Auf ihrer offiziellen Homepage vermerkt die PGA Tour den aktualisierten Stand der Medical Extensions für die laufende Saison. Hier kann man ständig nachlesen welcher Spieler noch wieviele Dollar in wievielen Turnieren gewinnen muss, um seinen letzten Spielstatus zurückzugewinnen. Was aber nicht dabei steht, ist, aus welchen Gründen die Spieler ihre Extensions bekommen haben. Dabei ist dies oft die interessanteste Information, da sich dahinter einige langwierige Krankengeschichten verbergen, die vielversprechende Karrieren lahmgelegt haben. So sind Spieler dabei, deren Extension mittlerweile schon zum achten Mal verlängert wurden. Hier daher ein Überblick aus dem emergency room.
Bart Bryant (9 Starts für $336,093
Der dreifache PGA-Tour-Sieger kennt sich mit Medical Extensions aus. Bereits 2004 spielte er mit einer und münzte sie in den ersten Sieg seiner Karriere um – mit 41 Jahren. Damals plagte ihn vor allen Dingen sein Knie, mittlerweile ist es das linke Handgelenk, das ihn außer Gefecht setzt. Im Juli 2009 hatte er seinen letzten Start auf der PGA Tour. Ob er überhaupt wieder zurückkehrt muss bezweifelt werden, da sich sein Comebackversuch schon über ein Jahr lang verschoben hat. Vermutlich konzentriert er sich eher darauf bis November wieder fit zu werden. Dann wird er 50 und kann seinem älteren Bruder Brad auf die Champions Tour folgen.
Arron Oberholser (12 Starts für $349,854)
Der Sieger des Pebble Beach Pro-Am 2006 hat eine Leidensgeschichte wie kaum ein anderer. Immer wieder zwang den 36-Jährigen seine linke Hand auf den OP-Tisch. Seit Oktober 2007 wurde sie insgesamt vier Mal operiert, zuletzt im August 2011. Seine aktuelle Medical Extension hat Oberholser allerdings für eine Hüftverletzung, die er im Februar 2010 korrigieren ließ. Angesichts dieser dicken Krankenakte ist es nicht verwunderlich, dass Oberholser bereits mehrfach über sein Karriereende nachdachte. “Wenn ich noch eine Operation irgendwo an meinem Körper habe, höre ich auf”, sagte Oberholser zuletzt Journalisten. Als er letzte Woche mit einer Handverletzung in Pebble Beach aufgab, könnte dies daher durchaus sein letzter Auftritt als Profi gewesen sein.
Jeff Klauk (8 Starts für $578,937)
Der 34-Jährige Ex-College-Champion und zweifache Nationwide-Tour-Sieger schlägt sich gleich mit drei Verletzungen rum. Im Frühjahr 2010 hatte er erst einen Bandscheibenvorfall, der ihn die Medical Extension einbrachte. Ein halbes Jahr später folgte eine Knöchel-OP. Am Besorgniserregendsten sind allerdings die unerklärlichen Krampfanfälle mit denen er sich zuletzt herumschlug und die ihn bereits vor fünf Jahren heimsuchten.
Joey Snyder III (25 Starts für $647,466)
Wer noch nicht von Joey Snyder gehört hat, sollte seine Eltern fragen. Denn die Medical Extension des 38-Jährigen rührt noch aus dem Jahr 2006 als er nach einer guten Rookie-Saision als 72. der Geldrangliste aufgrund Nacken- und Schulterverletzungen nur sechs Starts hatte. Letztes Jahr tastete er sich auf der Nationwide Tour zurück wo er in fünf Starts fünf Mal den Cut verpasste. Seine Rückkehr zur PGA Tour ist dementsprechend offen.
Dudley Hart (12 Starts für $504,284)
Nach fast drei Jahren Pause gab der zweifache PGA-Tour-Sieger in Pebble Beach sein Comeback. Eine Rückgratverletzung, die bei einer zu frühen Rückkehr bei der Australien Open 2010 wieder aufbrach, hatte ihn für so lange Zeit außer Gefecht gesetzt. Dass er von einer langen Wettkampfpause erfolgreich zurückkehren kann, bewies der 43-Jährige bereits 2008 als er zum Comeback Player of the Year gewählt wurde nachdem er eine Auszeit genommen hatte, um sich um seine Familie zu kümmern. Anschließend spielte er sich in die Top 50 der Welt vor und schraubte sein Karriere-Preisgeld auf fast 13 Millionen Dollar.
Kevin Sutherland (11 Starts für $355,587)
Mit zwei Top-Ten-Platzierungen in Majors und einem Sieg beim Accenture Match Play gehört der 47-Jährige zu den profilierteren Spielern auf der Medical-Extension-Liste. Dass er sich überhaupt hier wiederfindet, verdankt er einem Betriebsunfall. Bei der Valero Texas Open 2011 stolperte über ein Seil auf der Driving Range und schlug mit dem Kopf auf dem Boden auf. Der daraus resultierende Bandscheibenvorfall sowie ein auf die Wirbelsäule drückender Knockensplitter legten ihn für einen Großteil des restlichen Jahres auf Eis.
