Ein Golfplatz nur für Mitglieder: Mit diesem Konzept wollte der Golfclub Oberalster in Deutschland eine Nische besetzen. Doch nachdem es Gerüchte gab, dass der Verkauf von Mitgliedschaften schleppend lief und die Insolvenz eines Bauunternehmers einen weiteren Ast in die Speichen warf, ist man vorerst von dem Konzept abgerückt. Seit dem 1. Mai kann auch jeder Normalsterbliche die 18 Löcher des deutsch-kanadischen Architekten David Krause spielen. Diese Chance haben wir uns natürlich nicht entgehen lassen. Erst nahm der Reisegolfer die Anlage in Augenschein, dann folgte der Linksgolfer. Und als wir feststellten, dass wir in vielerlei Punkten nicht einer Meinung waren, blieb nur eine Möglichkeit: wir mussten darüber diskutieren.
Linksgolfer: So, lieber Reisegolfer. Am letzten Freitag habe ich auch Hamburgs (oder genauer gesagt Schleswig-Holsteins) neue Perle, den Golfclub Oberalster, gespielt. Und es scheint, als wäre er einer der wenigen Fälle, in denen wir nicht ganz konform gehen. Aber zuerst einmal das Formale: Wann hattest Du den Platz gespielt und in welchem Zustand war er damals?
Reisegolfer: Durch die Werbung, die Oberalster in den letzten Jahren bekommen hat und die begleitenden Diskussionen über den geplanten privaten “Country Club” habe ich am 18. Juni zugeschlagen, als man dort sogar 2-for-1 spielen konnte. Der Zustand des Platzes war in meinen Augen unterschiedlich. Die Fairways waren okay, aber die Grüns waren teilweise viel zu lang und unterschiedlich schnell. Aber, wie Du ja weißt, blende ich so etwas in meinen Bewertungen aus. So etwas kann einen Tag später schon wieder anders sein, wie wir ja auf den Lofoten erlebt hatten.
Die Lofoten sind ein gutes Stichwort. Genau wie dort konnte man hier sehen, welche Löcher schon länger fertig sind. Bei mir waren die Fairways auf den Back 9 in einem deutlich besseren Zustand als die Fairways auf den Front 9. Aber es stand am Tresen ein Schild, dass die Fairways nicht gut sind und es gab reduziertes Greenfee, von daher alles in Ordnung. Bevor wir über den Platz reden, sollten wir vielleicht noch mal das ursprüngliche Konzept des Clubs thematisieren, das aktuell über den Haufen geworfen wurde, vielleicht aber – man weiß es nicht – noch nicht ganz tot ist. Was hältst Du von der Idee eines Country Clubs in Deutschland, der nur einer exklusiven Riege aus Mitgliedern vorbehalten ist, die dafür einen hohen Mitgliedsbeitrag zahlen?
Grundsätzlich finde ich die Idee ganz in Ordnung. Wenn das jemand aufbaut und die notwendigen Mitglieder bekommt. Da es ja schon ein paar Personen gegeben hat, die die hohe Eintrittsgebühr gezahlt haben, gibt es ja auch Interesse an so einem Konzept. Und wenn man dort unter sich bleiben möchte, warum nicht. In den Hafenclub an den Landungsbrücken in St. Pauli kommt auch nicht jeder, der gerne möchte.
Aber meinst Du nicht, dass man den Mitgliedern dann auch was exklusives bieten sollte? Der einzige Exklusiv-Gedanke von Oberalster schien ja zu sein, dass man auch Sonntagnachmittag spielen kann, weil der Platz nicht überlaufen ist. Aber diesen Luxus hat man heute ja ohnehin schon in vielen Clubs, weil die Mitgliederzahlen in den letzten Jahren nicht gerade explodiert sind. Aber davon – und von der exzellenten Übungsanlage – abgesehen habe ich jetzt nicht vieles entdeckt, was dem Club ein Exklusiv-Flair gibt. Die Anfahrt führt ganz unsexy durch ein Industriegebiet und mein erster Gedanke beim Blick über den Platz war: „Das sieht ja ganz ähnlich aus wie ein paar Kilometer weiter in Glinde”
Da hast Du natürlich Recht. Um sich als exklusiv abzugrenzen, muss man schon einiges bieten. Meine Antwort war auch auf die Idee für einen exklusiven Club bezogen. Der heutige Zustand in Oberalster hat nicht viel mit den Ideen und Versprechungen aus der Anfangszeit zu tun.
