Chantilly ist einer von diesen Plätzen, die ich schon lange spielen wollte, aber noch keine Gelegenheit hatte, ihn zu spielen. Davon gibt es so einige Plätze in der Welt. Im Juli diesen Jahres ergab sich nun aber die Gelegenheit, den Platz endlich mal zu spielen. Wir besuchten für einige Tage ein befreundetes Pärchen, die westlich von Paris wohnen und bei denen er auch leidenschaftlicher Golfer ist.
Der Ort Chantilly ist bei Nichtgolfern für sein wunderschönes Wasserschloss bekannt, welches man auch unbedingt vor oder nach seiner Runde in Chantilly besuchen sollte. In Golferkreisen ist Chantilly bekannt als einer von vielen Plätzen, die Tom Simpson in Frankreich gestaltet hat.
Bei unserem Besuch hatten wir uns unserer Meinung nach gut vorbereitet. Die Startzeit hatten wir durch meinen französischen Freund auch in der Landessprache organisieren können. Dummerweise hatten wir uns nicht auf der Website über die Kleiderordnung erkundigt. Da stand eindeutig, dass Männer in langen Hosen spielen mussten.
Leider hatten wir das nicht gelesen und schauten etwas dumm aus der Wäsche, als die freundliche Dame im Sekretariat uns darauf hinwies, dass wir mit unseren Bermudashorts nicht spielen durften. Es war knapp 35° C an dem Tag und wir waren nicht auf lange Hosen vorbereitet. Was nun? Der Proshop des Clubs hatte keine langen Hosen für uns. Also schnell zum benachbarten Platz, der zu einem Mercure Hotel gehört.
Dort ging alles sehr schnell. Netter Verkäufer. Kurze Anprobe und nach 15 Minuten waren wir wieder zurück mit neuen, modischen, weißen Golfhosen am Abschlag von Loch 1 in Chantilly. Sah edel aus. War aber etwas warm. Ich war doch neidisch auf meine Frau, die mit kurzer Hose spielen durfte bei der Hitze.
Der Platz des Vineuil Kurses ist leider nicht mehr der Original Platz, den Tom Simpson in der 20ern gebaut hat. In den 80ern hat man von 27 auf 36 Loch erweitert. Damit der neue Longeres Kurs zweimal nach 9 Loch zum Clubhaus zurückkehrt, hat man die 3 Original Schlusslöcher des Original Platzes dem neuen Platz “gegeben”. Aber das ist aus meiner Sicht nicht so schlimm, da die jetzigen 3 Schlusslöcher auch nicht schlecht sind. Ganz im Gegenteil.
Der Platz ist in einer Art gebaut, wie man es heutzutage kaum noch tut. Er ist nicht zu lang, hat breite Fairways und wunderbar platzierte Bunker um die großen Grüns. Man sollte aber darauf achten, auf den Fairways zu bleiben. Das Rough war bei unserem Besuch tödlich. Das haben auch andere beschrieben, die den Platz vor mir gespielt haben.
Wer hier einigermaßen gut spielt, kann auch sehr gute Ergebnisse erzielen. Der Platz ist sehr fair gestaltet. Man muss nur manchmal strategisch spielen. Zum Beispiel auf den längeren Par 4 Löchern mit Crossbunkern auf dem Fairway. Die Wege zwischen den Löchern sind kurz, wie es sich für einen Platz aus dem Goldenen Zeitalter der Golfplatzarchitektur gehört. Große Ausnahme ist der Weg von der wunderbaren 17 zum Abschlag von Loch 18. Da muss man am Abschlag erstmal etwas durchatmen, bevor man das interessante Par 5 der 18 spielt.
Zusammengefasst sollte man den Platz unbedingt auf seine Playlist nehmen. Er lohnt sich aus meiner Sicht mehr als beispielsweise der Albatrosplatz des Golf National. Auch wenn meine vorher doch hohen Erwartungen nicht ganz erfüllt wurden, kann man hier wunderbare klassische Architektur mit vielen interessanten Löchern erleben. Und nach der Runde kann man sich im Sommer auf der schönen Terrasse des alten, klassischen Clubhauses über die Heldentaten auf dem Platz unterhalten.
Fazit: Klassischer Tom Simpson Kurs, den man mal gespielt haben sollte
Gespielt am 21.07.21