfinden. Von ihm bekamen wir auch gute Tipps zu den einzelnen Löchern und schöne Geschichten (die wir aber nicht immer verstanden..). Nach 9 Loch waren wir dann wieder alleine und machten erst einmal eine kleine Pause an der niedlichen Halfwayhütte. Dann ging es auf die zweiten 9. Hier lagen einige Löcher malerisch am “Lake”. Auf jeden Fall waren wir froh, auch hier manchmal warten zu müssen. Der Ausblick war ja immer toll.
Die Scores waren anständig. Die Spieler waren zufrieden und kaputt und wir hatten uns das Abendessen auf der Clubhausterrasse redlich verdient. Es war also ein großartiger Tag. Das Wetter spielte auch mit. Also perfekt für die Abschiedswoche hier in England. Samstag gibt es dann das finale Highlight. Stoke Park. Auf den Spuren von Goldfinger.