Kommen wir zum Platz. Es ist – wieder mal – ein Faux Links geworden. Irgendwie kommt es mir vor, dass zwei von drei neuen Plätzen in Deutschland aktuell in diesem Stil gebaut werden. Ich habe das mittlerweile ehrlich gesagt ein wenig über. Wie ist deine Einstellung dazu?
Ich bin ehrlich. Ich kenne nicht genug neue Plätze in Deutschland. Aber von dem, was man auf Fotos sieht, kann es stimmen. Das ist vielleicht dem Erfolg von Budersand und Winston Links zu verdanken. sie stehen in den veröffentlichten Ranglisten oben und sind beliebt beim Publikum. Ich spiele zwar auch sehr gerne Parklandkurse. Aber die benötigen immer etwas mehr Zeit als linksartige Kurse, um zu wachsen. Ich denke mal, dass die Investoren von neuen Plätzen dieses gerade wünschen, weil es möglicherweise erfolgreich ist.
Winston, Glinde, Wilkendorf, Rethmar. Auf gewisse Weise ja auch Föhr fallen mir ganz spontan als Beispiele ein, aber das waren sicher noch längst nicht alle. Dieser Look mit den aufgeschobenen Hügeln am Fairwayrand wirkt im norddeutschen Flachland für mich einfach immer vollkommen deplatziert. Apropos Hügel: Ist Dir aufgefallen, dass sie einige von ihnen gemäht haben, andere dann aber als Ballfresser naturbewachsen lassen? Ich denke es würde dem Platz sehr gut zu Gesicht stehen, wenn sie mehr von ihnen abmähen so wie auf den Back 9. Mag sein, dass das aufgrund von Umweltschutzbestimmungen nicht möglich ist, aber es ist rein ästhetisch schon netter, wenn ein Platz aus einem Guss aussieht. Bei den Bunkern fand ich es noch störender. Es gibt die typischen Bunker, die man aus unseren Gegenden kennt, dann hat man revetted Bunker eingestreut und schließlich – offensichtlich beim Versuch ein Signature Hole zu schaffen – an der 17 die Bunker mit Balken ausstaffiert. Einen so wilden Mix habe ich bisher noch nicht gesehen. Nun kann man sagen, das ist nicht unbedingt entscheidend für einen Golfplatz, weil es das Spiel nur marginal beeinflusst. Aber das Auge isst nicht nur mit, es spielt auch mit. Und für mich sieht Oberalster einfach aus, als hätten drei Architekten hier unabhängig voneinander die Löcher gebaut.
Auf der einen Seite stimme ich Dir zu. Es wirkt teilweise wie ein wilder Stilmix. Auf der anderen Seite gehöre ich nicht zu denen, die Kopien auf Golfplätzen verurteilen. Alles wird irgendwann das erste Mal gemacht und dann halt, wenn es erfolgreich ist, von anderen übernommen. Die Bahnschwellen im Bunker beispielsweise, die Pete Dye berühmt gemacht hat, wurde nach ihm ja auch noch eingesetzt. Das mit den Hügeln und dem zu langen Gestrüpp fiel mir übrigens auch auf. Da ich vor Ort keinen fragen konnte, habe ich es auf Umweltauflagen geschoben. Aber so eng fand ich die Fairways nicht. Man muss schon arg streuen, damit der Ball auf einem Hügel landet. Und ich denke mal, dass die 17 nicht als Signature Hole gedacht ist. Das sind eher die 9 und/oder die 18.
Ob es Kopien sind, finde ich auch nebensächlich. Aber da wir hier über Golfplatz-Architektur reden: Vergleich Oberalster doch mal mit einem Gebäude. Versailles hat eine traumhafte Architektur. Das Taj Mahal und das Guggenheimmuseum auch. Aber wenn jemand die drei direkt aneinander gebaut hätte, würde man sich auch fragen, was das soll.