Jose Maria Olazabal (14 Starts für $546,593)
Auch wenn er offiziell seit 2007 noch mit einer Medical Extension aufgrund seines Rheumas ausgestattet ist, in Anspruch nehmen wird der Spanier diese wohl kaum noch. 2012 ist der Spanier mit seiner Rolle als Kapitän des europäischen Ryder-Cup-Teams so beschäftigt, dass er seine wenigen jährlichen Starts auf die European Tour beschränken wird. Ollie wird sicher wie immer beim Masters antreten und vielleicht hier und dort eine Einladung annehmen, aber ein festes Mitglied auf der PGA Tour will und wird er nicht mehr werden.
Jesper Parnevik (14 Starts für $630,427)
Nachdem er es verpasste, sich seine Tourkarte zu sichern, nutzte der Schwede 2011 eine Exemption für sein erspieltes Karriere-Preisgeld. Eine Nackenverletzung ließ ihn allerdings nur zehn Starts machen. Entsprechend ist die Medical Extension für den 46-Jährigen Ehevermittler von Tiger Woods vermutlich die letzte Chance Fuß auf der PGA Tour zu fassen.
Graham DeLaet (22 Starts für $598,989)
Auch der Kanadier schlug sich mit einem kaputten Rücken herum, der ihn fast das gesamte Jahr 2011 lahm legte. Nach nur zwei Starts legte er sich unter das Masser und hat 2012 somit fast eine volle Saison auf seiner Medical Extension.
Hank Kuehne (18 Starts für $636,221)
Der einstige U.S.-Amateur-Sieger machte mehr Schlagzeilen abseits des Golfplatzes als darauf. 2000 hatte er eine Kurzzeit-Beziehung mit Paula Abdul, seit 2007 war er längere Zeit mit Tennis-Star Venus Williams zusammen. Dass er exakt seit dieser Zeit bei keinem Turnier mehr gesehen wurde, hängt aber nicht damit zusammen. Wie so viele seiner Kollegen plagt sich der 36-Jährige mit Rückenproblemen herum. Und wie Gary Player, Fred Couples und Vijay Singh hat er zuletzt die Lösung für seine Probleme in Deutschland gesucht und hofft jetzt auf ein schmerzfreies Comeback.
Alex Cejka (4 Starts für $323,264)
Jeder deutsche Golf-Interessierte weiß vermutlich bereits alles über Alex Cejka und seine penetrante Grasallergie, die ihn 2011 daran hinderte, die Tourkarte zu sichern. Von daher kann man sich an dieser Stelle kurz fassen.
Jeff Maggert (5 Starts für $202,609)
Der 47-Jährige hat keinen so pressierenden Druck wie die anderen mit Medical Extensions. Er sicherte sich 2011 über die Q-School eine Karte für 2012 – sollte er daran scheitern, sich über die Extension für eine OP an der rechten Schulter einen besseren Status zu sichern. Zudem sollte der dreifache Tour-Sieger mit einem Karriere-Preisgeld von fast 18 Millionen so gut wie ausgesorgt haben.
Jose Coceres (6 Starts für $598,323)
Der 48-Jährige Argentinier scheint seine Karriere ausklingen zu lassen. Seit 2009 hat der zweifache Sieger auf European- und PGA-Tour aufgrund einer Handgelenksverletzung kein Turnier mehr gespielt. Aber bereits seit 2002 ließen die Ergebnisse nach einem Armbruch zu wünschen übrig.
Chad Collins (6 Starts für $484,656)
Nachdem er 2010 seine Tourkarte erfolgreich verteidigte, verschwand der 33-Jährige im letzten Jahr plötzlich von der Bildfläche. Erst nach einigen Monaten kam heraus, dass er gebrochene Rippen hatte, die ihm für 2012 eine Medial Extension einbrachten.
Fred Funk( 6 Starts für $656,286)
Eigentlich ist Fred Funk seit 2006 bereits auf der Champions Tour spielberechtigt, wo er bereits drei Major-Siege einfuhr. Seine Medical Extension auf der PGA Tour für einen Bänderriss im linken Daumen ist daher auch eher eine Formalie.
Wes Short, Jr. (12 Starts für $743,061)
Der Spätzünder und langjährige Teaching Pro kam erst mit 40 Jahren auf die PGA Tour, wo er jedoch bereits ein Jahr später einen Sieg einfuhr. Von der daraus resultierenden zweijährigen Exemption zehrt der mittlerweile 48-Jährige noch heute, weil er 2007 mit einer Rückenverletzung zum Zusehen verdammt wurde, eine Medical Extension bekam und seither nur drei Mal startete.
