Die Renovierung des renommierten Westkurses von Wentworth stößt nicht überall auf Gegenliebe. Selbst bei den Spielern, die sich meistens mit Kritik zurückhalten, weil sie sonst böse Blicke von den Tourchefs ernten, gab es negative Äußerungen. Allen voran Paul Casey, der in der Nähe des Platzes zu Hause ist, hielt mit seiner Meinung nicht hinter den Berg. Er ging sogar so weit vorzuschlagen, ein Denkmalschutzsystem für Golfplätze einzuführen – analog zu historisch bedeutsamen Gebäuden, die nur nach vorheriger Absprache mit den zuständigen Behörden verändert werden dürfen.
Eine faszinierende Idee, wie ich finde. Golfer würden Plätze in dem Zustand spielen können wie es sich die Architekten vorgestellt haben, die Platzbetreiber könnten mit dem Denkmalschutz wie mit einem Gütesiegel werben und meinetwegen auch höheres Greenfee verlangen, und endlich würde der Wahnsinn aufhören immer längere und pflegeintensivere Plätze zu bauen, die so gut wie gar nicht mehr an die ursprünglichen Intentionen der Golfplatz-Architekten erinnern. Doch welche Plätze würden auf so eine Liste der geschützten Golfplätze gehören? Diese Kurse fallen mir spontan ein, über weitere, ernstgemeinte Vorschläge in den Kommentaren mit dazugehöriger Begründung würde ich mich freuen…
St. Andrews Old Course
Die sogenannte Wiege des Golfsports ist natürlich an erster Stelle zu nennen. Und wenn es den Denkmalschutz schon 2010 geben würde, hätte man vielleicht die völlig überzogene Verlängerung des legendären Road Hole (Loch 17) verhindern können.
Augusta National
Die Austragungsstätte des Masters ist über die Jahre hinweg zwar länger geworden, hat dabei aber zum Glück noch nichts von ihrem Charakter verloren. Und das sollte auch so bleiben.
Cypress Point
Die Stätte des legendären Best Ball Matches zwischen Ken Venturi und Harvie Ward auf der einen und Byron Nelson und Ben Hogan auf der anderen Seite ist das Meisterwerk von Alstair MacKenzie – und das obwohl dieser auch Augusta National gestaltet hat. Der private Club, der an den Pazifik grenzt, hat einige der schönsten Bahnen der Welt.
Carnoustie Golf Links
Der zur Open-Rotation gehörende schottische Platz ist berühmt für seinen Barry Burn, der die entscheidenden Bahnen des Platzes kreuzt und bereits einen jungen Sergio Garcia zum Heulen brachte. Und das obwohl er seit dem Zweiten Weltkrieg weitestgehend unverändert blieb. Gibt es ein besseres Argument für Denkmalschutz?
Pebble Beach Golf Links
Nicht dass die Eigentümer noch einen Grund bräuchten um ein höheres Greenfee zu verlangen, aber Pebble Beach gehört nun mal zu den ikonischen Plätzen der USA mit seinen zahlreichen Löchern am Pazifik. Es gab einige Veränderungen wie den Zukauf von neuem Land, was aber im Geiste des Architekten Jack Neville war. Anders die letzten Änderungen. 2008 wurden neue Bunker hinzu gebaut um den Platz für die anstehende U.S. Open schwieriger zu machen. Genau so etwas könnte man verhindern.
Turnberry: Ailsa Course
Wie wunderbar Turnberry auch heute noch funktioniert, sah man bei der letzten Open Championship. Dafür wurden neue Bunker gesetzt und der Platz um fast 250 Yards verlängert. Für die Profis hat es funktioniert, aber was wohl Mackenzie Ross, der den Platz um 1950 zu seiner legendären Form führte, dazu sagen würde?
Musselburgh Old Course
Der schottische Platz wird weithin als ältester Golfplatz der Welt anerkannt, Dokumente weisen darauf hin, dass bereits seit dem 17.Jahrhundert hier gespielt wurde. Der 9-Loch-Platz war einer der ersten Plätze in der Open-Rotation, ist aber erstaunlicherweise ein wenig in Vergessenheit geraten. Hier könnte ein Siegel Wunder bewirken.
Prestwick Golf Course
Der Schauplatz der ersten Open Championship hat über die Jahre hinweg viele kleine Veränderungen bekommen. Aber wie von Tom Morris geplant gibt es immer noch viele blinde Abschläge. Das disqualifizierte den Platz zwar für die Open Rotation, macht ihn aber weiterhin zu einem legendären Platz, den man besser nicht anrühren sollte.
Royal Troon
Das “Spin-Off” von Prestwick ist fester Bestandteil der Open Rotation. Entsprechend wurde auch er über die Jahre verlängert um weiter eine Herausforderung für die Profis zu sein und misst mittlerweile über 7000 Yards. Doch alle Änderungen blieben subtiler Natur und haben dem Platz nichts von seiner Faszination genommen.