Dein Vergleich in Bezug auf das Design eines Golfplatze und Oberalster ist zwar etwas zugespitzt, aber auch das gibt es und es gibt Menschen, die das mögen. Das heißt dann Disney World oder Universal Studios oder wie auch immer. Und so etwas ist es hier nun wirklich nicht. Herr Rookledge und sein Partner wollten ihren zukünftigen Kunden etwas bieten. Es ist vielleicht kein Spitzenplatz, aber ganz in Ordnung. In und um Hamburg gibt es schlechtere Plätze.
Dann mal Butter bei die Fische. Wo würdest Du Oberalster im Hamburger Raum einordnen? Unseren Lieblingsplatz Falkenstein einmal außen vor gelassen…
Ganz klar Mittelfeld. Wenn auch etwas besseres. Er reicht nicht an die meisten Plätze der alteingesessenen Platzhirsche heran. Beispiele für (um einiges) bessere Plätze wären z.B. Hittfeld, Walddörfer, Wendlohe. Da das ursprüngliche Konzept für Oberalster ja nicht gegriffen hat, meine ich, dass der Kurs nicht unbedingt hätte gebaut werden müssen. Persönlich finde ich, dass wir auch so schon ein Überangebot in und um die Hansestadt haben. Es gibt genug Plätze, wo man gegen Greenfee spielen kann.
Ich habe hier noch nicht so viele Plätze gespielt wie Du, aber ich denke er ist eher unteres Mittelfeld. Ich würde ihn über Treudelberg heben und unter den von Dir genannten. Auf einem Level mit Kaden etwa, wobei ich Kaden deutlich schwächer einschätze als die meisten. Gehen wir mal in die Details des Platzes. Du hast schon gesagt, dass Du nicht die in einigen Foren verbreitete Meinung teilst, dass der Platz zu schwer ist. Da würde ich Dir Recht geben. Zwar verliert man ganz schnell Bälle, wenn man auf den Front 9 das Fairway verfehlt. Aber man muss an den Löchern mit wenig Platz auch nicht unbedingt Driver spielen. Das Erstaunliche in Oberalster ist ja, dass es lediglich zwei Sets von Tees gibt. Und selbst von den Backtees sind die meisten Löcher nicht allzu lang. Kein einziges Par 4 zählt für Herren über 400 Meter, nur eines der vier Par 5s übertrifft die 500-Meter-Marke. Das ist gerade bei trockenen Platzverhältnissen auch für kürzere Spieler machbar. Was waren denn für Dich die Highlights und Lowlights des Platzes?
Mir gefielen die Par 5s von Oberalster ganz gut. Vor allem die 3 und die 12. Kann zwar auch daran liegen, dass ich Par 5s dieser Längen gerne mag als Shorthitter, aber die Löcher bieten auch Optionen. Bei der 3 kann man beim dritten Schlag entweder das Grün direkt über das Gestrüpp angreifen, oder man kann weiter geradeaus spielen und dann (fast) ohne Hindernisse das Grün anspielen. Die 12 finde ich gut, weil es ein Par 5 ist, bei dem man nicht einfach nur draufhauen kann. Die Bäume erst links und später rechts machen das Loch interessant und abwechslungsreich. Von den Par 4s fand ich die 15 ganz witzig. Das hatte auch Optionen und das Grün fand ich gut gestaltet. Und als Par 3 bevorzuge ich, jetzt bitte nicht den Kopf schütteln, die 17. Mit 115 Metern ein recht kurzes Loch mit einem kleinen, erhöhten Grün, welches nach vorne links etwas abfällt. Die beiden Inselgrün Löcher sind ganz witzig und nett anzusehen vom Parkplatz, aber so besonders fand ich sie nicht. Lowlights waren für mich die 7 und die 13. Ein Baum in der Mitte und ein Graben vor dem Grün machen noch kein gutes Loch aus. Und bei Dir? Gab es auch etwas, was Dir gefiel?
