Ende Februar ließ Schleswig-Holsteins Finanzministerin Monika Heinold in der Print-Ausgabe des Magazins Der Spiegel eine unbedachte Äußerung in der Steuerdebatte los.
Steuersünder zeigen sich nur an, wenn sie Angst haben, dass wir sie in Handschellen vom Golfplatz holen; deshalb müssen Bund und Länder eine Sprache sprechen, die auch auf Golfplätzen verstanden wird
Resultat war der obligatorische Beißreflex unseres Obersten Golfherren Hans-Joachim Nothelfer, der schon in der Randsportarten-Debatte mit Dr. Thomas De Maizière eine peinliche Figur abgegeben hat. Alles was dazu zu sagen war, hat Golfnerd Denis Krick bereits in einer exzellenten Stellugnahme gesagt. Thema gegessen, fertig – so dachte ich zumindest. Aber nein, der notorisch dünnhäutige Golfer kann es natürlich nicht lassen und so begannen Golfportale wie Golf Journal oder Golf Post dem Facebook-Pöbel das Zitat zum Fraß vorzuwerfen.
Das Ergebnis war einerseits positiv, weil die Kommentare eindeutig belegen dürften, dass auch in der Mitte der Gesellschaft Golf gespielt wird – und teilweise sogar noch darunter. Andererseits musste man sich dafür schämen, dass sich kaum jemand inhaltlich mit dem Thema beschäftigte sondern lustigerweise ähnlich pauschale Verunglimpfungen in die Welt setzte. Ein paar ausgewählte Kommentare:
So eine hirnlose Aussage kann nur von einem Politiker kommen…
Was sind 100 Politiker zusammen gekettet auf dem Meeresboden? Ein guter Anfang!!!
Die Dame wäre als 150 Meter Markierung auf der Range weit besser aufgehoben.
Schade, dass solch engstirnigen, noch dazu mit wenig Intelligenz gesegneten Schubladendenkern immer wieder nur der Weg in die Politik bleibt.
So dumme Worte können nur von einer grünen Politikerin kommen
Kann ihr jemand auf den Kopf scheissen?
Schlampe
Nun sind solche Kommentare für Politiker sicherlich nichts ungewöhnliches, schließlich gehören sie zu den unbeliebtesten Berufsgruppen in Deutschland. Ironischerweise würde aber in einer repräsentativen Umfrage vermutlich auch der Golfsport zu den Sportarten mit dem schlechtesten Image zählen. Und dies ist das ganze Problem an der Geschichte. Denn rein sachlich hat die Frau nicht einmal so ganz unrecht. Denn nach allem was wir über Steuersünder wissen sind sie überwiegend männlich, verdienen viel Geld und finden in Ostdeutschland kaum statt. Und was wissen wir über Golfer? Laut aktueller DGV-Statistik sind 63% Männer, laut einer älteren Statistik liegt das Haushalts-Nettoeinkommen deutlich höher als bei anderen “Luxus”-Sportarten wie Segeln oder Reiten, und die Bundesländer mit der geringsten Golfer-Dichte im Vergleich zur Bevölkerung heißen Sachsen, Thüringen, Sachsen-Anhalt und Berlin. Ja, wirklich verwunderlich wie Frau Heinold für ihren Vergleich ausgerechnet auf den Golfsport gekommen ist.
Doch das Protestpamphlet von Hans-Joachim Nothelfer hat noch ein ganz anderes Problem. Unser verehrter Präsident schreibt an Frau Heinold:
Sie zeichnen in unangebracht populistischer Manier ein Bild des Golfsports als „Sport der Steuerhinterzieher“ und bringen damit etwa 650.000 im DGV organisierte golfsportbegeisterte Deutsche in Verruf
Egal wie blöd die Aussage der Finanzministerin insgesamt war, die Aussage ist nicht etwa “Alle Golfer sind Steuerhinterzieher”, die Aussage ist maximal “alle Steuerhinterzieher spielen Golf”. Ein himmelweiter Unterschied – und eine Stoßrichtung, die man zumindest nicht komplett als aus der Luft gegriffen bezeichnen kann. Aber letztlich ist das Problem nicht Frau Heinold, sondern Herr Nothelfer, der es in seiner Amtszeit nicht geschafft hat, den Golfsport aus dem Bereich der – ja, ich benutze das böse R-Wort – gesellschaftlichen Randsportart herauszuführen.
Ja, es wird nach außen immer schön getan als wolle der DGV alles dafür tun, damit der Golfsport sich in der gesellschaftlichen Mitte wiederfindet. Aber wie sieht denn die Realität aus? Tatsächlich hat der DGV resigniert und will vermeintlichen Wachstum schaffen, indem er in erster Linie die Generation 55+ rekrutieren will. Und während auf der einen Seite behauptet wird, Golf sei nicht mehr der Sport der Reichen, wird an anderer Stelle genau dieser Fakt mit offenen Armen begrüßt. Siehe beispielsweise der Golfclub Beuerberg, einer der “Leading Golf Courses of Germany” (ein Thema für sich), dessen Ansprache an mögliche Sponsoren mehr Schaden für das Image des Golfsports in Deutschland anrichtet, als es eine semi-bedeutende Politikerin mit einem Nebensatz tut:
– Klientel mit überdurchschnittlicher Kaufkraft – 61% der Golfer verfügen über ein Haushalts-Nettoeinkommen von über 3.750 Euro/Monat
– Attraktive Zielgruppe mit ausgeglichener Altersstruktur – 46% der Golfer sind zwischen 21 und 54 Jahre, 44% sind über 54 Jahre alt
– Golf ist Business-Sport Nr. 1 und exzellente Plattform für Business to Business Kontakte
DAS ist Golf in Deutschland. Und statt einen Shitstorm gegen die Politikerin loszutreten, wie es Hans-Joachim Nothelfer von den Golfmedien gefordert hat, wäre es vermutlich sinnvoller einen Shitstorm gegen den DGV loszutreten, der sich bis heute weigert dieses Problem offen anzugehen. Denn Lösungsvorschläge sind durchaus vorhanden.