„Golf World“ nach 67 Jahren nur noch digital UND Warum das für Deutschland wichtig ist

Das älteste Golfmagazin der USA hält die Druckmaschinen für immer an. Nach 67 Jahren stellt der Condé Nast Verlag das Printmagazin „Golf World“ ein – und konzentriert sich nur noch auf eine digitale Version des Klassikers.

Man spart sich in Zukunft die immensen Kosten für Papier und Versand.

„Golf World“ wird nun statt 31 Mal im Jahr ganze 50 Mal im Jahr erscheinen. Die Digital-Abonnenten werden wöchentlich am Montag nach den Turnieren via Newsletter über die neue Ausgabe informiert. Zuvor vergingen zwischen dem Erscheinen der „aktuellen“ Ausgabe und den Turnieren eine Woche. Man reagiere mit der veränderten Publikationsweise auf die neuen Lesegewohnheiten, die dem 24-Stunden-Nachrichtenzyklus des Internets geschuldet sei, erklärte „Golf Digest“-Chefredakteur Jerry Tarde, der auch die Verantwortung für das Schwestermagazin „Golf World“ trägt.

Der Digitalauftritt bleibt weiterhin ein Teil von „Golf Digest“, soll aber stark verändert werden. Inhaltlich sind mehr Videoreports und aktuelle Nachrichten von der Tour geplant. Die längeren Artikel bleiben erhalten. Auch die mobile Version soll stark verbessert werden.

Die Redaktionen von „Golf World“ und „Golf Digest“ werden stärker verzahnt. Insgesamt gehen durch den Wechsel von Print auf Digital zehn Arbeitsplätze verloren. In welchen Bereichen kann ich nicht sagen. Aus Erfahrung würde ich allerdings behaupten, dass die Redaktion nur teilweise von den Personaleinsparungen betroffen war.

Aber warum ist der Fall „Golf World“ wichtig für Deutschland? Weil es eine Signalwirkung hat. Damit meine ich nicht, dass jetzt plötzlich unsere Golfmagazine versuchen, das Netz zu verstehen. Nein. Es geht darum, dass auch hierzulande eine Marktbereinigung ansteht.

„Golf World“ ist eines der drei großen Printmagazine, die sich bislang in den USA den Markt aufgeteilt hatten. „Golf Digest“ (ebenfalls Condé Nast) und „Golf Magazine“ sind die beiden anderen Platzhirsche. Sie kommen auf eine Auflage von 1,6 beziehungsweise 1,4 Millionen Exemplare. „Golf World“ schaffte zuletzt gerade mal etwas über 210.000 Exemplare – davon 172.353 bezahlte Abos.

Erschwerend kam ein drastischer Anzeigenrückgang im ersten Quartal von über 20 Prozent. Im Vorjahr waren es bereits 18 Prozent weniger Anzeigenseiten. Im Juli 2014 waren es über 28 Prozent weniger. Und das in einem klassischen Golfland.

Und wie sieht die Situation in Deutschland aus? Viel schlimmer.

Es ist ein offenes Geheimnis, dass es den hiesigen Wettbewerber weitaus schlechter geht. Auflagen werden mit Freiexemplaren, die zum Beispiel in den Clubs ausliegen, künstlich hochgehalten. Und der Kampf um die wenigen Anzeigen geht angeblich schon so weit, dass ein bekannter Marktteilnehmer die Idee entwickelte, ein kleines Frühstückskartell zu installieren, um die großen Anzeigenkunden an wenige ausgewählte Magazine zu binden.

Schon lange ist es üblich, Anzeigenschaltungen mit wohlwollender Berichterstattung zu verbinden – und dabei vor allem kleinere PR-Agenturen abzumelken. Auch bei den Rankings der besten Golfplätze beziehungsweise Golfdestinationen kommt regelmäßig der Verdacht auf, dort würde gemauschelt.

Der Großteil der deutschen Golfmagazine hat dabei das Wichtigste aus den Augen verloren – den Leser. Von der digitalen Inkompetenz über die ewig gleichen Themen bis zu gekauften Inhalten: Man schaut nur auf sich und nicht über den Verlagsfensterrand.

Fakt ist: Der deutsche Markt ist in Sachen Golfmagazine völlig übersättigt. Die digitalen Mitbewerber wie golfpost.de und golf.de (mit starker Hilfe von mygolf.de und DGV) besetzen schon jetzt wichtige Nischen im Internet. Das Anzeigengeld wird knapper. Die zahlenden Leser weniger.

In diesem Sinne:

  1. Sehr guter Artikel, aber diese Entwicklung ist bereit seit mehr als 5 Jahren abzusehen, jedoch sträuben sich die Verlage noch immer und halten am “Print” fest auf Kosten der freien Mitarbeiter die Fotos und Artikel zu Ramschpreisen verkaufen müssen!

