Im mecklenburgischen Göhren-Lebbin eröffnete im Jahr 2000 mit dem Golf- & Countryclub Fleesensee eines der größten deutschen Golfresorts. Auf drei 18-Loch-Plätzen verschiedener Schwierigkeitsgrade und zwei öffentlich zugänglichen 9-Loch-Plätzen kann man sich hier austoben. Ein ideales Umfeld, denn weit und breit ist nichts, was vom Golf ablenken würde. Lebensmittelpunkt des beschaulichen Örtchens ist ein kleiner Martkplatz und die größeren Städte in der Umgebung sind vom touristischen Standpunkt her nicht gerade einladend. So kann man das auf halbem Weg zwischen Hamburg und Berlin liegende Örtchen mit seinen Golf-, Tennis-, Squash- und Spa-Anlagen ein wenig überspitzt als Golf- und Freizeit-Ghetto bezeichnen. Denn jedes Haus, Hotel und Appartement ist hier auf die Golfer ausgerichtet, die im Jahr geschätzte 70000 Runden auf den Plätzen spielen.
Berühmt-berüchtigt wurde Fleesensee durch den Kafferöster Tchibo, der hier Anfang des Jahrzehnts günstige Golfmitgliedschaften anbot und die Anlage populär machte. Der hat seinen Namen mittlerweile von dem kürzesten der drei 18-Loch-Plätze zurückgezogen, doch der heute als Axel Lange Generali Course firmierende Platz heißt im Alltagsgebrauch unter Golfern noch immer Tchibo Course. Ideal für Golfanfänger ohne dabei für fortgeschrittene Spieler langweilig zu werden, ist dies ein idealer Startpunkt für den Urlaub. Der zweite Platz ist der abwechslungsreiche Scandinavian Course, der vom schottischen Architekten Ross McMurray mit Anleihen an seine Heimat gestaltet wurde und wellige Fairways mit großen Grüns paart. Konzentrieren soll sich diese Besprechung jedoch auf das Schmuckstück der Anlage: den Schloss Course.
Zu Füßen des Schlosshotels nimmt die Runde auf dem ebenso anspruchsvollen wie schönen Platz ihren Anfang. Wer wie ich überheblich zwischen den weißen Abschlägen aufteet, kann dabei schnell sein blaues Wunder erleben. Zwar ist das erste Loch ein humaner Einstieg – die Schwierigkeit liegt hier beim Schlag ins gut verteidigte Grün – doch im weiteren Verlauf muss man desöfteren bis zu 200 Meter überbrücken um überhaupt das Fairway zu erreichen. Nicht immer leicht, da es dank schmaler Fairways und hoher Roughs strategisch oft klüger ist, den Driver stecken zu lassen. Überhaupt wird Strategie auf diesem Kurs groß geschrieben, denn es gibt nichts, was sich hier nicht findet. Topfbunker, Carrys über Ausgrenzen (Bahn 3), erhöhte Grüns (Bahn 8), extreme Höhenunterschiede (Bahn 11), einen Baum als Grünverteidung (Bahn 14) und ein mächtig langes Par 4, das zum Überfluss auch noch bergauf gespielt wird (Bahn 18).
Doch nicht nur die abwechslungsreichen Bahnen garantieren eine schöne Runde, auch die Pflege ist außerordentlich gut. Die Grüns sind schnell und glatt, Fairways und Rough perfekt geschnitten und die Bunker vorbildlich gepflegt. Kurzum: der Pflegezustand ist genau so wie man es von einer Anlage erwarten kann, die in erster Linie auf Greenfeespieler ausgerichtet ist. Ein kleiner Insider-Tipp noch: Wer nicht unbedingt ausschlafen muss, sollte sich eine frühe Startzeit buchen. Nicht weil der Platz dann besonders leer ist, sondern weil morgens noch leichter Nebel über dem Schloss Course hängen kann. Kombiniert mit dem Sonnenaufgang ergibt sich ein Bild von unvergleichbarer Schönheit. Wenn man dann auch noch an Bahn 8 nach verzogenem Schlag ins Grün einen blinden Schlag einlocht, ist der perfekte Golftag komplett.
Sogar nach der Runde kann man sich noch spielerisch einige Stunden vertreiben, da die Übungsanlagen einzigartig sind. Von der kreisrunden Golf-Arena mit 400 Metern Durchmesser über die zahlreichen Putting-, Chipping- und Pitchinggrüns gibt es unendlich viele Möglichkeiten um an seinem Spiel zu schleifen. Einziger Negativpunkt: Der Start des Schlosskurses liegt weitab von den Trainings-Anlagen. Zwar gibt es einen Shuttle-Service und eine eigene, kleiner, Driving-Range, dennoch muss man etwas zusätzliche Zeit einplanen.
Gespielt: 2010