Das Dell Matchplay: gut, aber nicht perfekt.

Der West Coast Swing bietet fantastische Plätze wie Pebble Beach oder Riviera. Der Florida Swing macht mit perfektem Wetter Lust auf den Saisonbeginn in Deutschland. Aber für mich wird die Golfsaison erst mit dem Dell Matchplay interessant. Das Duell Mann gegen Mann birgte ein unglaubliche Faszination und wenn die besten 64 Spieler der Welt (oder zumindest 64 der besten 70) antreten, sind die Golffestspiele garantiert. Besonders seit das Matchplay aus Dove Mointain weggezogen ist und in Austin, Texas Station gemacht hat.

Der Austin Country Club ist wie gemacht für Matchplay und die Fans nehmen das Event exzellent an. Wo sich in Dove Mountain vielleicht ein paar Hundert Zuschauer an den Fairwayrand verloren, sind es in Austin Tausende, die den Spielern vom Land und vom Wasser zuschauen. Und dennoch: Das Dell Matchplay könnte noch so viel besser sein. Aus Rücksicht auf die verwöhnten PGA-Tour-Profis, die nicht für eine Runde anreisen wollen, und vor allen Dingen auf den übertragenden Fernsehsender, hat man im Jahr 2015 eine Gruppenphase eingeführt, damit jeder Spieler mindestens drei Matches spielt. Für den gemeinen Golffan ging diese Änderung allerdings nach hinten los.

Bis 2015 war der Mittwoch an Spannung kaum zu überbieten. 32 Duelle – allesamt Favorit gegen Underdog – bis nur noch einer steht, wie Scott Verplank und Lee Westwood attestieren können, die sich 2006 in der ersten Runde 26 Löcher lang duellierten. Jeder einzelne Schlag hat Bedeutung. Wer einen schlechten Tag erwischt, kann die Koffer packen. Am Ende gewinnt derjenige das Turnier, der all seine Matches gewonnen hat. Bislang hat die Gruppenphase daran zwar noch nichts geändert. Aber es hätte nicht viel gefehlt und Bill Haas, der sein erstes Match gegen Russell Knox verloren hat, hätte in diesem Jahr den Titel davongetragen.

Schlimmer noch ist die unglaubliche Langeweile, die an den ersten beiden Tagen des Dell Matchplay eingetreten ist. Nicht einmal der alte Spruch “Man kann beim Start das Rennen nicht gewinnen, aber verlieren” trifft zu. Denn seit es Unentschieden gibt, hat in nicht einmal der Hälfte der Gruppen der Sieger alle drei Matches gewonnen. Im letzten Jahr hat sogar zwei Mal ein gewonnenes Match gereicht, um den Gruppensieg davon zu tragen.

Während die ersten beiden Tage vor allen Dingen für den Zuschauer langweilig sind, so ist es der dritte Tag für einen Großteil der Spieler. 20 Spieler hatten am Donnerstagabend bereits keine Chance mehr aufs Weiterkommen. Drei weitere Spieler hatten zudem zurückgezogen. In vier der verbliebenen 13 Matches ging es zwischen zwei Ausgeschiedenen lediglich noch um die Goldene Ananas. Von den 12 Matches mit Beteiligung ausgeschiedener Spieler wurden lediglich vier von den Eliminierten gewonnen – darunter Si Woo Kim, der sein Match erst drehte, als Gegner Daniel Berger durch Phil Mickelsons Kantersieg selber ausgeschieden war. Auch wenn es für eine bessere Gruppenplatzierung mehr Weltranglistenpunkte und ein paar Tausend Dollar zusätzlich gibt, ist die fehlende Motivation nicht zu unterschätzen.

Hinzu kommen die absurden Konstellationen, die das Konstrukt der Gruppenphase zu Tage bringt. So siegte in Gruppe 11 Bill Haas am letzten Tag gegen K.T. Kim. Um weiterzukommen, musste er den Südkoreaner aber anschließend noch einmal im Sudden Death ausschalten, da der direkte Vergleich ebenso irrelevant ist wie die Zahl der gewonnen Löcher. Und in Gruppe 5 war vor dem letzten Tag ein Stechen aller vier Spieler möglich. Hätten Ryan Moore und Jordan Spieth geteilt, Uud hätte Yuta Ikeda gegen Hideto Tanihara gewonnen, wäre ein Playoff notwenig geworden – obwohl Ryan Moore kein einziges Match verloren hätte.

Wie sinnlos die Gruppenphase ist, zeigt sich aber vor allen Dingen an den Aufgaben von Francesco Molinari, Gary Woodland und Jason Day. Wenn im alten System jemand ausstieg, zog sein Gegner einfach in die nächste Runde eingezogen und hätte auf das nächste Duell gewartet. Hier fallen einfach die weiteren Gruppenspiele aus, so dass in diesem Jahr fünf Matches gar nicht erst ausgetragen wurden. Mit so einem Fall hatten die Organisatoren offensichtlich nicht geplant, denn die Aussteiger werden nicht einfach aus der Wertung genommen. Diese bittere Erfahrung musste beispielsweise Emiliano Grillo machen. Der Argentinier verlor in der ersten Runde gegen Gary Woodland, der anschließend zurückzog – wodurch die anderen beiden Gruppengegner kampflos gegen Woodland gewannen. Grillo wurde Gruppenletzter. Dabei hatte er gegen McIlroy geteilt und genau wie der Nordire gegen Sören Kjeldsen verloren. Rein sportlich waren der Gruppenzweite McIlroy und der Gruppenvierte Grillo also gleichwertig. Und was würde passieren, wenn jemand nach zwei Siegen verletzt zurückzieht und die Gruppe gewinnt? Da sein Rückzug ihn nicht disqualifiziert, würde der Gegner kampflos ins Viertelfinale einziehen. Ist das wirklich im Sinne des Erfinders?

Der große Reiz des Matchplays für die Spieler und die Zuschauer ist, dass es kein Taktieren gibt. Zu jeder Zeit weiß jeder, wie es steht. Niemand muss im Clubhaus eine halbe Stunde darauf warten, ob er bis zum Ende vorne bleibt. Niemand kann darauf spekulieren, dass ein Unentschieden ja zum Weiterkommen reicht. Mit der Gruppenphase hat das Dell Matchplay an den ersten drei Tagen diesen Reiz verloren. Höchste Zeit, ihn wieder zurückzuholen.

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