Wie heute bekannt wurde, wird ab Januar 2010 schrittweise eine Novellierung der Weltrangliste in Kraft treten. Die Veränderung ist auf dem Papier nur minimal, könnte aber gerade auf den hinteren Rängen die Weltrangliste kräftig durcheinander wirbeln. Zum Verständnis erst einmal eine Erklärung, wie das Official World Golf Ranking bisher berechnet wurde.
Bei jedem Turnier der angeschlossenen Touren (PGA Tour, European Tour, Asian Tour, Australasian Tour, Canadian Tour, Sunshine Tour, Nationwide Tour, Challenge Tour und Japanese Tour) wird eine vorher festgeschriebene Zahl an Punkten vergeben, die sich in erster Linie aus der Stärke des Feldes (gemessen an der derzeitigen Weltrangliste sowie der Geldrangliste des Vorjahres) berechnet. Für jeden Spieler werden die gewonnenen Punkte der letzten zwei Jahre zusammengerechnet, wobei nur die Turniere der letzten 13 Wochen voll gewertet werden. Je länger die Turniere zurückliegen, desto mehr werden die dort erzielten Punkte reduziert. Die daraus resultierende Summe wird anschließend durch die Anzahl der gespielten Turniere in den letzten zwei Jahren dividiert, mindestens aber durch 40. Aus dem daraus resultierenden Durchschnittswert ergibt sich die aktuelle Weltrangliste. So weit, so kompliziert.
Nun ist man der Meinung, dass die aktuelle Regelung Vielspieler zu Unrecht bestraft. Als Beispiel wird dabei Vijay Singh aufgeführt, der nach Auffassung der Entscheider im Jahr 2004 viel früher Tiger Woods von der Spitze hätte ablösen müssen, dabei aber von seinem hohen Teiler behindert wurde. Um es solchen Spielern in Zukunft leichter zu machen an die Spitze zu kommen, werden ab 2012 nur noch die letzten 52 Turniere innerhalb der zwei Jahre herangezogen (insgesamt gibt es fünf Phasen: Anfang 2010 die letzten 60 Turniere, Mitte 2010 die letzten 58, Anfang 2011 die letzten 56, Mitte 2011 die letzten 54). 52 deshalb, weil dies die durchschnittliche Anzahl an Turnieren ist, die ein Profi in zwei Jahren spielt. Das viel schwerwiegendere Problem der Weltrangliste – die zu hohe Platzierung von Spielern kleinerer Touren – bleibt allerdings unangestastet. Oder kennt jemand die aktuelle Nr. 74 der Weltrangliste, David Smail? Daher muss man davon ausgehen, dass hier weniger das Interesse an einem faireren System im Vordergrund steht. Vielmehr geht es darum, die Spieler zu mehr Turnierteilnahmen zu animieren und so attraktivere Felder zu erhalten, damit die aufgrund der Wirtschaftkrise wankelmütig gewordenen Sponsoren ihr Engagement beibehalten.
Das Ironische an der Regelung ist übrigens, dass der Verursacher, Vijay Singh, davon derzeit gar nicht betroffen ist. Er kommt momentan ohnehin nur auf 52 Turniere. Sein Namensvetter Jeev Milka Singh hingegen steht mit sage und schreibe 70 Turnieren zu Buche. Er wäre einer der größten Profiteure der Neuregelung und würde in der derzeitigen Weltrangliste einen Sprung von Platz 41 auf Platz 25 machen. Aber auch Martin Kaymer hätte einen Vorteil. Er wäre nach der Neuregelung ganz sicher unter den zehn besten Spielern der Welt. Doch wo es Gewinner gibt, muss es auch Verlieren geben. Einer ist der Schwede Daniel Chopra. Er hat zwar 71 Turniere gespielt, doch da unter den 19 Starts, die aus der Wertung rausfallen, auch sein Sieg bei der Mercedes Benz Championship ist, verschlechtert sich sein Durchschnittswert.
Wie ansonsten die aktuelle Weltrangliste nach der neuen Rechenmethodik aussehen würde, habe ich einmal durchgerechnet. In der Folge finden sich die Top 35 und einige signifikante Sprünge. Gefettet sind dabei die Spieler, deren Durchschnittspunktzahl neu berechnet wurde. Im Großen und Ganzen ist es also viel Lärm um Nichts.
1. (-) Tiger Woods 11.06
2. (-) Phil Mickelson 8.50
3. (-) Paul Casey 6.62
4. (-) Kenny Perry 6.26
5. (-) Sergio Garcia 6.07
6. (-) Steve Stricker 5.93
7. (-) Geoff Ogilvy 5.84
8. (-) Henrik Stenson 5.81
9. (+2) Martin Kaymer 5.05
10. (-1) Jim Furyk 5.00
11. (-1) Vijay Singh 4.88
12. (-) Camilo Villegas 4.60
13. (-) Sean O’Hair 4.42
14. (-) Padraig Harrington 4.42
15. (-) Anthony Kim 4.29
16. (-) Robert Kalrsson 4.20
17. (-) Lee Westwood 4.06
18. (+1) Lucas Glover 4.04
19. (-1) Ian Poulter 4.03
20. (+3) Retief Goosen 3.89
21. (-1) Zach Johnson 3.75
22. (-1) Ross Fisher 3.64
23. (-1) Rory McIlroy 3.63
24. (-) Ernie Els 3.49
25. (+16) Jeev Milkha Singh 3.47
26. (+9) Brian Gay 3.44
27. (-2) Mike Weir 3.37
28. (-2) Hunter Mahan 3.31
29. (+3) Tim Clark 3.30
30. (-1) Angel Cabrera 3.26
31. (-4) Ben Curtis 3.22
32. (-1) Sören Kjeldsen
33. (-5) Luke Donald 3.19
34. (-4) David Toms 3.10
35. (+4) Robert Allenby 3.05
Thongchai Jaidee von 55 auf 47 (+8)
Prayad Marksaeng von 56 auf 48 (+8)
Stephen Marino 77 auf 57 (+20)
Anthony Wall 85 auf 75 (+10)
Brian Davis von 116 auf 87 (+29)
Daniel Chopra von 156 auf 159 (-3)
Nicholas Thompson von 221 auf 167 (+54)