Das neue Golf Magazin im DSF unter der Lupe

Das Entsetzen war groß: Als ich am vergangenen Donnerstag abend um 23 Uhr ins DSF schaltete um eine Automarke mit A zu erraten, meine Telefonrechnung auf die üblichen 500 Euro im Monat zu bringen und ebenso unförmigen wie untalentierten Moderatorinnen dabei zuzusehen, wie sie für das deutsche Fernsehen ihren letzten BH ihr letztes Hemd geben, flimmerte plötzlich Jörg Wontorra über den Bildschirm. Gut, erst habe ich mir nichts dabei gedacht – wäre es wirklich so unvorstellbar, dass Wonti jetzt ein Abzock-Quiz moderiert? Aber dann stellte ich plötzlich fest, dass es sich tatsächlich um ein Sportformat handelt, genauer gesagt um das neue Magazin Golf Journal.

Dass der Name einem bekannt vorkommt, mag zweierlei Gründe haben: Zum einen steckt hinter dem TV-Format die gleichnamige Golf Publikation, zum anderen lief eine kürzere Sendung mit gleichem Namen bereits Anfang des letzten Jahrzehnts auf N24. Doch das seit dem Start von Spiegel TV populäre Verlegerfernsehen erreichte schnell den Übersättigungsgrad. Es ist fraglich, ob dem Format beim DSF ein ähnliches Schicksal erspart bleiben wird. Denn einen neuen Ansatz Golf im Fernsehen zu präsentieren, konnte man zumindest in der Pilotsendung nicht erkennen.

Dass ausgerechnet ein Magazin des Golf Journals den Sprung ins Free-TV geschafft hat, kommt zumindest für einen Zyniker wie mich ebensowenig überraschend wie der Zeitpunkt. Denn das Golf Journal ist von allen auf dem deutschen Markt erhältlichen Heften am engsten mit dem Deutschen Golf Verband (DGV) verbandelt. Und da in diesem Jahr über die deutsche Ryder Cup Bewerbung für 2018 entschieden wird (und Teile der Sendung ausgerechnet vom Unterstützer des ausgewählten deutschen Ryder Cup Bewerbers gesponsert werden), könnte dies ein Versuch sein eine gewisse Öffentlichkeit für unseren Sport und die deutsche Bewerbung zu generieren – etwas gegen das absolut nichts einzuwenden ist. Man fragt sich allerdings, ob es das Format noch geben wird, falls sich die Ryder Cup Europe Ltd. gegen Deutschland entschließt.

Die Verbindung mit dem Print-Golf-Journal zeigt sich bisher am deutlichsten in den Personen vor der Kamera. In der ersten Folge durfte Redakteur Sebastian Burow einen Platz testen (rein zufällig den Platz, den das Heft zwei Mal in Folge als besten Platz außerhalb Europas prämierte), in späteren Ausgaben werden dann noch weitere Redakteure und Reporter zu Wort kommen, wie die Protagonisten-Seite auf der offiziellen Webseite verrät. Hinzu kommt fast das komplette Personal des eingestellten Premiere-Magazins “Time for Golf” mit Wontorra, Bayern-München-Stadionsprecher Stephan Lehmann und – natürlich – der Gott des Golftrainings himself: Jörg vanden Berge. Sie wissen schon:

Jörg vanden Berge
Er war (künstlerische Pause) fünf Jahre lang Spieler auf Profi-Turnieren weltweit.
Er ist Autor diverser Golfbücher. Und er war Schüler von David Leadbetter.
Er gründete seine eigene Golfschule und machte Golf zur Wissenschaft.
Motivator und Analyseguru.
Jörg vanden Berge.

Letzter im Bunde ist Moderator Christian Baier, der neben seinen fachlichen Qualitäten auch die Tatsache in die Waagschale werfen kann, dass er Leiter Produktmanagement bei der für die Produktion verantwortlichen contenthouse ist.

Aber wie war nun die erste Sendung selber? Wenig aufregend. Offensichtlich hat man sich als Basisstruktur für eine Dreiteilung entschieden. Im ersten und letzten Block gibt es redaktionelle Elemente, im Mittelblock schließlich die von einem deutschen Autobauer gesponserten “Golf News”, in denen das Turniergeschehen der vergangenen Woche zusammengefasst wird (mit der Aussicht auf Berichte über deutsche Spieler in den kommenden Wochen). Das Debüt dieses Segments war stark verbesserungswürdig. Denn die Zusammenfassungen waren so geschnitten, dass man zu keiner Zeit als Zuschauer das Gefühl (oder den Überblick) über die zusammengefassten Turniere erhält. Statt nach den Bildern für jeden Tag einfach mal ein Leaderboard nach der jeweiligen Runde einzublenden um den Zuschauer ein wenig an die Hand zu nehmen, wird das Ganze einfach runtergerattert. Schlimmer noch: es werden sich einfach Dinge ausgedacht. Da erzählt die Off-Stimme, dass Lucas Glover sich in der Schlussrunde ein Double Bogey einfing, nachdem er an Loch 7 einen Ball ins Aus schlug – doch wenn man sich das Video dazu anschaut, sieht man, dass sein Ball in Richtung roter Pflöcke fliegt – nicht weißer Pflöcke. Für ein seriöses Golfmagazin ist so etwas unverzeihlich. (es handelte sich dabei übrigens nicht um eine Text-Bild-Schere, wie eine US-Zusammenfassung von Loch 7 belegt).

Die redaktionellen Segmente selber waren leicht durchwachsen. In der ersten Ausgabe fokussierte sich alles auf die Royal Trophy. Ob man nun einen Reisebericht über Thailand in einem Golfmagazin braucht, muss jeder selber wissen – ich persönlich kann darauf verzichten. Hervorragend war hingegen der Bericht über Peter Wolfenstetter, den deutschen Trainer von Thongchai Jaidee, den das Golf Journal während einer Runde an der Seitenlinie begleitete. So etwas hebt sich von der Masse ab und ist ein origineller Ansatz von denen es hoffentlich in den kommenden Ausgaben noch mehr geben wird. Es steht jedoch zu berfürchten, dass der dieses Mal noch abwesende vanden Berge dann deutlicher in den Fokus rücken wird, der auch in diesem Magazin wieder Promis (die Vorschau zeigte Olli Kahn) zu einem besseren Handicap begleitet. Eine erste Aufgabe hätte ich für den Analyseguru bereits: Vielleicht kann er Herrn Wontorra mal erzählen, dass es auch Amateurgolfer mit einem Plus-Handicap gibt. Denn seiner Anmoderation zu Folge scheint Wonti davon auszugehen, dass sich alle Amateure “zwischen Handicap 1 und 54” bewegen.

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