Es muss für den normalen betuchten Kurgast seltsam ausgesehen haben, als in der 80er Jahren des 19. Jahrhunderts britsche Kurgäste mit Stöcken Bälle durch den Kurpark getrieben haben. Bad Homburg war vor dem 1. Weltkrieg ein Ort, an dem sich die Oberen Zehntausend Europas zur Sommerfrische trafen. Dabei waren auch viele Briten.
Auch der damalige Kronprinz, der spätere König Edward VII, war regelmässig (insgesamt 32 mal) zu Gast in Bad Homburg. Und da Golf in den damaligen besseren Kreisen des Königreichs auf der Insel grade sehr populär war, hatten die Gäste auch immer ihre Hickory Schläger dabei. Mit diesem spielte man dann durch den Kurpark. Alles recht improvisiert. Einen richtigen Platz gab es damals nicht.
Den ersten richtigen Golfplatz in Homburg (Bad wurde es erst 1912) bauten im Jahre 1889 Major General Robert William Duff und Colonel Gordon. Stelle ich mir auch interessant vor. Die vielen Erdbewegungen, die man heute durchführt, gab es damals kaum, weil das entsprechende Gerät noch nicht vorhanden war. Also wurde ein Platz ausgelegt, Grüns angelegt und ein paar Bunker platziert. Aus heutiger Sicht wohl alles sehr rudimentär. So etwas wie Golfarchitektur nach heutigem Verständnis gab es kaum. Das kam erst später.
Damit hatte man den ersten Golfplatz auf deutschem Boden und den zweiten (nach Pau in Frankreich) auf dem europäischen Kontinent erschaffen. Der passende Golfclub (Homburger Golf Club) wurde übrigens erst 10 Jahre später, 1899, gegründet. Es entstanden Turniere, die es immer noch gibt und der Golfclub wurde zum Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebens in Homburg. So ging das bis zum Beginn des 1. Weltkriegs. Dann blieben mit einem Male die illustren Gästen aus den europäischen Königshäusern aus und natürlich die Briten, die den Stamm des Golfclubs bildeten. Nach dem Krieg erlangte der Platz, und auch der Kurort, nicht mehr die alte Bedeutung. Der Platz im Kurpark überlebte aber trotzdem. Der Club baute 1981 einen neuen Platz etwas ausserhalb des Ortes. Seitdem heisst der alte Platz im Park auch Old Course.
Heute können Besucher der Historie folgen und die heutigen 6 Loch im Kurpark für ein Greenfee von € 15,- während der Woche ausprobieren. Das kürzeste Loch hat 60 Meter und das längste 120 Meter. Alles Par 3. Geht schnell und ist ganz witzig auf den Spuren der Vergangenheit zu spielen. 2003 bekam der Club aufgrund seiner Beziehungen zum Urgrossvater von Elisabeth II (Edward) die Erlaubnis, sich Royal Homburger zu nennen. Gibt es auf dem europäischen Kontinent auch nur 2 von, die die Royal Patronage des britischen Königshauses erhalten haben…
Seltsame Blicke und Kommentare bekommt man heute übrigens auch noch, wenn man eine Runde auf den 6 Loch dort spielt. Zwei alte Damen, die mir am Zaun stehend zusahen, fragten mich warum man denn gelbe und rote Fackeln neben einem Graben hatte. Muss man ja auch nicht wissen, was ein frontales oder seitliches Wasserhindernis ist…
Fazit: Aus historischen Gründen sicher eine kleine Runde wert. Man sollte aber auch die Geschichte dazu gelesen haben.
Gespielt am 31.07.15