Jamie Lovemark (13 Starts für $622,105)
Der 24-Jährige Sieger der Nationwide-Tour 2010 galt 2011er schon als Top-Kandidat für den PGA-Tour Rookie of the Year. Doch dann muckte sein Rücken auf und nach einer Bandscheiben-OP verlor er fast sein komplettes Rookie-Jahr. Das kann er 2012 nachholen, denn Lovemark erhielt nicht nur eine Medical Extension. Weil er 2011 keine zehn Starts hatte, läuft jetzt 2012 als sein Rookie-Jahr.
Patrick Moore (4 Starts für $452,636)
Als fünfter Spieler überhaupt bekam Moore durch drei Siege auf der damaligen buy.com-Tour eine Battlefield Promotion auf die PGA Tour. Doch in seinem ersten Jahr konnte er aufgrund einer Rückenverletzung nur drei Starts machen. Seither wurde seine Medical Extension acht Mal verlängert. Theoretisch ist der 41-Jährige, sollte er noch einmal richtig zurückkehren (2010 machte er drei Starts), also immer noch ein Rookie.
Duffy Waldorf (3 Starts für $739,172)
Im August wird Waldorf 50 und damit spielberechtigt für die Champions Tour. Aufgrund einer Knieverletzung hat er zwar noch eine Medical Extension für die PGA Tour, aber selbst die würde ihn – sollte er sie erfüllen – nur in die Reshuffle-Kategorie bringen. Von daher wird er 2012 eher als Vorbereitung für den Senioren-Zirkus sehen.
Michael Putnam (4 Starts für $269,766)
Sein Rookie-Jahr 2011 wurde durch eine Handgelenks-Verletzung eingeschränkt. Für 2012 hat der 28-Jährige vier Starts bekommen um sich aus der Reshuffle-Kategorie zu spielen, die er ab der Texas Open im April in Angriff nehmen will.
Neal Lancaster (21 Starts für $786,977)
Der Name wird kaum jemandem etwas sagen, aber Lancaster ist immerhin ein ehemaliger Tour-Sieger. 1994 gewann er die Byron Nelson Classic, verlor aber seine Tourkarte. 2009 holte er sie sich als 5. der Q-School zurück, konnte sie aber nie in Anspruch nehmen. Vier Tage nach dem Erspielen der Karte legte er sich unter das Messer um sich die Schulter operieren zu lassen. Seither tauchte er nur noch ab und an auf der Nationwide Tour auf. Kaum vorstellbar, dass Lancaster einen ernsthaften Versuch unternehmen wird, sich die Tourkarte zu holen. Denn im September wird er 50 und kann sein Glück auf der Champions Tour versuchen.
Peter Tomasulo (11 Starts für $552,349)
Der 30-Jährige Nationwide-Tour-Absolvent brach sich 2011 eine Rippe und bekommt daher die Chance, sich über eine Medical Extension von der Reshuffle- in die Major-Medical-Kategorie zu spielen.
Carl Paulson (2 Starts für $398,600)
Im Juli 2005 verletzte sich der 41-Jährige bei der U.S. Bank Championship den Rücken. Seit 2006 hat er eine Major Medical Extension, die er bisher jedoch nicht ausnutzen konnte, da die Verletzung chronisch geworden ist. Immerhin hat er eine Alternativ-Karriere als Buchautor. 1998 veröffentlichte er Rookie on Tour über seine Erfahrungen als Berufsanfänger.
David Berganio, Jr. (7 Starts für $547,166)
Aufgrund chronischer Rückenprobleme ist der 43-Jährige seit mehr als zwei Jahren außer Gefecht gesetzt. Es ist das zweite Mal, dass er dafür eine Medical Extension in Anspruch nimmt (zum ersten Mal von 2004 bis 2008). Aufgrund dieser Krankengeschichte ist es eher unwahrscheinlich, dass er sich noch einmal zurückkämpft.
Fran Quinn (5 Starts für $694,683)
Nach 18 Jahren spielte sich der 46-Jährige 2010 wieder auf die PGA Tour zurück. Es war ein kurzes Vergnügen, da er durch eine Stressfraktur in der Wirbelsäule nur sieben Starts wahrnehmen konnte. Im Mai 2011 gab er sein Comeback mit einer Medical Extension, dessen Reste noch in die 2012er Saison hineinlaufen.
Joe Affrunti (13 Starts für $649,329)
Wie Jamie Lovemark kann auch Joe Affrunti seinen für 2011 erworbenen Rookie-Status mit ins Jahr 2012 rüber nehmen, da er aufgrund einer Schulter-Operation nur sechs Starts wahrnehmen konnte. Anders als Lovemark muss er sich mit seiner Extension aber erst aus der Reshuffle in die Major-Medical-Kategorie herein spielen.
Dean Wilson (4 Starts für $266,852)
Der 42-Jährige hat nur eine Minor Medical Exemption bekommen, da er trotz Handgelenks- und Rückenverletzungen 2011 immerhin 22 Starts wahrnehmen konnte. Er braucht aber auch nur gut 10.000 Dollar um zumindest eingeschränken Status zu erhalten.