Es gibt Golfplätze, an denen fährt man Jahrzehnte lang vorbei, ohne sie wahrzunehmen. Ich fahre seit knapp 35 Jahren regelmässig über die A2 zwischen Hannover und Bad Oeynhausen, habe aber nie richtig wahrgenommen, dass sich nicht weit entfernt von der Anschlussstelle Bad Eilsen ein 18 Loch-Platz befindet. Letztes Jahr habe ich auf Instagram mitbekommen, dass sich dort der GC Schaumburg-Obernkirchen befindet. Also habe ich Anfang April an einem schönen Tag die Gelegenheit genutzt und den Platz dort mal zu testen.
Der Club wurde vor knapp 40 Jahren gegründet und nach langen Verhandlungen und Querelen mit örtlichen Golfgegnern begann man 1984 auf einem alten Kohlebergbaugelände mit einem 6-Loch Platz. 1990 war dann ein “richtiger” 9-Loch Platz fertig. Laut dem Herren im Sekretariat wurde der Platz vom damaligen Gründungspräsidenten designt. Dieser war Singlehandicapper, welches ihn wohl qualifizierte, den Platz zu designen. Im Jahr 2000 wurde dann ein 18 Loch Platz eröffnet, der danach noch ein paar Mal angepasst wurde.
Ende April waren in meinem Heimatclub bei Hamburg noch keine Gäste erlaubt. Das war in Niedersachsen zum Glück anders und ich hatte einen Tag vorher telefonisch eine Startzeit in Schaumburg reserviert. Nach einem doch recht langen Weg vom Clubhaus zum ersten Abschlag sass dort schon jemand und wartete. Das war anscheinend der Spieler mit dem ich zusammen spielen sollte. Ist ja doch netter mit jemanden zu spielen, der sich vielleicht sogar auskennt. Leider stellte sich heraus, dass der Herr nach mir dran war und auf seinen Spielpartner wartete. Also doch wieder alleine auf Runde.
Der Platz beginnt mit einem mittellangen Par 4, bei dem der Abschlag durch eine Waldschneise geschlagen werden muss. Nach einem längerem Weg hinter dem Grün der 8 entlang kommt man zum 300m langen Par 4 von Loch 2. Außer, dass es auf einem Doppelgrün mit Loch 4 endet, ist hier nichts erwähnenswert. Loch 3 (150m Par 3) und Loch 4 (495m Par 5) sind normale Durchschnittslöcher. Auf dem wieder langen Weg zu den Löchern 5 und 6 merkt man, dass der Platz irgendwann Gelände dazu pachten konnte und keine große Wahl hatte. Die beiden kurzen Par 4 Löcher dort sind für mich irgendwie Lückenfüller.
Loch 7 ist ein feines, 185 Meter langes Par 3, bei dem man über oder zwischen 2 großen Bäumen spielen muss. Das Grün ist rechts von einem Bunker geschützt und es geht hinter dem Grün steil bergab. Das wird aber nur wenige stören, weil die Masse der Golfer hier eher nicht zu lang ist. Loch 8 bietet vom Abschlag einen tollen Ausblick auf die Norddeutsche Tiefebene und eine gute Birdiechance. Es geht bei 307m nur geradeaus bergab. Loch 9 sollte man mehr als einmal gespielt haben, um zu wissen, wie man vom Abschlag spielen muss. Dogleg links bergauf. Man sieht vom Abschlag nur eine Lücke im Wald und wer zu weit rechts spielt, könnte Spieler auf der 1 gefährden. Den Driver sollte man hier auf jeden Fall stecken lassen. Das Loch endet dann mit einem Schlag auf ein Grün in einer immer enger werdenden Waldschneise.
Nach einer doch etwas längeren Wanderung, die nicht so aktive Personen als Sonntagsspaziergang nutzen würden, kommt man beim interessantesten Teil des Platzes in Schaumburg an. Bei den Löchern 10-12 war ich mir Anfangs nicht sicher, ob ich den Teil toll finde, oder ob es einfach nur schwache Golfarchitektur ist. Was die 3 Löcher interessant macht, ist zum einen die Topographie und zum anderen die optische Enge der Löcher. Man spielt teils durch Waldschneisen und an der 12 sieht man vom Abschlag aus nur eine Schneise im Wald und sonst nichts. Nur, dass steil unten irgendwo ein Fairway sein muss. Ich habe übrigens bei Google Maps geschaut, wie es wohl in der Landezone unten aussehen könnte. Unten angekommen sah man dann, dass das Fairway breit genug ist. Nur nicht sehr lang. Wer gut geschlagen hat, für den ist der Weg zum Grün nicht mehr weit. Aber auch dies ist gut geschützt.
Die Löcher 13 bis 16 sind ganz in Ordnung. Zum Ende der Runde in Schaumburg wird es dann aber wieder etwas kontrovers für mich. Loch 17 ist ein mit 286 Metern kurzes Par 4. Alles soweit ok. Das Problem beginnt hier nur, wenn man nicht immer grade schlägt. Das Fairway ist eng und rechts und links von Bäumen gesäumt. Zudem sind auf dem Fairway für den Normalspieler noch 2 Bäume im Weg, wenn man seinen Abschlag erfolgreich hinter sich hat. Wenn man es dann aber zum Grün geschafft hat, wird man mit einem schönen Ausblick zur Porta Westfalica belohnt.
Zum Abschluss der Runde in Schaumburg gibt es noch ein Par 5 mit einem Abschlag, bei dem man das Fairway nicht sehen kann. Zudem ist noch rechts die Driving Range des Clubs. Nach zwei für mich perfekten Schlägen hatte ich nur noch 130 Meter bis zum Grün. Dummerweise war rechts und links wieder Wald und rechts fast auf dem Fairway ein einzelner großer Baum. Mir fehlte leider in dem Moment der flache Extremfade, um das Grün zu erreichen. Ich versuchte es mit einem hohen Schlag zwischen den Bäumen hindurch. Der erreichte natürlich auch nicht das Grün, weil das Grün leider nicht direkt hinter der Schneise lag, sondern leicht links. Das mag für Scratchgolfer ok sein. Für den Normalgolfer ist das zu schwierig. Nach der Runde ging es wieder die schon gewohnte Wanderung zurück zum Auto. Zu der Gastronomie kann ich leider nichts sagen. Corona lässt grüßen
Gespielt am 01.04.21