Royal Melbourne Golf Club
Die australische Design-Arbeit von Alistair MacKenzie ist eine Herausforderung für alle Spielstärken. Höhere Handicapper freuen sich über die breiten Fairways, während niedrige Handicapper an den pfeilschnellen, ondulierten Grüns verzweifeln können. Für große Turniere kombiniert man zwölf Löcher des 1931 eröffneten West- und sechs Löcher des 1932 eröffneten East Courses zu einem Composite Course, der zu den besten der Welt gezählt wird
Pinehurst No. 1 & No. 2
No. 2 ist der berühmteste Platz des Pinehurst Resorts. Mit seinen breiten Fairways und den brutal verteidigten Grüns schafft es No.2 regelmäßig unter die besten Golfplätze der Welt. Aber auch der ältere No.1 gehört zu den schützenswerten Golfdenkmälern, obwohl oder gerade weil er mit weniger als 6000 Metern ein eher kurzer Platz ist, der sich nichtsdestotrotz großer Beliebtheit erfreut.
Oakmont Country Club
1987 wurde Oakmont als erster Golfclub in die Liste historischer Wahrzeichen der USA aufgenommen, ist ständiger Vertreter unter den fünf besten Golfplätzen der USA und traditioneller Austragungsort der U.S. Open.
Glen Echo Country Club
Ein Name, der vielleicht nicht allgemein geläufig ist, aber der Glen Echo Country Club von St. Louis hat eine wichtige Bedeutung für den Golfsport. Da der Pariser Golf de Compiègne im Krieg gelitten hat, ist Glen Echo der einzige Golfplatz mit olympischen Weihen. 1904 fanden hier die Golfwettbewerbe statt. Mit 6500 Yards gerade mal 300 Yards länger als zu Olympia-Zeiten, wäre dies auch ein Denkmals-Anwärter.
Worcester Country Club
Nein, hier geht es nicht um die gleichnamige Sauce, die aus einem englischen Städtchen stammt. Der amerikanische Namensvetter in Massachusetts war Austragungsstätte des ersten Ryder Cups 1927 und die Länge des Par-70-Kurses ist seither unverändert.
Pau Golf Club
Der älteste Golfclub auf dem europäischen Festland wurde 1856 in Frankreich gegründet. Hundert Jahre später war er in der Existenz bedroht, überlebte aber nach einer Renovierung, die halbwegs den Charakter der britischen Gründer bewahrte.
Pasatiempo Golf Club
Alistair MacKenzies Visitenkarte für Augusta wurde 2007 von seinem “Jünger” Tom Doak restauriert und sehr liebevoll ins 21.Jahrhundert katapultiert. Ein perfektes Beispiel dafür, wie man mit viel Überlegung und Mühe einen Platz modernisieren sollte.
Hamburger Golf Club Falkenstein
Wenn es um ein Ranking der besten und schönsten Golfplätze Deutschlands geht, liegt Falkenstein immer weit vorn. Der achtmalige Austragungsort der German Open wurde 1930 eröffnet und setzt weniger Länge als Spieltaktik voraus und steht damit im Geist der ursprünglichen Architekten Harry S. Colt, John Morrison und Charles High Alison.
Sunningdale Golf Club
Wenn der Kollege Reisegolfer den Old Course als seinen Lieblingsplatz bezeichnet, dann reicht mir das als Legitimation für eine Denkmalschutz-Forderung.
Pine Valley
In schöner Regelmäßigkeit zum besten Platz der Welt gewählt, ist der 1913 gegründete Kurs bis heute noch das Paradebeispiel für Golfarchitektur. Zahlreiche der bekanntesten Architekten haben zu dem Platz beigetragen, der vielleicht die aufregendste Konstellation von Golflöchern bietet, die auf diesem Planeten zu finden sind – und den Beweis erbringt, dass ein herausfordernder Platz nicht 7000 Meter lang sein muss.
Royal Portrush
Harry S. Colts Veredelung eines Designs von Tom Morris ist einer der anspruchsvollsten Kurse der Insel. Die in den Dünen gelegene nordirische Perle ist so schön und anspruchsvoll, dass hier 1957 das erste und einzige Mal eine Open Championship außerhalb Großbritanniens stattfand.
Royal Dornoch
Der von Old Tom Morris geplante Championship Course findet sich regelmäßig unter den besten Golfplätzen der Welt wieder und hat viele der Designs von Donald Ross beeinflusst, der in Dornoch aufwuchs und Head-Greenkeeper war. Und wenn kein Geringerer als Tom Watson Royal Dornoch als schönsten Links-Kurs, den er je gespielt hat, bezeichnet, ist das schon eine besondere Auszeichnung.
Shinnecock Hills Golf Club / Chicago Golf Club / The Country Club
Die drei Clubs waren die Gründungsväter der United States Golf Association und sind daher so etwas wie Heiligtümer in der Geschichte des amerikanischen Golf Sports. Shinnecock Hills gehört darüber hinaus regelmäßig zu den besten Plätzen der USA und befindet sich seit 2000 auf der Liste erhaltenswürdiger historischer Stätten.
Foxburg Country Club
Der 1887 gegründete Club aus Pennsylvania ist der älteste, ununterbrochen genutzte Golfplatz der USA und steht ebenfalls auf der Liste Historischer Stätten. Dazu beherbergt er die Amerikanische Hall of Fame des Golfs.