Golf-Fotografie hat eine erotische Komponente. Nicht ohne Grund reserviert die hip-rebellische “Golf Punk” in jedem Heft eine Doppelseite für das Foto eines Golflochs und bezeichnet die Rubrik schlicht “Golf Porn”. Nun gibt es ja solche und solche Pornos. Während die meisten Coffee Table Books eher “Emmanuelle” sind, geht “Great Golf Down Under” des Melbourner Fotografen Gary Lisbon mehr in Richtung Gina Wild. Denn in dem 224 Seiten starken Buch gibt es keine störenden Texte, die man ohnehin nur überschlägt. Hier jagt ein Höhepunkt den Nächsten.
Wie hochwertig die Qualität der Fotos in dem Buch ist, konnten Besucher dieses Blogs bereits bewusst oder unbewusst wahrnehmen. Denn mit freundlicher Genehmigung des Fotografen durfte ich einige der Aufnahmen für die Header benutzen. Doch diese sind nur ein ganz kleiner Vorgeschmack auf das, was den Leser – oder besser gesagt Betrachter – in dem Buch erwartet. Natürlich gebührt ein großer Teil des Verdienstes dem Fotografen, doch auch der kann nicht aus einem Rübenacker eine blühende Landschaft zaubern. Insofern hat es sich Gary Lisbon ziemlich einfach gemacht, denn mit seiner Spezialisierung auf Australien und Neuseeland hat er einige der schönsten Golfplätze der Welt vor die Linse bekommen. Der fünfte Kontinent ist so ziemlich das Idealszenario für Golfer. Die Bevölkerungsdichte ist so gering, dass viele unberührte Landschaften mit traumhaften Ausblicken und geographischen Besonderheiten für den Golfplatz-Bau zur Verfügung stehen, und darüber hinaus sind die Australier auch noch ein golfbegeistertes Völkchen. 1,3 Millionen von ihnen, etwa 10% der erwachsenen Gesamtbevölkerung, jagen regelmäßig die weiße Kugel über die Fairways der gut 1400 Plätze des Landes. Da verwundet es nicht weiter, dass sich zahlreiche Schmuckstücke darunter verbergen.
“Great Golf Down Under”, das übrigens nur über die offizielle Webseite zu bestellen ist (und nach meiner Erfahrung etwa 7 Wochen Lieferzeit hat, wenn man es mit dem normalen Versand bestellt), gliedert die Fotos, bzw. Plätze nach den australischen Bundesstaaten (nur das Northern Territory ist nicht vertreten). Ein zusätzliches Kapitel ist dabei für Neuseeland reserviert.
Insgesamt wurden 67 Golfplätze mit über 250 Fotos in dem Buch abgebildet, darunter so Weltklasse-Kurse wie Barnbougle Dunes, Royal Melbourne, Cape Kidnappers oder Kauri Cliffs. Alles in allem finden sich fünf der 22 schönsten Kurse außerhalb der USA (laut Golf Digest Ranking) in dem Buch wieder. Die Präsentation ist dabei recht unterschiedlich. Oft finden sich bis zu vier Bilder auf einer Doppelseite, manchmal sind die Bilder aber so eindrucksvoll, dass Lisbon für ein einzelnes Foto eine ganze Doppelseite opfert, damit es seine volle Wirkung entfalten kann:
Wer das Geld für das Buch nicht opfern will, kann den Großteil der Fotos sogar kostenlos auf Lisbons Webseite Golf Select als Bildschirmhintergrund herunterladen. Allerdings kann ich jedem nur empfehlen, sich die Fotografien in gebundener Form anzuschauen. Sie zu entdecken, indem man durch ein Buch blättert, ist einfach noch einmal ein ganz anderes Erlebnis, als sie auf einem Computer zu sehen. Zumal es als kleines Bonus auch immer wieder Aktionen gibt, bei denen man kostenlos zu dem Buch einige Gimmicks wie eine Screensaver-CD oder einen Tischkalender bekommt (in meinem Fall sogar beides). Für alle, die gerade in Australien oder Neuseeland Golfurlaub gemacht haben eine schöne Erinnerung – und für alle, die demnächst dort hin wollen, ein exzellenter Vorgeschmack. Letztere sei übrigens auf der Webseite der Newsletter ans Herz gelegt. Dort gibt es nicht nur wöchentlich ein neues Hintergrundbild, sondern auch spezielle Reiseangebote für Golftouristen, die es u.a. möglich machen, dass man Plätze spielen kann, die man als Normalsterblicher normal nicht betreten darf. Dadurch ist “Great Golf Down Under” nicht nur eines der schönsten Golfbücher, dass es derzeit zu kaufen gibt, es ist darüber hinaus auch noch ein stimmiges Gesamtkonzept.