  2. Ich denke der Abgesang kommt zu früh. Golf World hatte eine zu häufige Erscheinungsweise um in der Art rentabel zu sein. Hinzu kommt, dass sie nach Golf Digest nur die Nr. 2 im eigenen Verlag waren. In Deutschland gibt es so etwas nicht. Ein deutsches Golfmagazin im Netz hat null Chancen, das ist leider so. Und die Printmagazine können/wollen nicht an den Leser denken, weil das Geld durch die Anzeigen reinkommt. Insofern ist bsw. das Geschäftsmodell der Golf Time leider brillant. Ohne es belegen zu können, könnte ich mir vorstellen, dass die tiefschwarze Zahlen schreiben. Qualität ist im Printbereich komplett nebensächlich – siehe Bild…

  3. Rüdiger Meyer es geht nicht darum, dass deutsche Magazine digital werden – denn das kriegen sie nicht mehr hin – sondern das einige eingehen. Die Anzeigen brechen MASSIV ein. Nicht nur in den USA. Und es gibt einfach zu viele Hefte für zu wenig Leser.

  4. Der deutsche “Golfpunk” war übrigens meines Wissens das erste Heft, das damals nach seinem Erscheinen (also vor zahlreichen Jahren) mit Kampfpreisen den Markt – nun ja – für die anderen kaputt gemacht hat… purer Verdrängungskampf.

  5. Die Werbeeinnahmen wie auch die Auflagen im Print sind seit Jahren jedes Jahr um bis zu 40% eingebrochen. Magazine wie zum Beispiel Coupe – ehemals 1.2M Auflage pro Monat sind innerhalb eines Jahres auf eine Auflage von 300.000 pro Monat eingebrochen und mittlerweile max 30.000

  6. Deswegen habe ich ja nach golfspezifischen Zahlen gefragt, Thomas Wulff. Die allgemeinen Zeitschriftenzahlen kenne ich selber zu Genüge. Den Golfmagazinen hilft meiner Meinung nach dabei der immer noch elitäre Status des Sports und das hohe Alter der Golfer, die eher noch mal eine Zeitschrift zur Hand nehmen. Deswegen halte ich die These aktuell zumindest noch für zu steil. Und auch die These, dass freien Autoren und Fotografen besser dastünden wenn die Hefte eingehen, halte ich für sehr mutig. Weil online gibt es gar nix. Da klauen sie alle nur Bilder von Twitter und Co…

  7. Rüdiger Meyer 1.) Meine These ist: Der Markt ist zu klein für so viele Wettbewerber, die seit Jahren Leser und Anzeigengeschäft verlieren. Letzteres ist unbestritten. Unterhalte dich doch einfach mal mit den entsprechenden Mediaberatern off the record. Oder warum glaubst du, dass es so viele PR-Texte und Mauscheleien gibt? Oder die Idee eines Frühstückskartells aufkommt?
    2.) Meine These ist nicht: Geht hier alle auf digital. Denn Online hat in Deutschland keiner eine Chance gegen golf.de – aus bekannten Gründen. Fun Fact: Die verdienen meines Wissens im Übrigen sehr gutes Geld.
    Deine Printaffinität sei dir gegönnt, aber sie ist auch ziemlich naiv. Die deutschen Magazine hängen seit Jahren am Tropf Und die Spirale dreht sich weiter. Weniger Leser, weniger Reichweite, weniger Anzeigen, mehr Zugeständnisse, geringere Honorare, weniger Qualität, weniger Leser…
    Zwangsläufig muss es eine Marktbereinigung geben. Oder einer kauft den Titel des anderen, übernimmt die Abos und macht das Heft platt.

  8. Die PR-Texte sind doch gerade ein Beleg dafür, dass die Golfmagazine einen Weg gefunden haben diese Anzeigenverluste auszugleichen und damit leider, leider durchkommen. Denn wo brechen denn die Leser ein? Die Golf Time liegt eh umsonst aus, das Golf Magazin hat laut IVW in den letzten zwei Jahren 10% verloren (und auch viele Freiexemplare), das Golf Journal kaum etwas und die Golf Punk ist auch stabil bei den Lesern. Das hat nix mit naiver Printaffinität zu tun. Print liegt allgemein gesprochen natürlich in den letzten Zügen, aber Du klopft so weit ich das einschätzen kann ausgerechnet auf dem Gebiet, wo es noch halbwegs funktioniert. Jetzt rein wirtschaftlich gesprochen, über das andere brauchen wir uns nicht unterhalten.

  9. You say Tomäätoo…. i say Tomaaaatoo. Der kommende Anzeigenschwund wird unsere Lieblinge hart treffen. Es wird weitere Kampfpreise und Mauscheleien geben – bis einer weint. Nur meine Meinung. Über die darf und muss man streiten. :-)

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