Letzte Woche hatte ich die Gelegenheit, in Hayling wieder mal einen Linkskurs zu spielen. Der Club liegt östlich von Portsmouth direkt am Strand gegenüber der Isle of Wight. Gegründet wurde der Club 1883 und schon ein Jahr später gab es einen 18 Loch Kurs. Bis auf die Löcher 1 und 18 spielt man in den Dünen. Bäume gibt es natürlich nicht, dafür genügend Ginsterbüsche. Das Land, auf dem sich der Club befindet, gehörte die ersten 110 Jahre der Familie Sandeman (die mit dem Sherry). Die Familie stellte auch viele Jahre den Präsidenten. Heutzutage gehört das Gelände dem Club. Der Platz an sich taucht in England in einigen Top 100 Listen auf. Und das hat er auch verdient. Nun aber weg von der Geschichte hin zu unserem großartigen Golferlebnis.
Einige Tage zuvor rief ich im Club an und man erzählte mir, dass am Wochenende Besucher ab 10.00 Uhr zugelassen sind. Wenn wir also um 09.30 dort sind und uns anstellen, können wir ohne Probleme beginnen. Wir sollten nur bis ca. 10.45 starten, da ab 11.00 ein Turnier stattfindet. Gesagt, getan. Nach einem Nachtabbruch (06:30 Uhr) ging es nach einem ausgiebigen Frühstück Richtung Süden zum Ärmelkanal. Über der Themse in Staines lag noch leichter Nebel. Aber oberhalb des Nebels sah man schon strahlenden Sonnenschein. Es war nicht allzu warm (3°C), aber dies sollte sich noch ändern. Nach 90 Minuten Fahrt trafen wir pünktlich und voller Vorfreude auf dem Club-Parkplatz ein. (man beachte die Strandhütten auf dem Bild).
Entgegen den Anweisungen wechselten wir unsere Schuhe am Auto und nicht im Clubhaus. Aber man möge uns diesen Fauxpas verzeihen. Wir wollten keine Zeit verlieren. Auf dem Übungsgrün dann die erste positive Überraschung. Das Grün war unglaublich schnell und spurtreu. Dann sind wir zum Abschlag und haben uns einfach mal eingereiht. Irgendwie müssen wir uns dabei verraten haben. Auf jeden Fall fragte man uns sofort, ob wir aus Deutschland kommen und wie wir es hier finden. Und wir sollten auf die Grüns von Hayling aufpassen. Diese seien etwas schneller. Netterweise hat man uns dann vorgelassen (wenn die geahnt hätten, dass sie den zweitlangsamsten Zweierflight Norddeutschlands vorlassen…)
Also begannen wir einfach mit Loch 1, einem Par 3. Und mit einem drei Drei-Putt. Man muss sich also doch erst an die Geschwindigkeit gewöhnen. Am nächsten Loch (Par 5) gab es dann sogar ein erstes Par. So ging es dann weiter durch die Dünen. Das Spielen war einfach ein Genuss und der Score meist zweitrangig. Es war einfach ein Golferlebnis erster Klasse. Der Club wurde während des Krieges übrigens von der Royal Navy als Ablenkung für deutsche Bomber genutzt. Portsmouth (2 Meilen Luftlinie) war der wichtigste Marinehafen der Royal Navy. Also hat man einfach mit besonderer Beleuchtung auf dem Golfplatz die Stadt Portsmouth simuliert. Das Ergebnis für den Platz waren einige zusätzlich Unebenheiten. Ob es Portsmouth geholfen hat, habe ich nicht herausfinden können. Spuren dieser Zeit finden man u.a. auf Loch 7.
Die Runde hier im Hayling Golf Club hatte rein golferisch Höhen und Tiefen. Aber als Gesamterlebnis war es einfach toll. Auch die Abschläge waren teilweise richtig Klasse und eine Herausforderung. Blinde Abschläge, an denen man nur Dünen und einen schwarz-weißen Stab sah. Oder Fairways, die mehr als 150 yards vom Abschlag begannen (dazwischen war hohes Dünengras). Ab Loch 14 wurde das Wetter etwas schlechter. Es kamen Wolken und die Sonne lachte etwas seltener. Ob es mit dem Wetter zusammenhing, kann ich nicht sagen. Aber ab Loch 14 gönnte ich mir eine kleine spielerische Pause. Ab Loch 17 hatte ich mich dann aber wieder gefangen und die letzten beider Löcher wurde mit einem Bogey beendet.
Nach der Runde ging es dann zum Lunch in das schöne Clubhaus. Die Wolken verzogen sich auch wieder. Leider hatten wir schon Oktober. Sonst hätten wir wohl nochmal 18 Loch gespielt. So sind wir dann aber über Arundel (ein süßes mittelalterliches Örtchen) zurück nach Staines gefahren.
Gespielt am 20.10.2007