Links, ein Begriff mit dem im Golf etwas arglos rumgeworfen wird. Umgangssprachlich wird das Wort im Englischen oft für einen Golfplatz im Allgemeinen benutzt. Eine Entwicklung, die Puristen schaudern lässt. Zu diesen gehören George Peper und Malcolm Campbell. Peper, 25 Jahre lang Chefredakteur von Golf Magazine und Campbell, Gründer der Links Association (eine Organisation zur Erhaltung von Linksplätzen), sind große Anhänger des ursprünglichen Golfs wie er in St. Andrews gespielt wurde. Mit True Links haben sie es sich zur Aufgabe gemacht die Contender von den Pretendern zu unterscheiden und die echten Links-Kurse herauszufiltern. Um dies zu bewerkstelligen entwickelten sie eine Handvoll Kriterien, die sicher für einige Diskussionen sorgen werden. Grob zusammengefasst sind dies:
- unmittelbare Nähe zur See (eliminiert Plätze wie Prairie Dunes, Chambers Bay und alle aus dem Melbourner Sand Belt)
- Sandiger Untergrund (eliminiert Klippen-Kurse wie Pebble Beach oder Nefyn & District)
- Das ganze Jahr über hart und schnell spielend (eliminert Plätze wie Lykia Links)
- Der Platz darf nicht zu künstlich sein (eliminiert Bayonne Golf Club)
- überwiegende Zahl der Löcher muss Links-Charakter haben (eliminiert Plätze wie Cypress Hills, Spyglass)
Diese Kriterien werden im ersten Kapitel dargestellt und begründet, damit der Leser nachvollziehen kann warum aus den grob geschätzt 30.000 weltweiten Golfplätzen gerade einmal 246 das Kriterium eines echten Linksplatzes erfüllen. Diese werden anschließend in vier Kapiteln vorgestellt. Das Erste nennt sich “The Crucible” und ist ausschließlich dem Old Course von St. Andrews als Urvater aller Linksplätze gewidmet. Auf ganzen 24 Seiten – wie das ganze Buch außergewöhnlich schön bebildert – wird die Geschichte des Platzes wiedergegeben. So interessant dies auch ist, dieser Schwerpunkt scheint etwas überflüssig. Es gibt einfach schon genügend Bücher über den Old Course als dass man ihm hier noch einmal einen so großen Anteil der insgesamt 308 Seiten einräumen müsste. Stattdessen hätte man lieber mehr von einigen in der Literatur noch nicht so beackerten Golfplätzen gelesen.
Anschließend folgt mit dem Kapitel “The Icons” eine alphabetisch geordnete Liste von 25 kultisch verehrten Plätzen, die als Crème de la Crème unter den Linksplätzen gelten – zumeist sind es auch Plätze die zur Rotation für die Open Championship zählen. Im Kapitel “The Classics” folgen dann weitere britische und irische Plätze, die die Kriterien erfüllen, bevor dann unter “The Exotics” der Rest der Welt bedacht wird. Erstaunlich dabei die geringe Anzahl von Plätzen aus den Golfnationen USA und vor allem Australien. Deutschland hingegen ist gleich mit drei Plätzen überraschend gut vertreten: dem Nordsee Golfclub in St. Peter Ording, dem Golfclub Norderney und natürlich der nagelneue Golfclub Budersand auf Sylt.
Der findet sich allerdings erst ein Kapitel später wieder, im Bereich “The Moderns”, der die erst in den letzten Jahrzehnten entstandenen Plätze umfasst, darunter so Meisterwerke wie Bandon Dunes im amerikanischen Oregon und das australische Barnbougle Dunes. Beendet wird dieses wirklich großartige Buch – das vom Format und den Bildern das Prädikat Coffee Table Book verdient, aber dennoch auch genug informativen Lesestoff bietet – von einem Ausblick auf die Zukunft. Dieser zeigt noch einmal sehr deutlich die Vorteile von Linksplätzen was Wirtschaftlichkeit und Ökologie betrifft und sagt deshalb auch eine Renaissance dieser Art der Golfplatz-Architektur voraus. Wer “True Links” durchgeblättert und durchgelesen hat, kann eine solche Entwicklung nur begrüßen.