Die Bob Hope Classic hat sich überlebt

In den USA gibt es gerade einen kleinen Aufschrei der Entrüstung über Anthony Kim. Grund ist die Tatsache, dass Kim statt bei der Bob Hope Classic in La Quinta bei der deutlich lukrativeren Abu Dhabi Championship antritt. Sowohl die Turnierleitund als auch Spielerrats-Mitglied Scott McCarron fordern von PGA-Tour-Chef Tim Finchem, dass er in Zukunft solche Ausflüge unterbindet. Etwas, was tatsächlich möglich ist, denn wenn Mitglieder der PGA Tour zeitgleich zu dort stattfindenden Turnieren im Ausland aufteen, brauchen sie eine Ausnahmegenehmigung.

Die Kritik ist natürlich in gewisser Weise als Panikreaktion zu sehen. Durch Sponsorenverluste aufgrund der Wirtschaftskrise und die Auszeit ihres Zugpferdes Tiger Woods bereits leicht angeschlagen, fürchtet man einen weiteren Verlust der Attraktivität der PGA Tour. Dass die Kritiker sich ausgerechnet Anthony Kim als Prügelknaben aussuchen, verwundert allerdings etwas. Konsequenterweise hätte man auch Geoff Ogilvy, Sergio Garcia, Ian Poulter, Paul Casey, Jeev Milka Singh, Henrik Stenson, Robert Karlsson, Todd Hamilton oder Rory McIlroy an den Pranger stellen müssen, die ebenfalls PGA-Tour-Mitglieder sind und diese Woche in Dubai spielen.

Interessant ist, dass niemand sich die Mühe macht, einmal die Gründe zu hinterfragen. Ist ja auch zu verlockend, einfach die angebliche Geldgier der Spieler (Stichwort: Antrittsgeld) dafür verantwortlich zu machen. Vielleicht sollte die PGA Tour stattdessen einmal einen Blick auf das Event setzen, dass es der Abu Dhabi Championship entgegensetzt. Die Bob Hope Classic wurde erstmals 1960 als Palm Springs Golf Classic durchgeführt. Die damals revolutionäre Idee, die sich bis heute gehalten hat: Statt vier Runden wurden fünf auf vier verschiedenen Plätzen gespielt, die Profigolfer bekamen Prominente zur Seite gestellt und als Fabelpreis lockten damals unglaubliche 50000 Dollar für ein Hole-in-One. Das Konzept schlug ein: Die bedeutendsten Golfer ihrer Ära, allen voran Arnold Palmer, schlugen auf und ab – und dazu kam ein Who is Who der prominenten Namen: über die Jahre nahmen ehemalige und amtierende US-Präsidenten (Gerald Ford, George Bush und Bill Clinton), Schauspiellegenden (Namenspate Bob Hope, Kevin Costner, Kirk Douglas, Clint Eastwood, Samuel L. Jackson, Danny, Jack Lemmon, Donald O’Connor, Joe Pesci, Telly Savalas oder Johnny Weissmuller), berühmte Musiker (Bing Crosby, Sammy Davis Jr., Meat Loaf, Willie Nelson, Dean Martin, Frank Sinatra und Justin Timberlake) und Sportgrößen (Yogi Berra, Joe DiMaggio, John Elway, Michael Jordan, Nigel Mansell, Pete Sampras oder Lawrence Taylor) teil.

Wenn man sich hingegen das Starterfeld für das Jahr 2010 anschaut, ist vom Ruhm vergangener Tage nicht mehr viel übrig geblieben. Von den 384 Amateuren, die die 128 Profis begleiten, kann man mit gutem Gewissen vielleicht noch 15 als prominent bezeichnen – und das auch nur, wenn man sich mit den Stars des US-Sports auskennt. Die größten Attraktionen in diesem Jahr: “Hellboy” Ron Perlman, Kurt Russell und Saturn-Botschafter Alice Cooper. Stattdessen dürfen in erster Linie Manager, Banker und Co. ran, die sich ihren Platz im Starterfeld erkauft haben. Und dafür sollen die Profis vier, teilweise fünf Runden lang sich stundenlang in Vierer-Flights die Beine in den Bauch stehen? Das Einzige, was da verwundert, ist, dass nicht mehr die Flucht in die Wüste antreten. Schließlich zwingt die PGA Tour ihre Spieler ohnehin jede Woche am Mittwoch vor dem Turnier zu einem Pro-Am, bei dem sie mit den gleichen reichen Nasen antreten dürfen. Ein Event, das die Tour zu einer Zwangs-Veranstaltung gemacht hat, weil ansonsten nicht genug Profis für das Sponsorengeschmuse antreten würden. Denn neben den Dubai-Abwanderern fehlen noch weitere Spitzenspieler: viele der besseren Profis legen absichtlich in dieser Woche eine Pause ein, um sich diese Qual nicht anzutun.

Und eine Qual ist es nicht nur für die Profis sondern auch für die Zuschauer. Die Fernsehübertragung wird durch das auf vier Golfkurse verteilte Turnier zu einem unübersichtlichen, unattraktiven Wust. Und wer möchte vor Ort schon 25 Dollar ausgeben um fünf Stunden lang mit einem Flight wie Graham Delaet, Hector LaMarque, Randall Onstead und Pontjo Sutowo mitzugehen? Wenn die PGA Tour es schaffen würde, die Bob Hope Classic für die Beteiligten wie auch für die Zuschauer wieder attraktiver zu gestalten – beispielsweise durch eine Begrenzung auf zwei Amateure pro Flight, was die Promimenge gefühlt verdichten und die Spielzeit verringern würde – ließen sich sicherlich auch mehr Spitzenspieler zu einer Teilnahme verleiten statt den anstrengenden Trip in den Nahen Osten anzutreten. Denn in punkto Preisgeld ist der Abstecher nach Dubai nicht wirklich attraktiv: Den dort zu verdienenden 1,5 Millionen Dollar stehen bei der Bob Hope Classic insgesamt 5,1 Millionen Dollar entgegen.

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