Ich habe ja gar nichts gegen die 17 an sich, ich habe nur etwas gegen die 17 im Zusammenspiel mit dem Rest des Platzes. Für sich genommen ist sie ein gutes Loch. Allerdings hat mir die 8 als Par 3 noch besser gefallen. Mit 144 Metern noch eine faire Länge, ein guter Look durch den erhöhten Abschlag und das erhöhte Grün hinter einem kleinen Bach. Und für alle, die sich nicht trauen anzugreifen, sogar noch eine ordentliche Landezone vor dem Bach. Ich mochte die 4, ein mittellanges Par 4, das vom Abschlag Angst einflößt, weil es aussieht, als müsste man den zweiten Schlag 180 Meter carry über Gestrüpp und Wasser schlagen, wenn man dann im Fairway liegt aber durchaus Optionen bietet. Die 10, weil hier die Hügel abgemäht wurden und einen guten Look gaben. Und tatsächlich sogar ein wenig die 18, ein Par 4 das die meisten beim ersten Mal sicherlich erst mit dem dritten Schlag angreifen werden, aber bei etwas Platzkenntnis durchaus machbar ist. Ganz anders hingegen das andere Signature Hole.
Die 9 ist für mich ein Desaster, genauer gesagt das Grün der 9. Inselgrün schön und gut, aber wie man ein Inselgrün zusätzlich noch so klein und so absurd onduliert machen kann, dass man selbst mit vorlegen und einem Wedge noch in Trouble kommen kann, ist einfach nur lächerlich. Auch die Landezone der Bahn 5 ist absurd. Wenn man mit einem guten Drive den linken Fairwaybunker passiert, wartet direkt dahinter eine Waste Area. Die effektive Landezone für den Drive ist damit vielleicht 5-10 Meter breit und zudem sieht die Waste Area auch noch schrecklich aus. Ebenso hätte man sich vor dem Grün der 11, einem Par 3, die Waste Area rechts sparen können. Wenn die Fahne dort gesteckt ist, reicht die geringe Tiefe des Grüns für einen Schlag aus 180 Metern vollkommen als Verteidigung aus. Dies sind alles Dinge, die in der Verantwortung des Architekten liegen. Für ein anderes Problem gebe ich ihm hingegen einen Freibrief. Zwischen Loch 7 und 8 und Loch 17 und 18 sind viel zu lange Wege zu bewältigen. Dies liegt aber einzig und alleine daran, dass das Gelände dort zu eng wird. Und weil der Besitzer vermutlich darauf bestanden hat, zwei 9-Loch-Schleifen zu bauen, die zum (noch zu bauenden) Clubhaus zurückführen, wird dieses Gelände zu einem echten Flaschenhals, was ein echtes Problem für den Platz ist (und auch die relative enge der ersten Löcher begründet)
Der Flaschenhals und die relative Enge ist sicher in der Grundstückssituation begründet. Und der Plan, zukünftigen Mitgliedern von der Clubhausterrasse aus einen Blick auf 2 Inselgrüns zu bieten, ist doch ganz okay. Die langen Wege an einigen Stellen gefielen mir auch nicht. War aber anscheinend nicht anders zu machen. Ich gehe mal davon aus, dass der Architekt aufgrund von fehlender Fläche nicht viele andere Möglichkeiten hatte. Und wir wissen auch nicht, welche Umweltauflagen es gab. Bei der 9 stimme ich Dir zu. Das Grün ist wirklich etwas klein und die Ondulierung kann man tatsächlich als etwas übertrieben bezeichnen. Bei der 5 kann ich Dir nur teilweise zustimmen. Man muss hier beachten, wie lang die Drivelänge beim Durchschnittsspieler ist. Denn für die ist der Platz gebaut. Und nicht viele von denen werden in der von Dir beschriebenen Landezone landen. Und die Singlehandicapper werden beim zweiten Mal sicher nicht den Driver nutzen. Die Wastearea sieht sicher nicht so gut aus. Da erwarte ich bei einem frischen Platz nicht allzu viel. Das sieht in zwei Jahren anders aus, oder man hat bis dahin die Wastearea entfernt. Alles in allem muss ich sagen, dass der Golfclub Oberalster vom Design ganz in Ordnung ist, aber nicht ganz zu den Ansprüchen vom ursprünglich geplanten “Exklusivsten Golfclub Hamburgs” passt. Wenn es ihn denn dann noch gibt, schaue ich ihn mir in 4 oder 5 Jahren noch mal an.